Seltene Erden: USA und Saudi-Arabien setzen ein Signal gegen Chinas Dominanz
MP Materials US5533681012 A2QHVL gründet gemeinsam mit dem US Verteidigungsministerium und dem saudischen Rohstoffkonzern Maaden (ein Joint Venture für eine Seltenerd-Raffinerie in Saudi-Arabien. Die Beteiligung ist klar verteilt. Die US-Seite hält zusammen bis zu 49 %, Maaden mindestens 51 %. Das neue Werk soll Rohstoffe aus Saudi-Arabien und anderen Regionen verarbeiten und die Industrie in beiden Ländern versorgen.
Das US Verteidigungsministerium übernimmt laut Unternehmensangaben die Finanzierung des amerikanischen Anteils während MP Materials Technologie und Betriebserfahrung einbringt. Maaden steuert Kapital, lokale Infrastruktur und Zugang zu Lagerstätten bei. Ziel ist eine belastbare Lieferkette für Seltene Erden Oxide die von der zivilen Elektronik bis zur Rüstungsindustrie gebraucht werden, wie die Financial Times berichtet.
Das neue Werk soll Chinas Dominanz bei Seltenen mindern
Seltene Erden sind eine Gruppe von Metallen, die für Permanentmagnete in Elektromotoren, Windturbinen, Sensoren und militärischen Systemen benötigt werden. Heute stammen laut Schätzungen rund 60 % des weltweiten Minenangebots aus China. Fast die gesamte Verarbeitung findet dort statt. Peking hatte seine Marktmacht zuletzt mit Exportbeschränkungen untermauert, was in westlichen Industrien zu Nervosität geführt hat.
Das geplante Werk in Saudi-Arabien soll sowohl leichte als auch schwere Seltene Erden trennen und raffinieren. Gerade schwere Elemente sind außerhalb Chinas schwer zu beschaffen, ihre Trennung ist technisch anspruchsvoll und teuer. MP Materials gewinnt bislang vor allem leichte Seltene Erden aus der Mine Mountain Pass in Kalifornien und baut in den USA eine eigene Anlage für die Trennung schwerer Elemente auf.
Durch die neue Raffinerie entsteht für westliche Abnehmer eine zusätzliche Option. Die Anlage soll nicht nur US- und saudische Industrien beliefern, sondern Überschüsse auch an verbündete Staaten verkaufen. In Kombination mit Projekten in den USA entsteht so schrittweise ein Netzwerk alternativer Kapazitäten, das die Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten verringern soll.
MP Materials und Maaden planen Ausbau von Förderung und Veredelung
MP Materials ist derzeit der einzige vollständig integrierte Produzent von Seltenen Erden in den USA mit Minenbetrieb in Mountain Pass in Kalifornien und einer Magnetfabrik in Texas. Das Unternehmen will im Rahmen einer bereits im Juli vereinbarten öffentlichen privatwirtschaftlichen Partnerschaft bis zu 1 Mrd. USD in den Ausbau der US Verarbeitung und in zusätzliche Magnetproduktion investieren.
Die Vereinbarung mit Maaden baut auf einer Absichtserklärung auf, die beide Seiten im Mai 2025 unterschrieben hatten. Damals ging es um die Entwicklung einer vollständigen Wertschöpfungskette in Saudi-Arabien vom Bergbau über die Trennung bis zur Magnetproduktion. Nun konkretisieren die Partner zunächst den Raffinerieteil, prüfen aber auch eine Zusammenarbeit bei der Magnetfertigung im Königreich.
Saudi-Arabien wiederum verfolgt das Ziel, den Bergbau neben Öl und Petrochemie zu einem dritten Standbein der Volkswirtschaft zu machen. Maaden treibt eine Wachstumsstrategie voran, die unter anderem die Erschließung heimischer Lagerstätten von Kupfer, Gold, Phosphaten und Seltenen Erden vorsieht, und strebt zugleich internationale Beteiligungen über den Investmentarm Manara an.
Politische und sicherheitspolitische Dimension der Vereinbarung
Das Joint Venture ist nicht nur ein Industrieprojekt, es hat eine klare sicherheitspolitische Komponente. Das US Verteidigungsministerium sieht laut Reuters in der Saudi-Allianz einen Baustein, um kritische Materialien für Waffensysteme in befreundeten Staaten zu sichern. MP Materials selbst spricht von einem entscheidenden Schritt zur Neubalancierung der globalen Lieferkette, der die Rolle des Unternehmens als amerikanischer nationaler Champion unterstreiche.
Auch für die Beziehungen zwischen Washington und Riad ist das Projekt bedeutsam. Die Raffinerie reiht sich ein in eine Reihe wirtschaftlicher Vereinbarungen und in großvolumige saudische Investitionszusagen in den USA. Sie nutzt die günstige Energieversorgung, die Hafeninfrastruktur und die geographische Lage des Golfstaats, um zum Drehkreuz für kritische Mineralien zu werden.
An den Finanzmärkten kommt der Kurswechsel gut an. Die Aktie von MP Materials legte nach der Ankündigung des Joint Ventures zum US Handelsschluss um rund 8,6 % zu, die Marktkapitalisierung erreichte damit knapp 11 Mrd. USD. Seit Jahresbeginn ist das Papier um fast 290 % gestiegen, was die hohe Erwartung an die staatlich gestützte Ausbaustrategie widerspiegelt.
Langfristig hängt der Erfolg des Projekts davon ab, ob ausreichend Rohstoffquellen erschlossen werden und ob die Partner die anspruchsvolle Trenntechnologie in industriellem Maßstab stabil betreiben können. Gelingt dies, stärkt die Raffinerie nicht nur die Industriepolitik der USA und Saudi-Arabiens, sondern verschiebt auch die Kräfteverhältnisse in einem bislang klar von China dominierten Markt.