Liquiditätseinbruch: Nickel Future an der LME erholt sich nicht

Liquiditätseinbruch: Nickel Future an der LME erholt sich nicht

Der Nickel Future an der London Metal Exchange (LME) leidet noch immer unter den Chaostagen im März. Händler haben das Vertrauen verloren, die Liquidität ist eingebrochen. Dem Weltmarkt fehlt eine verlässliche Benchmark.

Volumen und Liquidität im LME Nickel Future rutschen ab. Dies ist für die Wirtschaft von größter Bedeutung. Zwar basieren nur rund 20 % der weltweiten Nickellieferungen direkt auf einem LME Future.

Der internationale Handel mit Nickel nutzt den Preis der Terminkontrakte in London jedoch üblicherweise als Benchmark. Das Vertrauen in diese Benchmark scheint zerstört.

Eine kurzfristige Alternative zum LME Kontrakt gibt es nicht. Zwar wird auch an der Shanghai Futures Exchange ein Nickelkontrakt gehandelt – Chinas Regierung erlaubt den Handel jedoch nur inländischen Unternehmen. Für eine internationale Benchmark eignet sich der Future deshalb nicht.

LME Nickel Future: Handelsvolumen sinkt um 54 %

Ein Blick auf das Handelsvolumen im LME Nickel Future in den vergangenen Monaten zeigt das Ausmaß des Vertrauensverlustes. Im Oktober sank das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen um 54 % auf nur noch 196.868 t. Bereits im Juli, August und September war das Volumen um 42 %, 51 % bzw. 40 % rückläufig.

Wie für alle Futures gilt auch für den LME Nickel Terminkontrakt: Wo wenig Liquidität ist, sind plötzliche Preissprünge nicht fern. Marktteilnehmer zweifeln deshalb an der Aussagekraft des Preises.

Deutlich wird dies an Ereignissen, die sich am 14. und 15. November abspielten. Damals wurde der LME Nickelkontrakt erstmals seit März mit einem Aufschlag gegenüber dem Future der Shanghai Futures Exchange gehandelt. Normalerweise wird Nickel in London mit einem Abschlag gegenüber Shanghai gehandelt.

Die Ursache für den Abzug der Anleger vom Londoner Handelsplatz ist in den Chaostagen im März zu sehen. Im Kontext des gerade ausgebrochenen Ukrainekrieges und durch den Abbau großer Shortpositionen auf Nickel kam es am 8. März zu einer turbulenten Handelssitzung. Innerhalb weniger Stunden verdoppelte sich der Nickelpreis auf mehr als 100.000 USD pro Tonne. Die LME annullierte damals alle Geschäfte und setzte den Handel – erstmals seit 1988 – aus.

Preislimit im Nickelhandel erreicht

Im Nachgang der Ereignisse März hatte die LME ein tägliches Preislimit von 15 % eingeführt die Initial Margin im Nickelhandel um 28 % angehoben. Dieses wurde im November erreicht, als es durch Kaufgesuche mit Aufschlägen, eine optimistische Tageshaltung der Marktteilnehmer und andere Details zu deutlichen Kursanstiegen kam – die ohne das Preislimit wohl noch höher ausgefallen wären. Nach Auffassung der Börse hat das rasche Handeln den Markt im November beruhigt und damit Szenen wie im März verhindert.

Reuters zitiert ein Statement der Börse: "Die täglichen Preislimits der LME (…) funktionierten wie geplant und begrenzten die Auswirkungen der Marktbewegung. Die LME identifizierte und erfragte sofort spezifische zugrunde liegende Order- und Handelsaktivitäten." Kurz darauf habe sich der Kurs normalisiert.

Im November hatten Kaufaufträge rund 1000 USD über dem sonstigen Marktgeschehen maßgeblich zur Aussetzung des Handels beigetragen. Marktteilnehmer zeigten sich überrascht, dass die LME keinen Weg gefunden habe, derart "rücksichtsloses Verhalten" zu unterbinden – so zitiert Reuters wörtlich eine Quelle.

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"Nickel Kontrakt wird überleben, weil es keine Alternative gibt"

Guy Wolf, Leiter der Marktanalyse beim Rohstoffmakler Marex sagte gegenüber Reuters, der Nickelkontrakt werde überleben, da es keine Alternative gebe. Es könne jedoch einige Zeit dauern, bis sich der Handel vollständig erholte.

Die Nachrichtenagentur zitiert andere Quellen, denen zufolge nur die Rückkehr von Volumen und Liquidität in den Handel den Ruf als globale Benchmark wiederherstellen könnte. Es bleibe jedoch abzuwarten, wann und wie dies geschehe. Derzeit gebe es eine große Diskrepanz zwischen LME Nickel Futures und dem physischen Markt.

Nach der rasanten Rallye und dem folgenden Absturz im März hat der Nickelpreis eine Bodenbildung vollzogen und in den vergangenen Monaten wieder deutlich zugelegt. Aktuell notiert der Preis pro Tonne bei knapp 30.000 USD und damit deutlich über dem Niveau zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs.