Kobalt-Comeback trotz schwacher EV-Verkäufe und Exportbremse

Kobalt-Comeback trotz schwacher EV-Verkäufe und Exportbremse picture alliance / Sipa USA / John Lamparski

Ein Mix aus Angebotssteuerung im Kongo (DRC), verschobener Nachfrage im EV-Sektor und politischer Beschaffung lässt den Kobaltmarkt wieder anziehen. In China stieg der gehandelte Preis für Kobaltsulfat, das in der Batteriekathode genutzt wird, bis August auf durchschnittlich 6.947 USD je Tonne – rund 90 % über Jahresanfang, aber deutlich unter dem 2022er Höchststand von 19.000 USD je Tonne. Parallel legte der Marktwert von Batteriekobalt im August auf geschätzte 180,1 Mio. USD zu, den höchsten Stand seit Ende 2022.

DRC drosselt Ausfuhren und verschiebt Marktgleichgewicht

Die Demokratische Republik Kongo, auf die rund 80 % der weltweiten Kobaltförderung entfallen, erhöhte 2024 als Beiprodukt der stark wachsenden Kupferproduktion ihren Kobalt-Output deutlich. Gleichzeitig verhängte Kinshasa im Februar ein viermonatiges Exportmoratorium und verlängerte dieses im Juni. Die Kombination aus steigender Förderung und zeitweise begrenzten Ausfuhren verknappte verfügbares Material entlang der Kette und stützte die Preise, obwohl die globale EV-Nachfrage gedämpft blieb.

Der Rückstau zeigt sich auch bei Produzenten: Während CMOC seine Kobaltausgabe ausbaute, warnte der zweitgrößte Produzent Glencore JE00B4T3BW64 A1JAGV, ein signifikanter Teil der Jahresproduktion könnte bis Ende 2025 unverkauft bleiben. Wie stark der Preis reagiert, falls die DRC Restriktionen lockert und Lagerbestände wieder in die Lieferkette fließen, ist offen.

Nickel, Kobalt und Mangan gewinnen an Gewicht

Trotz des anhaltenden Wachstums kobaltfreier LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat) gewannen NCM-Kathoden wertseitig an Gewicht. Nach Daten von Adamas Intelligence stellen die in Fahrzeugen installierten Tonnen von Nickel, Kobalt und Mangan inzwischen wieder mehr als die Hälfte des Werts des Batteriemetallkorbs, der im August 1,28 Mrd. USD erreichte. Der Materialwert des in EV-Batterien enthaltenen Kobalts stieg pro Fahrzeug auf durchschnittlich über 70 USD, nach weniger als 40 USD zu Jahresbeginn.

Mehr Kobalt wird dabei mit höher-nickeligen Kathoden eingesetzt, allerdings mit reduzierten Kobaltanteilen: Batterien mit unter 10 % Kobalt sind global dominierend. Von Januar bis August summierte sich der Wert der in EVs verbauten Nickel-, Kobalt- und Manganmengen auf 4,93 Mrd. USD. Nicht eingerechnet sind Prozess- und Konversionsverluste, sodass der Bedarf am Minenstandort spürbar höher liegt.

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Veränderte Angebotslandschaft

Die USA adressieren strategische Risiken: Das Verteidigungsministerium schrieb erstmals seit 1990 eine Lieferung von 7.500 t Kobalt über fünf Jahre aus – ein Signal an den Markt, aber zu klein, um potenzielle DRC-Zuflüsse vollständig zu absorbieren. In Kanada setzt Ontario auf heimische Verarbeitung und will Nordamerikas erste Kobalt-Raffinerie mit Batteriequalität ermöglichen. Laut Canada’s National Observer unterstützt die Provinz einen 100-Mio-CAD-Plan von Electra Battery CA28474P7065 A40YSL Materials an der Grenze zu Quebec mit 17,5 Mio. CAD aus dem Invest Ontario Fund.

Die geplante Anlage soll 6.500 t Kobaltsulfat pro Jahr liefern und damit Material für bis zu 1 Mio. Fahrzeuge bereitstellen. Wirtschaftsminister Vic Fedeli erklärte, das Projekt verbinde den Rohstoffreichtum des Nordens mit der industriellen Basis im Süden. Electras Investment  werde demnach "eine integrale Verbindung in den kritischen Lieferketten Ontarios schaffen". Electra-CEO Trent Mell betonte die geringere Abhängigkeit von Asien, wo über 90 % der weltweiten Kobalt-Raffination erfolgt.

Quo vadis Kobaltpreis

Branchenvertreter mahnen jedoch Realismus an. Ian London von der Canadian Critical Minerals and Materials Alliance fragte: "Wo ist der Kunde? Wer hat zu welchem Preis Abnahme zugesagt?" Ohne feste Abnahmen drohe ein Angebots- statt Nachfragemodell. Auch die angespannten EV-Märkte und handelspolitische Unsicherheiten könnten das Investitionsumfeld belasten. Gleichzeitig sieht der Batterieforscher Sheldon Williamson von der Ontario Tech University in der Raffinerie einen wichtigen Baustein zur Resilienz nordamerikanischer Lieferketten.

Für den Kobaltpreis bleibt damit ein Spannungsfeld: Kurzfristig stützen Exportpolitik, militärische Beschaffung und höhere NCM-Wertanteile. Mittel- bis langfristig entscheiden die tatsächliche Erholung der EV-Nachfrage, der Zeitplan neuer Raffineriekapazitäten in Nordamerika und der Umgang der DRC mit Lagerbeständen über Richtung und Volatilität.