Südkorea-Afrika-Gipfel: 24 Mrd. USD für kritische Rohstoffe
Am Mittwoch ging der zweitägige Südkorea-Afrika-Gipfel zu Ende – der erste überhaupt. Gastgeber war Präsident Yoon Suk Yeol. Er empfing Staats- und Regierungschefs sowie Delegationen von 48 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union. Es waren 25 afrikanische Staats- und Regierungschefs sowie der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank-Gruppe vertreten.
Südkorea kündigt 24 Mrd. USD Paket an
Schon bei der Eröffnung des Gipfels kündigte Yeol ambitionierte Maßnahmen an. Südkorea wird demnach 14 Milliarden US-Dollar an Exportfinanzierungen bereitstellen, um koreanische Unternehmen zu unterstützen, die in Afrika investieren, und gleichzeitig die öffentliche Entwicklungshilfe bis 2030 auf 10 Milliarden USD erhöhen. Zudem will das Land Rahmenwerke zur Handels- und Investitionsförderung sowie seine Investitionsschutzabkommen auf afrikanische Länder ausweiten.
Die Teilnehmer einigten sich zudem darauf, den Korea-Africa Critical Minerals Dialogue als institutionelle Grundlage für die Stärkung der Zusammenarbeit ins Leben zu rufen. Diese soll – auch auf minilateraler Ebene – die Entwicklung von Industrien im Zusammenhang mit kritischen Mineralien fördern.
Die African Development Bank Group, eine Entwicklungsbank mit Fokus auf Großprojekte auf dem Kontinent, schloss eigenen Angaben zufolge auf dem Gipfel zwei Vereinbarungen ab: Ein Memorandum of Understanding mit der Korea Trade Insurance Corporation (K-SURE) sowie eine Absichtserklärung mit der Korea Overseas Infrastructure and Urban Development Corporation (KIND).
Südkorea will mit dem Vorstoß in Afrika vor allem den Zugang zu Mineralien und Rohstoffen sichern. Südkoreanischen Regierungsvertretern zufolge könnte eine Ausweitung der Beziehungen im Mineralien- und Rohstoffbereich dazu beitragen, die Belastbarkeit der Lieferketten des Landes in Schlüsselindustrien wie der Batterieindustrie zu verbessern.
Zehn Mineralien als "kritisch" eingestuft –
Das Land benötigt diese Rohstoffe aufgrund seiner starken Position in der Herstellung von Batterien, Elektrofahrzeugen und Smartphones. Bislang besteht – vergleichbar mit vielen westlichen Ländern – bei Lithium, Graphit, Seltenen Erden und Co. eine starke Abhängigkeit von China.
Das südkoreanische Ministerium für Handel, Industrie und Energie stufte im vergangenen Jahr zehn Mineralien, darunter Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und Graphit, als "kritisch" ein. Bis 2030 soll die Abhängigkeit von einzelnen Ländern auf weniger als 50 % reduziert werden. 2022 stammten 64 % des südkoreanischen Lithiums und 94 % des Graphits aus China.
Neben politischen Abkommen hat Seoul eine Reihe weiterer Maßnahmen getroffen, darunter die Erhöhung der Lagerbestände bestimmter kritischer Mineralien, Investitionsanreize für die Entwicklung ausländischer Ressourcen sowie Darlehen, Garantien und Versicherungen für koreanische Unternehmen.
Die Reaktionen der afrikanischen Teilnehmer fielen durchaus positiv aus. Der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, Moussa Faki Mahamat, betonte indirekt das Potenzial der Partnerschaft: "Im Jahr 2022 entfielen nur 2 % des koreanischen Handels auf Afrika".
"Namibia kann liefern"
Nangula Uaandja, Vorsitzender und CEO des Namibia Investment Promotion and Development Board, betonte, Namibia könne fast alle Rohstoffe auf der koreanischen Liste liefern. "Ob es nun Lithium, Mangan, Graphit oder alle fünf identifizierten Seltenerdelemente sind, Namibia hat sie."
Südkorea pflegt schon seit Jahren intensive Beziehungen zum afrikanischen Kontinent. Am Rande des Gipfels gab es deshalb auch mehrere bilaterale Treffen. So sagte Yoon Tansania 2,5 Mrd. USD in Form zinsgünstiger Darlehen zu. Äthiopien erhielt eine Milliarde USD für die Bereiche Infrastruktur, Wissenschaft und Technologie sowie Gesundheit und Stadtentwicklung, Kenia 485 Mio. USD im Rahmen von Entwicklungshilfemitteln.
Daten von Benchmark Minerals zufolge deckt Afrika derzeit 78 % der weltweiten Kobaltversorgung, 19 % der Flockengraphitversorgung und 4 % der Lithiumversorgung. Der Branchendienst taxiert das Potenzial der künftigen jährlichen Mineralexporte für mehrere Länder des Kontinents auf mehr als 10 Mrd. USD – etwa Angola und Nigeria. Großes Potenzial sieht Benchmark u.a. auch in Namibia, Mosambik, Sambia und Äthiopien.