Australiens Bergbaugiganten spüren die Grenzen des Eisenerz-Booms
Australiens Bergbaukonzern Hancock Prospecting steht vor einer strategischen Zäsur. Das Unternehmen der Milliardärin Gina Rinehart meldete für das Geschäftsjahr bis Juni einen Gewinnrückgang um 44 % auf 3,1 Mrd. AUD (rund 2 Mrd. USD). Der Umsatz sank laut um 21 % auf 11,6 Mrd. AUD. Grund seien niedrigere Eisenerzpreise und wetterbedingte Lieferausfälle in der Pilbara-Region.
Eisenerz ist Australiens wichtigster Exportrohstoff und trägt laut Ökonomen bis zu 4 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Doch die Abkühlung des chinesischen Immobiliensektors und der baldige Produktionsstart der Simandou-Mine in Guinea, die gemeinsam mit Rio Tinto entwickelt wird, erhöhen den Wettbewerbsdruck. Hancock spricht von einer "plateauierten" Nachfrage – ein Signal für eine mögliche Marktverlagerung.
Hancock reagiert mit Diversifizierung und Kritik an Regulierung
Während Eisenerz das Fundament bleibt, verlagert Eigentümerin Gina Rinehart den Schwerpunkt in kritische Rohstoffe. Beteiligungen an Lynas Rare Earths Ltd. AU000000LYC6 871899, MP Materials Corp. US5533681012 A2QAZ9 und Arafura Rare Earths Ltd. AU000000ARU5 787896 gewinnen an Gewicht. Diese Metalle sind Schlüsselbestandteile für E-Mobilität, Elektronik und Verteidigungstechnik. Nach Angaben der Financial Times haben die Werte der Beteiligungen von einer australisch-amerikanischen Initiative zur Stärkung nicht-chinesischer Lieferketten profitiert.
Gleichzeitig verschärft sich die politische Debatte über Regulierung und Umweltauflagen. Hancock-Chef Garry Korte kritisierte in der Ergebnisveröffentlichung die zunehmende Bürokratie und die Kosten zur Erreichung der Klimaziele. "Viele Unternehmen können die massiven Veränderungen und Kosten für strengere Netto-Null-Vorgaben nicht tragen", sagte Korte. Auch Rinehart warnte, dass übermäßige Regulierung Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit gefährden könnte.
Markt bleibt volatil trotz positiver Preisprognosen
Parallel dazu haben Analysten von Goldman Sachs ihre Preisprognose für Eisenerz leicht nach oben angepasst. Für 2026 rechnet die Bank nun mit 93 USD je Tonne, zuvor waren es 88 USD. Kurzfristig bleibt der Markt laut der Investmentbank jedoch angespannt: stabile chinesische Roheisenproduktion und eine Aufwertung des Yuan stützen die Preise, während Lagerbestände in den Häfen stagnieren.
Dennoch erwartet Goldman Sachs ab Ende 2025 wieder sinkende Kurse auf etwa 88 USD je Tonne. Der Grund liegt in der zunehmenden Eisenerzproduktion und einer möglichen Überversorgung des chinesischen Stahlsektors. Nach Angaben des Datenanbieters Kpler erreichten Chinas Importe im Oktober 113 Mio. t – den zweithöchsten Wert der Geschichte. 2024 lagen die Einfuhren bei 1,24 Mrd. t, ein Plus von 4,9 % gegenüber dem Vorjahr.
Zwischen Umbruch und Stabilität
Die Branche befindet sich damit in einer Übergangsphase. Während der kurzfristige Preisdruck gemildert scheint, mehren sich langfristige Anzeichen einer strukturellen Sättigung. Für Australien, dessen Rohstoffexporte stark auf Eisenerz konzentriert sind, steht eine strategische Neuausrichtung an.
Hancock versucht, diesen Wandel aktiv zu gestalten – mit Investitionen in kritische Rohstoffe und einer klaren Positionierung gegen politische Auflagen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob der Konzern die Balance zwischen Tradition und Transformation halten kann.