Chinas Exportbeschränkungen für Seltene Erden im Detail

Chinas neue Exportrestriktionen für Mineralien und Magnete haben viel Aufsehen erregt und die Sorgen vor Unterbrechungen der Lieferketten geschürt. Doch worum geht es im Detail?
Am 4. April – und damit mehr als eine Woche vor dem Artikel in der New York Times, der die Diskussionen in Gang brachte – ordnete die chinesische Regierung Exportbeschränkungen für sechs schwere Seltene Erden an, die nahezu vollständig in China raffiniert werden, sowie für Seltenerdmagnete, die zu 90 % in China produziert werden. Die Metalle und die daraus hergestellten Spezialmagnete dürfen künftig nur noch mit speziellen Exportlizenzen ausgeführt werden.
Neues Exportregime in Planung
Die Anordnung dient zur Errichtung eines neuen Exportregimes in diesem Segment. Sobald dieses steht, könnten bestimmte Unternehmen dauerhaft von Lieferungen ausgeschlossen werden.
Die neuen Beschränkungen gelten für Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium. Es handelt sich dabei um mittelschwere und schwere Seltene Erden, bei denen China über ein Monopol verfügt (eine vietnamesische Raffinerie steuerte bis zum vergangenen Jahr etwa 1 % bei, ist jedoch dauerhaft geschlossen). Für leichte Seltene Erden, deren Verarbeitung in einer größeren Anzahl von Ländern erfolgt, hat China keine Beschränkungen verhängt.
Die Beschränkungen gelten dabei nicht nur für die reinen Metalle dieser Elemente, sondern erstrecken sich explizit auf eine breite Palette von verwandten Produkten und Formen. Darunter fallen z.B. Dysprosiumoxid (Dy203), Samarium-Kobalt (SmCo), Gadolinium-Magnesium (GdMg), Terbium-Kobalt (TbCo), Dysprosium-Eisen (DyFe), Scandium-Aluminium (ScAl) und Yttrium-Aluminium (YAl). Auch Legierungen wie Terbium-Dysprosium-Eisen (TbDyFe) sind betroffen.
Exportverbot lässt sich kaum umgehen
Von den Ausfuhrbeschränkungen betroffen sind ferner Verbindungen und Mischungen sowie Produkte, die die genannten Elemente enthalten. Dies schließt explizit Hochleistungsmagnete ein, insbesondere Neodym-Eisen-Bor (NdFeB)-Magnete, die mit Terbium oder Dysprosium legiert sind, um ihre Hitzebeständigkeit und Koerzitivfeldstärke zu verbessern. Die umfassende Definition der betroffenen Produkte führt dazu, dass die Kontrollen nicht einfach durch den Export von Vorprodukten oder leicht veränderten Materialien umgangen werden können.
Es gibt eine Reihe von Sektoren, die durch das Exportverbot betroffen sind, darunter der Technologie- und Elektroniksektor. Dysprosium etwa wird in den Magneten von Festplattenlaufwerken eingesetzt, Scandium in 5G-Smartphones und Kommunikationsinfrastruktur, Yttrium Leuchtstoffen für Displays und Beleuchtung sowie in Lasern.
Auch erneuerbare Energien und Elektromobilität sind betroffen: In diesen Bereichen werden Permanentmagnete benötigt, in denen Neodym, Praseodym, Dysprosium und Terbium verbaut werden. Eine Verknappung oder Verteuerung könnte die Kosten erhöhen und die Produktion von EVs und Windturbinen bremsen.
Im Gesundheitssektor könnten Gadolinium (Magnetresonanztomographie), Lutetium (Positronen-Emissions-Tomographie) und Yttrium (medizinische Laser) fehlen. Scandium findet überdies in der Luft- und Raumfahrt Anwendung, Samarium, Gadolinium und Dysprosium in der Nukleartechnik.
US-Rüstungsindustrie besonders betroffen
Besonders betroffen ist laut dem Center for Strategic & International Studies (CSIS) der Verteidigungssektor. Seltene Erden werden einer Analyse des Instituts zufolge in F-35-Kampfjets, U-Booten der Virginia- und Columbia-Klassen, Tomahawk-Raketen, Radarsystemen, unbemannte Predator-Luftfahrzeugen und intelligenten Bomben der Joint Direct Attack Munition-Serie eingesetzt. "Beispielsweise enthält der F-35-Kampfjet über 900 Pfund Seltene Erden. Ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse DDG-51 benötigt rund 5.200 Pfund, ein U-Boot der Virginia-Klasse rund 9.200 Pfund", heißt es in dem Bericht.
Die Exportbeschränkungen als Reaktion auf Trumps Zölle treffen die USA dabei an einem neuralgischen Punkt. "Schon vor den jüngsten Beschränkungen kämpfte die US-Rüstungsindustrie mit begrenzten Kapazitäten und war nicht in der Lage, die Produktion entsprechend dem Bedarf an Verteidigungstechnologie zu steigern. Weitere Verbote kritischer Mineralien werden diese Kluft nur noch vergrößern und es China ermöglichen, seine militärischen Fähigkeiten schneller auszubauen als die USA", heißt es im Bericht des CSIS. Ein kurzfristiger Ersatz stehe dabei nicht zur Verfügung.
Bislang ist unklar, wie die Regierung in Peking die Exportkontrollen künftig gestalten wird. Die neuen Beschränkungen stellen kein Verbot dar, sondern erfordern Ausfuhrlizenzen. Dennoch wird es wahrscheinlich zu einem Exportstopp kommen, während die chinesische Regierung das neue Lizenzsystem einführt. Mit der Ankündigung wurden auch 16 US-Unternehmen genannt, denen der Kauf von Dual-Use-Gütern untersagt ist. Es handelt sich dabei vorwiegend um Unternehmen des Rüstungs- und Luftfahrtsektors.
Gegenüber den USA sind die Exportbeschränkungen aus chinesischer Sicht ein Verhandlungsargument für niedrigere Zölle. Doch auch der Rest der Welt wird adressiert: Es ist gut möglich, dass das Lizenzsystem Erleichterungen für Staaten vorsieht, die in welchem Format auch immer mit China kooperieren.