US-Zinsausblick und höhere Codelco-Förderung belasten Kupfer
Der Kupferpreis hat am Dienstag seine Verluste ausgeweitet. Grund sind neue Unsicherheiten über die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) sowie Signale einer stabileren Angebotslage durch den chilenischen Produzenten Codelco USP3143NBB93 A2RXCF.
An der London Metal Exchange fiel der Preis für dreimonatiges Kupfer zeitweise um 2,4 % auf rund 10.855 USD je Tonne. Auf dem US-Terminmarkt COMEX lag der Kurs bei 5,013 USD je Pfund, was etwa 11.050 USD je Tonne entspricht.
US-Zinspolitik sorgt für Gegenwind an den Metallmärkten
Nachdem die Handelsgespräche zwischen Washington und Peking zu einer Entspannung geführt hatten, richtet sich der Blick der Anleger nun auf die US-Zinsentwicklung. Fed-Chef Jerome Powell erklärte, eine Zinssenkung im Dezember sei "keineswegs sicher". Dagegen äußerte Chicago-Fed-Präsident Austan Goolsbee, er sehe weiterhin Inflationsrisiken als zentrales Problem.
Diese widersprüchlichen Signale ließen den US-Dollar auf den höchsten Stand seit Mai steigen. Ein stärkerer Dollar verteuert für Käufer außerhalb der USA den Erwerb von Metallen und drückt daher die Notierungen. Analysten sprechen von einer typischen Korrektur nach der jüngsten Kupferhausse, die bis auf Rekordniveau geführt hatte.
Codelco stabilisiert die Angebotsseite trotz Unfallfolgen
Für Entspannung auf der Angebotsseite sorgte die jüngste Mitteilung von Codelco. Der staatliche Konzern, größter Kupferproduzent der Welt, erwartet für 2025 und 2026 eine leicht höhere Förderung als im Vorjahr. Damit zeigt sich das Unternehmen widerstandsfähig trotz des tödlichen Einsturzes in der El-Teniente-Mine Ende Juli, der die Produktion vorübergehend beeinträchtigt hatte.
Codelco-Vorsitzender Máximo Pacheco sagte gegenüber Bloomberg, man werde die Produktion von 2024 "leicht übertreffen". Im vergangenen Jahr hatte der Konzern 1,4 Mio. t Kupfer gefördert. Für die ersten neun Monate 2025 meldete Codelco einen Vorsteuergewinn von 606,9 Mio. USD, nur geringfügig weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Produktion stieg trotz der Unterbrechung um 2,1 % auf 937.000 t.
Unter Einbeziehung der Beteiligungen an El Abra (49 %), Anglo American Sur (20 %) und Quebrada Blanca (10 %) summierte sich die Gesamtausbeute auf 1,016 Mio. t – ein Plus von 1,4 % gegenüber dem Vorjahr. CEO Rubén Alvarado betonte, die Entwicklung sei "besonders bedeutsam, weil wir trotz des Unfalls das Wachstum fortsetzen konnten".
Analysten erwarten kein Defizit am Kupfermarkt
Der Markt reagierte auf die Meldung mit nachlassender Sorge vor einem strukturellen Angebotsdefizit. Laut Carsten Menke, Leiter Next Generation Research bei Julius Baer, seien die bisherigen Produktionsausfälle "nicht groß genug, um den Markt ins Defizit zu treiben". Die Nachfrage sei derzeit ohnehin "nicht sehr dynamisch" und werde durch die Entspannung im Welthandel kaum anziehen.
Die Investmentbank BMO Capital Markets sieht dennoch gewisse Risiken. Die Analysten hatten bisher mit einem Codelco-Produktionswachstum von 4 % für 2025 und 3 % für 2026 gerechnet. Nach dem Unfall senkten sie ihre Prognose leicht, gehen aber weiterhin von globalen Kupferdefiziten von etwa 200.000 t im kommenden Jahr und 300.000 t im Jahr 2026 aus – ein Szenario, das die Preise über 10.500 USD je Tonne stützen dürfte.
Langfristige Herausforderungen für den Branchenführer
Codelco steht trotz des positiven kurzfristigen Ausblicks unter finanziellem Druck. Die Nettoverschuldung liegt laut BMO bei rund 24 Mrd. USD, was dem Sechsfachen des operativen Ergebnisses (EBITDA) entspricht. Interne Stimmen fordern eine stärkere Fokussierung auf Profitabilität, da die milliardenschweren Modernisierungsprogramme die Bilanz weiterhin belasten.
Gleichzeitig bleibt die weltweite Nachfrage nach Kupfer von der wirtschaftlichen Entwicklung in China abhängig, dem größten Verbraucher des Metalls. Ein schwächeres Wachstum dort könnte die Nachfrage dämpfen, auch wenn der Übergang zu erneuerbaren Energien langfristig zusätzlichen Bedarf schaffen dürfte.

