Silber setzt Rallye fort und nimmt Kurs auf 40 USD

Der Silberpreis setzte seine Rallye am Dienstag fort und durchbrach die Marke von 37 USD. Am frühen Dienstagnachmittag notierte der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls bei 37,03 USD. Seit Jahresbeginn ist der Silberpreis um mehr als 28 % gestiegen, in den letzten zwölf Monaten beträgt das Plus knapp 25 %. Das aktuelle Preisniveau ist das höchste seit 2012.
Silberpreis-Rallye beschleunigt sich
Vor allem in den letzten Wochen hat die Rallye spürbar an Dynamik gewonnen. Ende Mai war eine Feinunze noch für 33 USD erhältlich.
Die jüngsten Kursgewinne der letzten Tage sind vielen Kommentatoren zufolge nicht zuletzt auf die Eskalation im Nahen Osten zurückzuführen. Marktteilnehmer suchen das Metall als sicheren Hafen in der Befürchtung, die USA könnten direkt in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran eingreifen.
Doch auch technische Gründe lassen sich anführen; der Silberpreis durchbrach die Spitze eines absteigenden Kanals von den Höchstständen Anfang Juni und bestätigte eine bullische Flagge. Aus charttechnischer Perspektive liegen die nächsten Widerstände bei 37,85 USD und 39,35 USD (Fibonacci Extensions) und bei 39,55 USD (technisches Kursziel der Flaggenformation).
Goldpreis erhält keinen Schub durch Nahost-Eskalation
Der Goldpreis indes konnte von den jüngsten Entwicklungen in Nahost nicht profitieren und verharrt seit April in einer volatilen Seitwärtsphase. Durch den parallelen Anstieg des Silberpreises normalisiert sich die Gold-Silber-Ratio ein Stück weit. Der bei Edelmetallinvestoren vielbeachtete Wert liegt aktuell bei 91,5 und damit über dem langfristigen Durchschnitt (der statistisch allerdings nur bedingt aussagekräftig ist).
Markttechniker beobachten allerdings mit großem Interesse die entstehende Divergenz zwischen der Gold- und Silberpreisentwicklung; laut BullionVault tendierten die Gold- und Silberpreise im letzten halben Jahrhundert an 78,9 % aller Handelstage und in den letzten zwölf Monaten an 75,7 % der Tage in die gleiche Richtung. Die letzten Wochen bilden eine Ausnahme von dieser Regel.
"Auf den ersten Blick mag die Reaktion des Goldpreises überraschend sein, wenn man die möglichen Folgen des Konflikts und auch die typische Nervosität der eher kurzfristig orientierten Händler auf dem Markt bedenkt", kommentierte Carsten Menke von Julius Bär gegenüber Bloomberg. "Bei genauerem Hinsehen deutet dies jedoch darauf hin, dass es dem historischen Muster entspricht, dass solche geopolitischen Schocks den Goldpreis nicht nachhaltig anheben."
Schwacher Dollar und starke Fundamentaldaten könnten Silber weiter anschieben
Die Abwertung des USD dürfte der Silber-Rallye zumindest nicht geschadet haben. Durch den schwächeren Greenback wird Silber für weltweite Käufer billiger.
Die Silberpreisprognosen der meisten Banken aus den vergangenen Jahren sind durch die Rallye bereits jetzt erreicht oder sogar übertroffen worden. Vieles spricht deshalb für die Anhebung von Kurszielen in den kommenden Wochen, wodurch der Bullenmarkt weiter genährt werden könnte. Zu den optimistischen Prognosen gehört jene von WisdomTree und Metals Focus, die von einem Silberpreis von 40 USD im dritten Quartal 2025 ausgehen.
Die Fundamentaldaten sprechen für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Die industrielle Nachfrage nach Silber steigt, unter anderem durch grüne Technologien. Die Produktion von Solarmodulen und E-Fahrzeugen erfordert jährlich mehr als 300 Millionen Unzen. Insgesamt wächst die Nachfrage aus der Industrie dieses Jahr voraussichtlich um 3 %. Die Minenproduktion dürfte 2025 um 2 % und das Recycling um 5 % zulegen. Insgesamt aber bleibt das fünfte Jahr in Folge ein Defizit, das in diesem Jahr 149 Mio. Unzen erreichen dürfte. Auch die Lagerbestände sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.