55 Mrd. Tonnen: Riesige Eisenerzentdeckung in Australien könnte den Markt verändern
Im vergangenen Jahr entdeckten Forscher der australischen Curtin Universität in der Provinz Hamersley in Westaustralien das größte Eisenerzvorkommen der Welt. Die Forscher nutzten modernste Technologien der geologischen Vermessung und Bergbautechnologie wie Fernerkundung, Tiefbohrungen und 3D-Untergrundkartierung gelangten so auf die Spur der XXL-Lagerstätte. Die Forschung wurde in Zusammenarbeit mit Forschern der University of Western Australia, Rio Tinto und CSIRO Mineral Resources durchgeführt.
Eisenerz in Hamersley ist 5.225 Mrd. USD wert
Der Fund wird auf 55 Mrd. Tonnen geschätzt. Aktuell kostet eine Tonne Eisenerz (62 %) an der CME rund 95 USD. Gemessen daran wären die in der Lagerstätte enthaltenen Reserven 5.225 Mrd. USD wert. Die neu entdeckte Lagerstätte ist dabei nicht nur sehr groß, sondern auch von hoher Qualität. Berichten zufolge liegt der Eisengehalt des Erzes bei über 60 %, was es für die industrielle Nutzung äußerst wertvoll macht.
Dr. Liam Courtney-Davies, Geologe an der Curtin University und Co-Autor der in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie zu dem Fund, glaubt, dass der Fund den Markt für Eisenerz verändern könnte. Die Entdeckung dürfte Australiens beherrschende Stellung auf dem globalen Eisenerzmarkt tatsächlich stärken. Down Under ist schon derzeit der größte Eisenerzexporteur.
Der Region Hamersley, seit langem für ihren Mineralienreichtum bekannt, steht ein Investitionsschub bevor. Vor allem Länder mit größerem Stahlsektor und hohem Importbedarf an Eisenerz dürften in einen umfassenden Ausbau der Infrastruktur, neue Bergbaubetriebe, Transportsysteme und modernisierte Hafenanlagen investieren.
China, der weltgrößte Stahlproduzent, importiert derzeit mehr als 65 % seines Eisenerzes aus Australien und dürfte an einer langfristigen Beteiligung an der Lagerstätte interessiert sein. Denkbar erscheint ein Joint Venture zwischen einem chinesischen und einem westlichen Partner. Erst Ende Juni hatte ein solches Joint Venture zwischen der China Baowu Steel Group (46 %) und Rio Tinto (54 %) in der Region Hamersley eine neue Mine eröffnet. 2. Mrd. USD wurden in eine Kapazität von 25 Mio. Tonnen investiert.
Australiens stärkt Pole Position auf dem Eisenerzmarkt
Analysten erwarten nun eine Verschiebung der globalen Lieferketten. Länder, die ihre Produktion diversifizieren wollen, könnten sich stärker auf Australien konzentrieren und sich von brasilianischen oder afrikanischen Quellen abwenden. Insgesamt könnten die steigenden Exporte aus Down Under zudem den Preis für Eisenerz langfristig drücken.
Diese Tendenz wird durch das Simandou Eisenerzprojekt in Guinea, das noch im laufenden Jahr mit der Verschiffung beginnen könnte, verstärkt. Simandou enthält 2,4 Mrd. Tonnen Eisenerz (65 %) und gilt als das größte Bergbauprojekt auf dem afrikanischen Kontinent.
Eisenerz ist seit Jahrzehnten der Motor des australischen Wirtschaftswachstums. Seit 2005 sind die nationalen Einnahmen aus dem Eisenerzhandel von 5,2 Mrd. USD auf 80,7 Mrd. USD gestiegen.
Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Eisenerz
Die Identifikation der Lagerstätte hat auch Auswirkungen auf wissenschaftlicher Ebene. Mithilfe einer neuen geochronologischen Technik zur genauen Bestimmung des Alters von Eisenoxidmineralien fanden Forscher heraus, dass die Hamersley-Lagerstätten vor 1,4 bis 1,1 Milliarden Jahren entstanden sind und nicht wie zuvor geschätzt vor 2,2 Milliarden Jahren.
Die Eisenvorkommen seien während einer Zeit großer geologischer Aktivität entstanden, erläuterte Dr. Courtney-Davies. "Die Entdeckung einer Verbindung zwischen diesen riesigen Eisenerzvorkommen und Veränderungen in den Zyklen der Superkontinente erweitert unser Verständnis der geologischen Prozesse der Antike und verbessert unsere Fähigkeit, vorherzusagen, wo wir in Zukunft nach Vorkommen suchen sollten."