Kupferhütten weltweit zahlen Preis für Chinas Hütten-Expansion

Die Situation auf dem Kupfermarkt entspannt sich nicht: Kupferhütten bezahlen für die Verarbeitung von Konzentrat zu Kupfer in Form negativer Schmelzgebühren bzw. Behandlungs- und Raffinationsgebühren (Treatment and Refining Charges, TC/RCs).
Die Gebühr, die die Hütten für die Verarbeitung von Kupferkonzentrat verlangen, erreichte dem Branchendienst Fastmarkets zufolge Ende Mai einen Rekordtiefstand von minus 45 Dollar pro Tonne. Hütten zahlen also für den Zugang zu Konzentrat, um ihren Betrieb fortführen zu können.
Zur Erläuterung: Die von Fastmarkets berechnete Schmelzgebühr ist normalerweise positiv und entspricht dann einem Preisnachlass, den die Hüttenwerke für beim Kauf von Rohstoffen im Vergleich zum Londoner Kupferpreis erhalten. Dieser Rabatt hat sich aufgrund der Marktbedingungen allerdings in einen Aufschlag verkehrt.
Negativ TC/RCs belasten die Rentabilität
Negative Schmelzgebühren drücken auf die Rentabilität. Toralf Haag, Vorstandsvorsitzender des Kupferproduzenten Aurubis, rechnet deshalb mit einer "reduzierten Kupferhüttenaktivität und möglicherweise auch einigen Schließungen auf dem asiatischen Markt."
Der Prozess hat bereits eingesetzt: Glencore gab im März die Einstellung des Betriebs der Hütte in Pasar auf den Philippinen bekannt und begründete den Schritt mit "zunehmend schwierigen Marktbedingungen."
Die Kupferhütte Onsan in Südkorea (betrieben durch LS MnM) wird ihre Produktion aufgrund der Knappheit bei der Konzentratversorgung bis 2025 voraussichtlich um 100.000 t auf 550.000 t drosseln.
Die Rohstoffanalysegruppe CRU macht für den Abwärtsdruck auf die Gebühren die fortgesetzte Inbetriebnahme neuer Schmelzhütten durch China verantwortlich. Die Volksrepublik versucht, eine beherrschende Stellung auf dem Kupfermarkt aufzubauen und durch Überkapazitäten westliche Konkurrenten systematisch aus dem Markt zu drängen.
China strebt beherrschende Stellung auf dem Kupfermarkt an
Für diese Vorgehensweise ist Peking auch auf anderen Rohstoffmärkten wie etwa den Batteriemetallen Mangan und Lithium, aber auch bei Seltenen Erden bekannt. Das Problem: China nutzt die eigene Übermacht auf diesen Märkten gerne zur Durchsetzung seiner Interessen. So sind etwa die Lieferungen von schweren Seltenen Erden in die USA derzeit Gegenstand der Handelsgespräche zwischen Peking und Washington.
Ein Beispiel für die chinesischen Dimensionen: Tongling Nonferrous will in der zweiten Jahreshälfte zwei Hütten mit einer Gesamtproduktionskapazität von 800.000 t/Jahr in Betrieb nehmen. Dass Verträge über eine ausreichende Rohstoffversorgung abgeschlossen werden konnten, wurde dabei nicht bestätigt.
Bemerkenswert: China arbeitet zwar einerseits am Ausbau von Schmelzkapazitäten. Andererseits sind auch chinesische Hütten vom Konzentratmangel betroffen. So hatten bereits im März chinesische Hütten ihre Wartungssaison früher als üblich begonnen – ein bekanntes Muster für getarnte Produktionskürzungen.
Erst vor wenigen Tagen gab die chinesische Sinomine Resource Group die vorübergehende Einstellung der Tsuneb-Hüttebin Namibia bekannt. Als Grund dafür nannte das Unternehmen einen Mangel an Konzentrat infolge einer schnellen Ausweitung der Schmelzkapazitäten weltweit.
Bei Benchmark-Gesprächen drohen erstmals negative Schmelzgebühren
Marktteilnehmer fürchten, dass China seine Politik fortsetzt, bis erstmals negative Benchmark-Gebühren für die Kupferhütten vereinbart werden. Die in der Branche als solche anerkannten Benchmark-Gespräche zwischen chinesischen Hütten und Vertretern des chilenischen Bergbauunternehmens Antofagasta ergaben im Dezember 2024 für das laufende Jahr noch positive Gebühren von 21,25 USD/t bzw. 2,125 Cent/lb (im Vergleich zu 80 $/t bzw. 8,0 Cent/lb im Jahr 2024).
Analysten warnen, dass die Benchmark-Verarbeitungsgebühr für diese Verträge in diesem Jahr erstmals negativ werden könnte. Ein solches Ergebnis "könnte der Wendepunkt sein, der endlich zu einer bedeutenden Reduzierung der Schmelzkapazitäten führt", sagte Andrew Cole, leitender Analyst für unedle Metalle bei Fastmarkets.
Diese Reduzierung könnte Hütten außerhalb Chinas überproportional treffen und dadurch Pekings Marktstellung verstärken.
Noch ist sind negative Schmelzgebühren nicht ausgemacht: "Die Hüttenwerke zögern, einen negativen Benchmark zur Jahresmitte zu akzeptieren, da sie befürchten, dass dies einen Präzedenzfall für eine negative Abrechnung im Gesamtjahr schaffen könnte", erläuterte Albert Mackenzie, Kupferanalyst bei Benchmark Mineral Intelligence.
Um den Druck auf den Konzentratmarkt zu verringern, müssten Minen mehr produzieren oder die globale Schmelzkapazität reduziert werden, rechnen Analysten vor.