Hoffnung auf Konjunkturpaket in China: Eisenerzpreis legt zu
Der Eisenerzpreis legt weiter zu. Aktuell werden knapp 136 USD pro Tonne gezahlt. Noch im August lag der Preis bei 105 USD. Damit hat sich Eisenerz in rund vier Monaten um fast 30 % verteuert. Vom Allzeithoch bei 220 USD im Jahr 2021 ist der Rohstoff damit allerdings noch weit entfernt, ebenso von den Preisen im Jahr 2011. Ob es einen neuen Anlauf auf die alten Hochs gibt, entscheidet nicht zuletzt die chinesische Konjunktur. China ist der weltweit wichtigste Nachfrager nach Eisenerz, ein großer Teil wird importiert.
Eisenerzprognose: Flache Nachfrage bis 2025
Die US Investment Bank J.P. Morgan hatte im September die Preisprognose für 2023 auf 117 USD pro Tonne angehoben. Für die Folgejahre rechnet die Bank mit sinkenden Notierungen.
Goldman Sachs rechnet damit, dass die weltweite Nachfrage dieses Jahr um 0,2 % zulegen und im kommenden Jahr stagnieren wird. 2025 soll die Eisenerznachfrage sogar um 1,1 % sinken. Das weltweite Angebot soll dagegen in diesem und den beiden kommenden Jahren um 1,1 %, 2,1 % und 1,4 % steigen.
Die chinesische Führung hat sich offenbar auf größere kulturpolitische Stimuli festgelegt. Am Dienstag endete die zentrale Wirtschafts- und Arbeitskonferenz. In einer Zusammenfassung der Veranstaltung wird die "angemessene Intensivierung der proaktiven Finanzpolitik" weit oben auf der Liste der Maßnahmen geführt, die die Regierung in Peking für die Rückkehr auf ein hohen Wachstumspfad als notwendig erachtet.
Auf der Konferenz, die jedes Jahr im Spätherbst stattfindet, werden die wirtschaftspolitischen Stellschrauben für das Folgejahr beschlossen. Mit dem nun im Raum stehenden Konjunkturprogramm könnte möglicherweise wieder die angestrebte Wachstumsrate von 4,5-5 % erreicht werden.
Chinesische Konjunktur: Großbaustelle mit schwachem Immobiliensektor
Die Regierung muss dabei viele Baustellen auf einmal ins Visier nehmen. Aktuell leidet die Konjunktur unter dem schwächelnden Immobiliensektor und einer hohen Verschuldung der Kommunen. Auch die privaten Investitionen entwickeln sich in diesem Jahr rückläufig, die Exporte verlaufen seit Januar flach.
Zudem droht eine Deflation. Im November sank der Verbraucherpreisindex auf -0,5 % – bei bereits sehr niedrigen Zinssätzen. Chinesische Konsumenten geben weniger Geld für Konsumgüter und Freizeit aus: In den ersten zehn Monaten des Jahres legte der Einzelhandelsumsatz um 6,9 % gegenüber dem Vorjahr zu. Das Problem: Im Vergleichszeitraum waren noch viele Coronabeschränkungen aktiv, die den Konsum deutlich drückten.
Peking will nun offenbar die Schuldengrenze aufweichen. Im Oktober hatte die Regierung neue Staatsanleihen im Volumen von rund 130 Mrd. Euro begeben. Damit wird die 3 % Marke wahrscheinlich geknackt – was nun auch für das kommende Jahr erwartet wird.
Allerdings sind die Erfahrungen mit fiskalpolitischen Stimuli in China nicht allzu positiv. Zu deutlich sind noch die Auswirkungen des Programms aus 2008 über 520 Milliarden EUR. Das Programm kurbelte zwar das Wachstum an, gilt jedoch auch als Ausgangspunkt für die aktuelle Immobilienblase, die hohe kommunale Verschuldung und Überkapazitäten in vielen Bereichen.
Chinas Konjunkturprogramm: 2024 ist nicht 2008
Kurz gesagt: Mehr Intervention durch Konjunkturprogramme ist absehbar, der Umfang wird sich aber in Grenzen halten. Geplant sind u.a. Steuererleichterungen für den Technologiesektor und die Industrie. Der Immobilienmarkt steht dagegen nicht im Mittelpunkt. Hier scheint die Regierung sich eher mit einem notwendigen Anpassungsprozess abzufinden.
Dass es allein aufgrund der höheren Verschuldung zu einer stärkeren Nachfrage nach Eisenerz kommt, erscheint deshalb unwahrscheinlich. Der Markt hofft offenbar auf einen weiteren Impuls über die Beschlüsse der Konferenz hinaus. Reuters zufolge begann am Montag ein Treffen hochrangiger Politiker unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Rahmen des Treffens sollen die Konjunkturpläne für das kommende Jahr ausgearbeitet werden – der Rahmen ist durch die Konferenz jedoch weitgehend abgesteckt.
Die steigenden Preise sind allerdings auch auf die geringen Vorräte vieler Abnehmer zurückzuführen. Analysten von Huatai Futures verwiesen darauf, dass die Erwartungen im Hinblick auf eine verstärkte Bevorratung recht hoch seien, was zu dem allgemein hohen Erzverbrauch beitrage.