Aufrüstung und Geopolitik verändern die Bergbauindustrie

Aufrüstung und Geopolitik verändern die Bergbauindustrie bigstockphoto

Änderungen in der weltweiten Rüstungs- und Geopolitik wirken sich auf den Bergbausektor aus. S&P Global etwa verwies in einem Bericht vergangene Woche auf die Ambitionen in Europa auf nationalstaatlicher und EU-Ebene. Doch Aufrüstung in großem Stil erfordert auch Rohstoffe in großem Stil.

"Von Superlegierungen für Düsentriebwerke, Raketen und Kriegsschiffe bis hin zu seltenen Erden für die Herstellung von Hochleistungsmagneten für Radar-, Sonar- und elektronische Kampfführungssysteme" – der Bericht betont, dass der zuverlässige Zugang zu kritischen Rohstoffen notwendige Bedingung für den Ausbau militärischer Fähigkeiten darstelle.

Unersetzliche Materialien unter Chinas Dominanz

Zwar seien die erforderlichen Mengen im Vergleich zu anderen industriellen Anwendungen "relativ gering", doch die "Unersetzlichkeit" dieser Materialien sowie Chinas dominierende Rolle in den Mineralienlieferketten stellten eine "erhebliche strategische Schwachstelle" dar.

Die Nato hat eine eigene Liste mit kritischen Rohstoffen veröffentlicht, aus der die Bedeutung der Materialien für den Rüstungssektor hervorgeht. So wird etwa Kobalt für Flugzeugantriebe, Sensoren und elektronische Systeme, Elektromotoren, Raketen und Lithium-Ionen-Batterien benötigt.

Gallium kommt in Flugzeugsensoren und elektronischen Systemen sowie Kommunikationsausrüstung zum Einsatz. Seltene Erden sind für Radar- und Sonarsysteme, Sensoren und elektronische Systeme, Leitsysteme, elektronische Kriegsführungssysteme, Kommunikationssysteme, Artillerie und Munition unverzichtbar.

Die militärische konkurriert mit der zivilen Nachfrage

China dominiert den Abbau und die Verarbeitung bestimmter kritischer Mineralien wie Lithium, Kobalt, Kupfer, Graphit und Mangan. Als Reaktion haben sich westliche Regierungen unter anderem Angebotsdiversifizierung, Vorratsbildung, Recycling und die Steigerung der inländischen Produktionskapazität zum Ziel gesetzt. Ein Beispiel für eine solche politische Zielsetzung ist der EU Critical Raw Materials Act.

Benedetta Girardi, strategische Analystin am Hague Centre for Strategic Studies, verweist auf die finanziellen und praktischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Gründung und Ausweitung. Sie glaubt, dass Europa hinsichtlich seines Bedarfs an kritischen Mineralien auch mittel- bis kurzfristig stark von China abhängig bleiben werde.

Girardi warnt zudem davor, den Bedarf der Rüstungsindustrie an kritischen Mineralien isoliert von anderen Sektoren zu betrachten. "Der eigentliche Risikomultiplikator ist nicht die Erhöhung der Verteidigungsausgaben, sondern die Vielzahl anderer Sektoren, die ebenfalls von kritischen Rohstoffen abhängig sind, allen voran die Energiewende, aber auch die Medizin-, IT- und Automobilbranche."

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Geopolitik verschiebt Bergbauzentren geografisch

Auch über Europa hinaus – genauer: In der globalen Geopolitik – bahnen sich Verschiebungen mit direkten Auswirkungen auf den Bergbau an. Anthony Vaccaro, Präsident der Northern Miner Group (TNMG), betonte auf der CentralMinEX-Konferenz in Neufundland letzte Woche, die Welt zersplittere zunehmend in durch China, Russland und die USA dominierte Einfluss- und Kontrollsphären. Diese Blöcke konkurrierten um die Kontrolle über den Welthandel und die Produktion und Verarbeitung strategischer Mineralien.

Vaccaro wies zudem daraufhin, dass es nicht nur um den Zugang zu Mineralien im Boden und deren Abbau gehe, sondern auch um den nachgelagerten Sektor. So entfielen 50 % der weltweiten Kupferförderung auf Länder, die mit den USA zusammenarbeiten. China dominiere jedoch die Kupferraffination und verarbeite über 50 % des weltweiten Angebots.

Nachgelagerte Sektoren wurden lange vernachlässigt

Die USA und ihre Verbündeten hinkten dagegen hinterher: Nordamerika verfüge nur über neun Kupferraffinerien, China hingegen betreibe mehr als 60. Bei Seltenen Erden kontrolliere China sogar mehr als 90 % der weltweiten Raffineriekapazität.

Die Bergbauindustrie muss Investitionsentscheidungen deshalb zunehmend unter Berücksichtigung geostrategischer Demarkationslinien treffen. Gefragt sind Lieferketten gänzlich außerhalb des gegnerischen Einflussbereichs.

"Wir müssen unsere Branche vor dem Hintergrund der weltweiten geopolitischen Entwicklungen betrachten", so Vaccaro. "Anschließend werden wir dies auf Kanada und dann auf Neufundland und Labrador übertragen, da dies für viele Jahrzehnte der entscheidende Faktor für Investitionen und die Art und Weise sein wird, wie wir Metalle gewinnen."