EU: Critical Raw Materials Act bald für noch mehr Rohstoffe?
Der EU Raw Materials Act definiert kritische und strategische Rohstoffe und will deren Beschaffung sicherstellen. Die Liste der Rohstoffe ist keine "geschlossene Gesellschaft". Künftige Aktualisierungen könnten das Programm thematisch ausweiten.
Der EU Raw Materials Act (eigentlich Critical Raw Materials Act, CRMA) enthält eine Liste mit Rohstoffen, die durch die EU als kritisch eingestuft werden und deren Versorgungssicherheit verbessert werden soll.
Auf der Liste finden sich z.B. Batteriemetalle wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan, Bor und Seltene Erden. Auch Kupfer ist darauf vermerkt – hier könnte es in den kommenden Jahren deutliche Engpässe geben.
Nicht auf der CRMA Liste sind dagegen Aluminium und Zink. Das könnte sich jedoch ändern. Die Verordnung enthält eine Bestimmung zur regelmäßigen Aktualisierung der Liste. Bei der Aktualisierung sollen Rohstoffe (auch jene, die noch nicht gelistet sind) im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Bedeutung und die Entwicklung der Versorgungssicherheit laufend neu eingestuft werden.
Hohe Importabhängigkeit bald auch bei Zink und Aluminium?
Die europäischen Zinkschmelzkapazitäten sind infolge der gestiegenen Energiepreise regelrecht eingebrochen. Die Industrie fordert deshalb schon Nachbesserungen: "Die heutige strategische Rohstoffliste darf nicht das fertige Bild sein", warnte Evangelos Mytilineos, Präsident der Industriegruppe Eurometaux.
Der europäische Verband der Nichteisenmetallhersteller hatte bereits im vergangenen Frühherbst vor einer Deindustrialisierung gewarnt und vorgerechnet, dass bereits 50 % der Aluminium- und Zinkschmelzkapazität in der EU vom Markt gegangen seien.
Diese Entwicklung setzt sich fort. Das in Grevenbroich ansässige Unternehmen Speira hat im März die vollständige Schließung seiner Aluminiumhütte Rheinwerk bekanntgeben – und auf die hohen Energiekosten verwiesen. Im September war für das Werk eine Produktionskürzung um 50 % verkündet worden.
Sollten die Energiepreise hoch bleiben und die Produktion von Zink und Alu in Europa nicht mehr wirtschaftlich sein, könnten auch hier weitere Abhängigkeiten entstehen. Das gilt auch für andere energieintensive Produkte wie Stahl und Stickstoff.
Die Probleme energieintensiver Industrien und die daraus folgenden Forderungen der Industrie könnten den Raum für die Aufnahme weiterer Rohstoffe wie Zink, möglicherweise aber auch von Produkten wie Stahl und Alu ermöglichen.
Schließlich bedeutet "Raw Materials" übersetzt nicht nur Rohstoff, sondern auch Roh- oder Ausgangsmaterial, Grund- oder Werkstoff…
EU Critical Raw Materials Act bald für weitere Metalle?
Der EU Raw Materials Act umfasst bislang 34 sogenannte kritische Rohstoffe und 16 strategische Rohstoffe. Viele der strategischen Rohstoffe sind zugleich als kritische Rohstoffe gelistet. Doch es gibt zwei Ausnahmen: Kupfer und Nickel.
Die Begründung der EU: Kupfer und Nickel erfüllten zwar nicht die sogenannten CRM-Grenzwerte, seien aber gemäß der Definition im Gesetz dennoch zu berücksichtigen. Dabei geht es um wirtschaftliche Bedeutung und Versorgungsrisiko.
Dass die Aufnahme auf die Liste allein hilft, ist allerdings unwahrscheinlich. Der Raw Materials Act will die Versorgungssicherheit mit kritischen Metallen durch beschleunigte Genehmigungen, gebündelten Einkauf und gemeinsame Lagerhaltung sowie eine diversifizierte Einkaufsstrategie so weit wie möglich sicherstellen. Diese Maßnahmen wirken nicht, wenn der Grund für künftige Engpässe in Produktionsstopps aufgrund hoher Energiepreise liegt.
Für die durch den Critical Raw Materials Act abgedeckten Rohstoffe will die EU bis zum Jahr 2030 verschiedene Ziele erreichen. So sollen 10 % der Materialien in der EU gewonnen werden. Die Quote bei der Weiterverarbeitung soll auf 40 % steigen, die Recyclingquote auf 15 %. Maximal 65 % der Importe sollen dann noch aus einem einzigen Land bezogen werden dürfen. Im Moment liegt der Anteil der chinesischen Lieferungen bei vielen Rohstoffen deutlich höher: Bei Magnesium etwa sind es 97 %.