Robert Friedland: Moderne Kriegsführung verändert Metallnachfrage

Robert Friedland, Gründer und Vorsitzender von Ivanhoe Mines, sieht die globale Metallnachfrage durch moderne Kriegsführung verändert. Der Westen sei auf die dramatische Verschiebung der Nachfrage nicht vorbereitet gewesen.
Friedland wird in der FT mit den Worten zitiert die westlichen Regierungen seien sich der Verwundbarkeit der Minenproduktion nach Jahrzehnten der Vernachlässigung erst spät bewusst geworden. Die neue Situation werde "dramatisch ändern, was wir abbauen müssen".
"Verfügen über keine der Metalle, die für die moderne Kriegsführung benötigt werden"
"Jeder in der amerikanischen Regierung – auf höchster Ebene – ist jetzt besorgt um die Lieferkette und die kritischen Rohstoffe", so Friedland, der sowohl US-Bürger ist als auch die kanadische Staatsbürgerschaft besitzt. "Sie verfügen über keine der Metalle, die für die moderne Kriegsführung benötigt werden."
Tatsächlich haben der Krieg in der Ukraine, der Konflikt im Gazastreifen und weitere tatsächliche und drohende Eskalationen die weltweiten Militärausgaben nach oben getrieben. In der Konsequenz steigt die Nachfrage nach Materialien, die in Waffen und Munition verwendet werden. "Der militärische Aspekt erfordert viele der gleichen Metalle, wenn nicht sogar genau die gleichen, die auch für die Ökologisierung der Weltwirtschaft benötigt werden", warnt Friedland.
Militärausgaben steigern Kupferbedarf um 500.000 Tonnen
Die FT zitiert Jon Barnes, Kupferanalyst beim Marktforschungsunternehmen Project Blue. Barnes schätzt, dass die gestiegenen Militärausgaben die Kupfernachfrage um etwa 500.000 Tonnen pro Jahr oder etwa 1,5 % des Jahresbedarfs steigern könnten.
Zwar sei die genaue Menge aufgrund der Geheimhaltung der nationalen Waffenbestände nur schwer zu beziffern. Der Ukrainekrieg habe aber gezeigt, dass die vorhandenen Munitionsvorräte zu gering bemessen seien – insbesondere für Artilleriegeschosse.
"Die US-Produktion von 155-mm-Standardartilleriegeschossen hat sich im letzten Jahr verdoppelt und wird sich in diesem Jahr erneut verdoppeln, sowohl um die Ukraine zu beliefern als auch um die strategischen Reserven aufzufüllen", so Barnes. Jedes Geschoss enthalte bis zu 1 kg Kupfer, Kugeln und Granaten bestünden oft aus Messing, einer Legierung aus Kupfer und Zink.
David Goldman vom Brokerhaus Novion Global geht davon aus, dass steigende Verteidigungsbudgets und die Aufrüstung die Kupfernachfrage westlicher Streitkräfte um 15 bis 18 % pro Jahr ansteigen lassen. Er sieht darin einen "entscheidenden Faktor für die Marktknappheit und die langfristigen Nachfrageaussichten."
Westliche Streitkräfte sind von Importen abhängig
Bereits im Februar 2024 warnte ein Bericht von Carnegie Endowment vor einer Unterversorgung der westlichen Streikkräfte mit wichtigen Rohstoffen. "Angesichts ihrer begrenzten heimischen Mineralienproduktion sind sowohl die Vereinigten Staaten als auch Europa in hohem Maße von Mineralienimporten abhängig, auch von konkurrierenden Mächten wie China, das Mineralien wie Graphit, Seltene Erden und andere Batteriemineralien liefert, und Russland, das Aluminium, Nickel und Titan bereitstellt."
Die Mineralienvorräte wurden in den USA seit den 1950er Jahren deutlich verkleinert. Im März 2023 belief sich der Wert der Lagerbestände auf 912,3 Mio. USD: Dies entspricht 1,2 % des inflationsbereinigten Wertes der Lagerbestände von 1962 in Höhe von etwa 77,1 Mrd. USD.
"Für das Jahr 2023 schätzt das Verteidigungsministerium, dass das US-Militär in einem nationalen Notfallszenario, wie z. B. einem groß angelegten konventionellen Konflikt zwischen den USA und China, Defizite bei neunundsechzig Materialien haben würde. Der derzeitige Vorrat würde nur etwa 40 % der prognostizierten Defizite des Militärs in einem einjährigen Konflikt und einer anschließenden dreijährigen Erholungs- und Auffüllungsphase decken", heißt es in dem Bericht.