"Technologiebedingte Abkopplung": BofA sieht Kupferpreis 2026 bei 12.000 USD

„Technologiebedingte Abkopplung“: BofA sieht Kupferpreis 2026 bei 12.000 USD picture-alliance/ dpa/dpaweb / Maurizio Gambarini

Die Analysten der Bank of America (BofA) prognostizieren, dass der Kupferpreis bis 2026 auf etwa 12.000 USD pro t ansteigen könnte. Dies geht aus einem Bericht hervor, der Anfang der Woche durch ein Analystenteam der BofA vorgelegt wurde und an dem u.a. der Rohstoffstratege Michael Widmer mitgewirkt hat.

Im Kern sieht der Bericht das Problem auf der Angebotsseite. So führe das eingeschränkte Minenangebot zu Engpässen bei der Produktion von raffiniertem Kupfer – eine Entwicklung, die zuletzt u.a. zu einem regelrechten Zusammenbruch der Schmelzgebühren geführt hatte.

Zu wenig Exploration, sinkende Erzgehalte, steigende Kosten

Für das knappe Minenangebot lassen sich eine Reihe von Gründen anführen – sinkende Erzgehalte ebenso wie Sondersituationen etwa in der Mine Cobre von First Quantum Minerals in Panama. Der BofA-Bericht weist jedoch auch auf eine unterausgestattete Projektpipeline hin.

So mache sich der "ausgeprägte Mangel an neuen Minenprojekten" bemerkbar, kommentierte Widmer. Verantwortlich dafür seien "die jahrelangen Unterinvestitionen in die Kupferexploration und -erschließung".

Ursächlich dafür sind auch die gestiegenen Kapital- und Betriebskosten in den Minen. Die Kupferpreise spiegeln diesen Kostenanstieg bislang nicht ausreichend wider. Kupfer ist heute zwar deutlich teurer als noch Mitte Februar, kostet aber nur 5 % mehr als vor einem Jahr und deutlich weniger als 2021 und 2022.

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"Abkopplung von den traditionellen Rohstoffmärkten und den breiteren Wirtschaftszyklen"

Die Nachfrage ist dagegen stabil, weil Kupfer nicht nur in traditionellen Sektoren wie der Bauwirtschaft, sondern auch für die durch viele Nationen angestrebte Dekarbonisierung und neue Technologien benötigt wird. Der BofA-Bericht konstatiert deshalb sogar eine "Abkopplung des Metalls von den traditionellen Rohstoffmärkten und den breiteren Wirtschaftszyklen".

Im vergangenen Jahr hatte die Kupfernachfrage um 3,6 % zugelegt, für 2024 erwarten die Analysten einen Zuwachs um 3.1 %. In den beiden Folgejahren soll die Nachfrage um jeweils 4 % steigen. Die BoA rechnet deshalb für 2024 mit einem Defizit von 324 kt. Nach 288 kt im kommenden Jahr soll dieses Defizit 2026 dann auf 743 kt anwachsen.

Sollte das Szenario eintreten, droht 2026 eine handfeste Verknappung, wie ein Blick auf die Lagerbestände zeigt. Diese lagen im vergangenen Jahr bei 1016 kt und sollen in diesem Jahr auf 692 kt sinken. 2025 ist dann ein weiterer Rückgang auf 404 kt prognostiziert. Dieser Bestand würde nicht ausreichen, um das Defizit im Folgejahr zu decken. Irgendwann im Jahr 2026 geht der Welt zumindest in dieser Rechnung das Kupfer aus.

Dennoch sind längst nicht alle Analysten so bullish wie die BofA. BMI Research (seit 2018  als Fitch Solutions Macro Research in Fitch Solutions integriert) etwa hob die Prognose lediglich moderat von 8.800 USD auf 9.200 USD pro t an und verwies ebenfalls auf das enger gewordene Angebot. Der Bloomberg-Konsens geht für 2026 von einem Durchschnittspreis von 9.378 pro Tonne aus.

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Kupfer: Citi rät zu Absicherungsgeschäften

Die Analysten von Citi dagegen rechnen mit einem ausgeprägten Bullenmarkt und begründen dies vor allem nachfrageseitig. "Der zweite säkulare Bullenmarkt für Kupfer in diesem Jahrhundert wird durch ein boomendes Nachfragewachstum im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung vorangetrieben". Citi rät Kupfernachfragern deshalb zu Absicherungsgeschäften und warnt ansonsten vor empfindlichen Preissteigerungen.

Im Hinblick auf die Nachfrage nach Kupfer kommt China als dem weltweit größten Verbraucher eine wichtige Bedeutung zu. Darauf weist auch die BofA hin. Den Analysten zufolge könnten Pekings Investitionsentscheidungen – insbesondere bei grünen Technologien – die weltweite Kupfernachfrage erheblich beeinflussen. Es bestehe durchaus das Risiko, dass China seine Investitionen in grüne Technologien reduzieren könne. Selbst in diesem Fall bliebe jedoch laut Widmer das zentrale angebotsseitige Problem bestehen.