Lithium aus Deutschland: Es kommt Bewegung rein
Die Förderung von Lithium innerhalb Deutschlands ist für den Ausbau von Elektromobilität und Stromspeichern von essenzieller Bedeutung. Rock Tech Lithium hat nun den Liefervertrag mit Mercedes-Benz unter Dach und Fach gebracht. Vulcan Energy arbeitet mittlerweile an neun Projekten im Oberrheingraben. Und das Land Niedersachsen will alte Bohrlöcher nutzen.
Rock Tech Lithium (WKN: A1XF0V, ISIN: CA77273P2017) wird ab 2026 Lithium an Mercedes-Benz liefern. Das Material stammt aus einem Konverter in Guben der brandenburgischen Niederlausitz.
Rock Tech Lithium und Mercedes-Benz besiegeln Vertrag
Wie das in Vancouver ansässige Unternehmen letzte Woche mitteilte, sieht ein abgeschlossener Vertrag die Lieferung von durchschnittlich 10.000 t Lithiumhydroxid pro Jahr vor. Dies soll für 150.000 E-Fahrzeuge pro Jahr ausreichen. Der Vertrag läuft fünf Jahre und umfasst einen geschätzten Verkaufswert von rund 1,5 Milliarden EUR.
Der in Guben geplante Konverter soll durch den Vertrag zu ca. 40 % ausgelastet werden. Ab 2025 will Rock Tech an dem Standort 24.000 t Lithiumhydroxid pro Jahr produzieren.
Rock Tech und Mercedes-Benz hatten bereits im August eine strategische Partnerschaft unterzeichnet, die die nun fixierte Vereinbarung vorgesehen hatte. Die fünfjährige Laufzeit schließt sich an eine bis 2026 laufende Qualifizierungsphase an, in der bestimmte Produkt- und Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden müssen.
So soll das durch Rock Tech gelieferte Lithiumhydroxid aus Minen stammen, die eine Prüfung der Initiative vor Responsible Mining Assurances durchlaufen hat.
Dies ist der Knackpunkt: Das durch Rock Teck gelieferte Lithium kommt ursprünglich nicht aus deutschen Minen, sondern überwiegend aus Kanada. Zwar hat das Unternehmen sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 die Hälfte seines Rohmaterials aus Recycling zu gewinnen. Die andere Hälfte entfällt jedoch auf den Abbau in Minen.
Größtes Lithiumvorkommen Europas liegt unter dem Oberrheingraben
Mit Rohstofflieferungen aus Kanada und einer Weiterverarbeitung in Deutschland wäre jedoch bereits ein wichtiger Schritt in Richtung sicherer Lieferketten getan. Bislang hat China bei der Weiterverarbeitung von Lithium nahezu ein Monopol.
Doch die Gewinnung von Lithium in Deutschland ist prinzipiell möglich. Bislang kommt ein Großteil aus Südamerika und Australien, Kanada entwickelt sich zum neuen Hotspot.
Auch hierzulande ist Lithium vorhanden. Die womöglich größte Lithiumquelle Europas befindet sich rund 5000 m unter dem Oberrheingraben – meldete jedenfalls kürzlich National Geographic.
Hier könnte der Abbau mit geothermischen Anlagen vonstattengehen. Damit befasst sich das Unternehmen Vulkan Energy (WKN: VULEN1, ISIN: NET000VULEN1). Gegen die Methode gibt es jedoch erheblichen Widerstand. Der Rheingraben ist eine seismische aktive Zone. Dies in Verbindung mit größeren geothermischen Anlagen kann durchaus zu Erdbeben führen – wie etwa 2019 in Vendenheim bei Straßburg oder 2006 bei Basel. Vulcan Energy betreibt in der Region jedoch neun Projekte und gibt sich zuversichtlich im Hinblick auf deren Realisierung.
Niedersachsen will alte Gasbohrlöcher nutzen
Unabhängig davon will das Land Niedersachsen ungenutzte Gasbohrlöcher nutzen, um Thermalwasser an die Oberfläche zu pumpen. In Städten wie zum Beispiel Munster soll nun 147° warmes Wasser durch eine geothermische Anlage gepumpt werden. Dem Wasser sollen 350 mg Lithium pro Liter entzogen werden. Von dieser Menge gehen die örtlichen Stadtwerke aus. So sollen jährlich 500 t Lithium zu gewinnen sein.
Notwendig ist eine geothermische Anlage, die 40 l Thermalwasser pro Sekunde an die Oberfläche bringt und dabei einen Kreislauf mit Wärmetauscher und Extrahierungsanlage durchläuft. Im Fall von Munster soll die Anlage im Jahr 2026 fertiggestellt sein.
Diese Methode gilt als vergleichsweise umweltschonend im Vergleich zur Lithium Förderung aus Salzseen und dem klassischen Bergbau. Insbesondere die Soleförderung aus Salzseen steht in der Kritik, der Umgebung Wasser zu entziehen.
Mit dem Vorgehen in Niedersachsen wird sich jedoch nicht ansatzweise genügend Lithium fördern lassen. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIID) hält in einer optimistischen Schätzung die jährliche Produktion von 4700 t Lithiumcarbonatäquivalent für möglich, wenn alle geothermischen Standorte entsprechend genutzt werden. Die Lithiumnachfrage liegt jedoch aktuellen Schätzungen zufolge um Größenordnungen höher.
Bislang wurden die Anlagen nicht in der Praxis eingesetzt, sondern lediglich im Labor erprobt. Es gilt als wahrscheinlich, dass die tatsächlichen Ergebnisse noch deutlich schwächer ausfallen.
Sehr wahrscheinlich wird Deutschland seinen Lithiumbedarf deshalb in absehbarer Zeit nicht selbst decken können. Importe sind nicht zuletzt für die Autoindustrie überlebenswichtig – bevorzugt aus sicheren Ländern wie Kanada. Dort stehen viele Explorationsunternehmen und Developer bereits in den Startllöchern.
Ein Beispiel dafür ist Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE: FAT, FSE: F0R0, ISIN: CA3455101012), das sechs Lithium-Hartgesteinsprojekte in Manitoba in einer frühen Explorationsphase entwickelt.