Lithiumpreise und Lithiumaktien ziehen nach Zangge-Produktionsstopp deutlich an

Die Zijin Mining (ISIN: CNE100000502, WKN: A0M4ZR) Tochtergesellschaft Zangge stellt die Lithiumproduktion in einer Mine in Qinghai auf Anordnung der Behörden ein. Begründet wird die Anordnung mit dem Verstoß gegen Vorschriften. Die jährliche Kapazität der Anlage liegt bei 11.000 Tonnen Lithiumcarbonat.
Geht Peking gegen Preisdumping bei Rohstoffen vor?
Die Marktteilnehmer sehen in dem Schritt offenbar einen Hinweis darauf, dass Peking Ernst macht mit der Ankündigung, den übermäßigen Preiswettbewerb in zahlreichen Branchen zu regulieren, mit anderen Worten: Überkapazitäten abzubauen. Der am stärksten gehandelte Lithium Future an der Guangzhou Futures Exchange legte zeitweise um 5,5 % zu.
Mit den Lithiumpreisen zogen auch die Kurse vieler Lithiumproduzenten an, deren Bewertung in den vergangenen Jahren massiv unter dem Preisverfall des Batteriemetalls gelitten hatten.
Die Aktie des US-Lithiumherstellers Albemarle (ISIN: US0126531013, WKN: 890167) legte um mehr als 5 % zu, bei Ganfeng Lithium (ISIN: CNE1000031W9, WKN: A2N6UN) belief sich das Plus auf knapp 5 %, Sigma Lithium (ISIN: CA8265991023, WKN: A3CTYQ) legte sogar um mehr als 10 % zu, die SQM Aktie (ISIN: US8336351056, WKN: 895007) stieg um 7 %.
Ob das Überangebot auf dem Lithiummarkt durch die Schließung der Anlage – und möglicherweise eine veränderte chinesische Politik in dieser Hinsicht – endet? Analysten glauben nicht wirklich daran. Chen Jing vom Derivatehändler Galaxy Futures etwa wird bei Reuters zitiert: "Die spekulative Stimmung ist derzeit ziemlich stark, aber die tatsächlichen Auswirkungen werden begrenzt sein."
Zangge-Schließung reduziert Überschuss um wenige Prozent
Tatsächlich spricht viel Hoffnung aus der Marktreaktion. Zum einen scheint die Bedeutung der Zangge-Anlage begrenzt: Die Shanghai Metals Exchange schätzte allein den chinesischen Marktüberschuss in diesem Jahr im Januar auf 34.000 Tonnen, den globalen Überschuss sogar auf 135.000 Tonnen (jeweils Lithiumcarbonatäquivalent, LCE). Sollte die Schließung der Anlage andauern, würde das Angebot um etwa 5.000 Tonnen verringert – kein Gamechanger.
Zudem ist unklar, wie lange die Anlage tatsächlich geschlossen ist. So wurde nicht mitgeteilt, gegen welche Vorschriften verstoßen wurde. Zangge selbst will keinen Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Produktion nennen: "Da der konkrete Zeitpunkt der Wiederaufnahme der Produktion bei Zangge Lithium noch nicht absehbar ist, lassen sich die Auswirkungen auf das Unternehmen vorerst nicht vorhersagen", heißt es in der Mitteilung.
Turnaround am Lithiummarkt?
Der von vielen Marktteilnehmern erhoffte Turnaround am Lithiummarkt könnte deshalb noch auf sich warten lassen. Global gesehen ist das Überangebot weiter groß und wird durch das Wachstum der Nachfrage nicht aufgefangen. Zudem scheinen aufgrund der vielen zwischenzeitlich stillgelegten Kapazitäten mögliche Preisanstiege begrenzt: Bei anziehenden Notierungen dürfte auch rasch zusätzliches Angebot an den Markt kommen.
Die Lithiumpreise sind in den vergangenen Jahren um mehr als 80 % gefallen, weil die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückblieb. Sinnbildlich für den Wertverlust des Segments steht der Sprott Lithium Miners ETF (ISIN: US85208P7096, A3D6YF), der in den letzten beiden Jahren rund zwei Drittel an Wert eingebüßt hat.
Ein Hoffnungsschimmer für die Branche: Auch chinesische Unternehmen geraten durch den Preisverfall zunehmend unter Druck. Vor wenigen Tagen wurden sehr schwache Halbjahreszahlen vorgelegt. Tianqi Lithium Corporation prognostizierte einen minimalen Nettogewinn, Ganfeng Lithium erwartet ebenso einen wie Chengxin Lithium. Sollte die Anordnung der Behörden gegenüber Zangge eine Reaktion Pekings auf diese Zahlen sein, könnte sich auf der Angebotsseite des Lithiummarktes tatsächlich etwas ändern. Für derartige Prognosen ist es aber noch zu früh.