Trafigura CEO fordert staatliche Hilfe gegen Europas Metall-Kollaps

Trafigura CEO fordert staatliche Hilfe gegen Europas Metall-Kollaps Unsplash / Getty Images

Der CEO des Rohstoffhändlers Trafigura, Richard Holtum, warnt Europa vor seiner gefährlichen Verwundbarkeit in den Lieferketten für Metalle. Diese sei vergleichbar mit der Abhängigkeit von russischem Gas.

"Die wirtschaftliche Souveränität, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit und die Sicherheit Europas hängen nicht nur vom Zugang zu Mineralien ab, sondern entscheidend auch von der Fähigkeit, diese zu schmelzen und zu Metallen zu verarbeiten", schreibt Holtum in einem Beitrag für die Financial Times.

Holtum führt als Beispiel Metalle wie Germanium, Gallium und Antimon an. Diese seien für Verteidigungs- und Hightech-Anwendungen von entscheidender Bedeutung und zunehmend gefragt. So werde die Nachfrage nach Germanium in der EU-Schätzungen zufolge in den kommenden zehn Jahren um 30 % zulegen.

Privatsektor kann Wert von Metallen für nationale Sicherheit nicht beziffern

Dabei sei die EU jedoch vollständig auf Importe angewiesen. "Diese Metalle werden nur in geringen Mengen produziert, sind jedoch unverzichtbar, schwer zu ersetzen und werden in der Regel als Nebenprodukte von unedlen Metallen wie Zink, Blei und Aluminium gewonnen."

Holtum warnt, die Anfälligkeit bei der Versorgung mit Metallen falle in eine Zeit der zunehmenden Fragmentierung und De-Globalisierung der Weltwirtschaft. Die bisherige Annahme, dass freie Märkte immer optimale Ergebnisse liefern, treffe nicht mehr zu.

Bestimmte Metalle besäßen nun einen Wert für die nationale Sicherheit – einen Wert, den der Privatsektor nicht einpreisen könne. Holtum bezieht sich damit auf Maßnahmen in mehreren westlichen Ländern zum Aufbau nationaler Lieferketten unter dem Argument der nationalen Sicherheit, wie es zuletzt etwa durch die kanadische Regierung vorgebracht wurde.

"China hat die strategische Bedeutung von Metallen frühzeitig erkannt"

Im Mittelpunkt der geopolitischen Überlegungen sieht auch der CEO von Trafigura China. Die Volksrepublik habe "frühzeitig die strategische Bedeutung von Metallen erkannt und in Raffinerie- und Schmelzkapazitäten investiert, um sich die Versorgung zu sichern."

Der alte Kontinent hinke weit hinterher. Europa habe seit den 1990er Jahren "keine neue Greenfield-Schmelze mehr gebaut, und fast ein Drittel seiner Basismetallschmelzen wurden in den letzten zehn Jahren geschlossen oder eingeschränkt."

Bezeichnend: Lediglich die europäische Kupferproduktion habe in den vergangenen Jahrzehnten zugelegt – und dies sei auf die serbische Bor-Schmelze zurückzuführen, die unter chinesischer Kontrolle steht.

Holtum spricht die für diese Problematik bekannten Ursachen an: "Hartnäckig hohe Energiekosten in Verbindung mit historisch niedrigen Verarbeitungs- und Raffinierungsgebühren bedeuten, dass praktisch keine Schmelzhütte rentabel ist."

Der CEO weist darauf hin, dass Trafigura in Europa vier Zink- und Bleihütten betreibe und in diese seit 2019 680 Mio. EUR investiert habe. "Aber es gibt Grenzen für das, was Unternehmen allein tun können, wenn sie mit anhaltenden Verlusten konfrontiert sind."

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Modernisierung der europäischen Schmelzanlagen kostet 75-150 Mrd. EUR

Holtum fordert nach dem Vorbild anderer Länder staatliche Unterstützung. "Strategische Vermögenswerte" in Europa "können durch eine Kombination aus direkten Subventionen, wettbewerbsfähigen Strompreisen und niedrigeren Netzanschlussgebühren geschützt werden", stellt er in den Raum.

Holtum taxiert den Kapitalbedarf für die vollständige Modernisierung der europäischen Schmelzanlagen auf 75–150 Mrd. EUR. Dafür und zur Steigerung der Rückgewinnung kritischer Nebenprodukte wie Gallium, Germanium und Antimon solle Europa tief in die dirigistische Werkzeugkiste greifen. "Preisuntergrenzen, strategische Abnahmevereinbarungen, Vorräte an kritischen Materialien – und eine bessere Nutzung von Handelsbeschränkungen" seien erforderlich.

Abhängigkeit von Importen sei kein Schicksal. Europa verfüge über die industrielle Basis, das technische Know-how, die diplomatischen Beziehungen und die finanziellen Ressourcen, um seine Metallversorgung zu sichern. 

Am heutigen Montag beginnt, wie Holtum auch als Erläuterung zu seinem Beitrag auf LinkedIn schreibt, die EU Raw Materials Week.