50 % Einfuhrzoll auf Kupfer: Was Analysten, Lieferanten und Robert Friedland dazu sagen

50 % Einfuhrzoll auf Kupfer: Was Analysten, Lieferanten und Robert Friedland dazu sagen picture alliance / Bildagentur-online / H.Tschanz-Hofmann

Die Ankündigung eines Einfuhrzolls in Höhe von 50 % auf Kupfer durch das Weiße Haus hat den Markt in Aufruhr versetzt: Im Angesicht der wohl ab dem 01. August anzuwendenden Tarife stieg der Aufschlag für Kupfer an der Comex in New York gegenüber dem Kupferpreis an der London Metal Exchange (LME) in Richtung 30 %.

Wichtigste Handelspartner dürften andere Märkte finden

S&P Global warnt nun in einem aktuellen Bericht vor erheblichem Druck auf den US-Kupfermarkt. Die Zölle "werden die US-Märkte wahrscheinlich in eine schwierige Lage bringen, da die wichtigsten Handelspartner für Kupfer andere Märkte finden werden", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Papier.

Basismetallanalystin Patricia Barreto von S&P Global Commodity Insights glaubt, dass die angekündigten Zölle "die etablierten Handelsströme erheblich stören" und "wahrscheinlich zu einem starken Rückgang der US-Kupferimporte führen" werde – zulasten zunächst der angewachsenen Lagerbestände, da das inländische Angebot die entstehende Lücke kaum schließen könne.

Zugleich werde Kupfer, das sonst in die USA geliefert worden wäre, in Märkten wie China und der EU landen und so die dortigen Engpässe lindern und die Lagerbestände außerhalb der USA auffüllen. Die Folge: "Die USA würden einen anhaltenden Aufschlag für Kupfer im Vergleich zu internationalen Benchmarks verzeichnen" – die Weltmarktpreise außerhalb der USA dagegen unter Druck geraten.

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700.000 Tonnen inländische Versorgungslücke

Laut Daten von S&P Global Market Intelligence produzierten die USA im letzten Jahr 908.000 Tonnen raffiniertes Kupfer, verbrauchten aber 1,62 Millionen Tonnen. Die Versorgungslücke von fast 700.000 Tonnen lässt sich also nur über Importe decken. Die Lagerbestände in den Comex-Warenhäusern belaufen sich nach einem mehrmonatigen starken Anstieg zulasten der Lagerbestände der LME derzeit auf gut 200.000 Tonnen.

Der Großteil der US-Kupferimporte entfällt auf Chile (70,1 %), Kanada (16,7%) und Peru (6,9 %). Diese Lieferanten zeigten sich in Statements bislang überwiegend gelassen – allen voran der größte Exporteur Chile.

Codelco CEO Máximo Pacheco sagte, klar sei nur, "dass die Nachfrage nach Kupfer bis 2025 weltweit um 3 % steigen wird, während die Produktion nicht wächst." Die Welt und die USA benötigten täglich mehr Kupfer, Codelco "bleibe als weltgrößter Produzent ein sicherer und zuverlässiger Lieferant – weshalb wir sehr gelassen sind."

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Chile und Kanada kritisieren fehlende Details

Pacheco kritisierte, dass es noch viele Unklarheiten gebe. "Es ist beispielsweise nicht klar, ob dieser Zoll für alle Kupferprodukte, einschließlich Kathoden, gelten wird, noch wissen wir, ob es für einige Länder wie unseres Ausnahmen geben wird."

Eine Durchführungsverordnung zur Erhebung der Zölle liegt bislang nicht vor. S&P Global geht davon aus, dass die Zölle in Höhe von 50 % "zu den 50-prozentigen Zöllen auf Stahl und Aluminium, den globalen 10-prozentigen Zöllen auf die meisten Waren und der Einführung seiner "gegenseitigen" Zölle auf einzelne Länder hinzukommen."

Die Canadian Mining Association übte Kritik in ähnlicher Richtung. "Wir warten auf den 232-Bericht, aber Präsident Trump hat wie üblich voreilig gehandelt. Wir müssen herausfinden, was das bedeutet, ob Kupfer in unsere Handelsgespräche einbezogen wird und wie es umgesetzt wird", so Pierre Gratton, Präsident und CEO des Verbands.

Gratton glaubt, dass die Zölle "für einen Großteil des kanadischen Kupfers unerheblich" seien, das das Metall in andere Märkte in Europa und Asien verkauft werde. Für die Kupfer-Midstream-Industrie in Quebec seien die Zölle jedoch sehr besorgniserregend. "Dies wird Kupferproduzenten, die Konzentrat nach Kanada verkaufen, und Herstellern, die kanadische raffinierte Kupferprodukte kaufen, schaden. Es könnte unbeabsichtigt chinesischen Raffinerien zugutekommen, die neuere, kostengünstigere Raffinerien betreiben."

Robert Friedland befürwortet Trumps Maßnahme

In diese Richtung deutet auch ein Indikator für die Kupferimportnachfrage in der Volksrepublik, der am Mittwoch um 38 % zulegte und auf eine starke Nachfrage hindeutete. Gemeint ist die Kupferprämie in Yangshan gegenüber der LME, die am Mittwoch von 29 auf 40 USD zulegte. Dies wird von Analysten allerdings auch auf das zu erwartende Überangebot in London zurückgeführt. Anant Jatia von Greenland Investment Management etwa prognostiziert: "Viel Kupfer, das für die USA bestimmt war, wird es nicht vor dem Einführungstermin der Zölle schaffen und muss zurück an die LME fließen."

Zu den Befürwortern der Kupferzölle gehört der Bergbauunternehmen Robert Friedland. Er betonte, die heimische Produktion des Metalls sei "grundlegend für die nationale Sicherheit Amerikas". Gegenüber der "FT" sagte Friedland, der bereits mehrere Regierungen beraten hat: "Wir bewegen uns weg von einer just-in-time integrierten Weltwirtschaft hin zu einer just-in-case Weltwirtschaft, und die Erhöhung der Zölle auf wichtige Rohstoffe durch die Regierung ist eine just-in-case Maßnahme."