Bitcoin vs. Gold: Dauercrash statt sicherer Hafen 2.0

Bitcoin vs. Gold: Dauercrash statt sicherer Hafen 2.0

Bitcoin sollte das neue Gold werden – davon waren jedenfalls die eingefleischten Anhänger der Kryptowährung überzeugt. Spätestens die letzten Wochen haben gezeigt: Bitcoin ist kein sicherer Hafen, sondern das Zentrum des Sturms. Gold dagegen gehört zu den (wenn auch relativen) Gewinnern der letzten Monate. Aktuell zeigen Sentiment Indikatoren Bewegung an – just in einer Phase, in der es Sanktionen gegen russische Goldexporte geben könnte.

Wer eine Suchmaschine mit der Phrase "Bitcoin das neue Gold" bemüht, stößt recht weit oben in den Suchergebnissen auf ein Interview mit Marion Laboure, Analystin bei Deutsche Bank Research. Ein Zitat aus dem Interview: "Die Menschen haben schon immer nach Vermögenswerten gesucht, die nicht von Regierungen kontrolliert werden. Gold erfüllt dieses Kriterium seit Jahrhunderten. Und ja, ich könnte mir vorstellen, dass Bitcoin möglicherweise das digitale Gold des 21. Jahrhunderts wird."

Bitcoin verliert seit Jahresbeginn 53 %

Auch wenn die Analystin auf spezielle Risiken von Bitcoin und Co. hinweist und Unterschiede zu Gold nennt, prägt sich diese Einschätzung ein. Schließlich unterstellte nicht nur Marion Laboure der Kryptowährung eine Bedeutung, die sich im aktuellen Marktumfeld kaum erkennen lässt.

Bitcoin hat seit Jahresbeginn mehr als 53 % seines Wertes verloren –  im schwächelnden Euro gerechnet. In USD waren es sogar fast 57 %. In den letzten zwölf Monaten mussten Anleger einen Verlust von mehr als 32 % mitansehen (40 % in USD gerechnet).

Damit hat sich die leitende Kryptowährung sehr viel schlechter entwickelt als die großen Indizes. Der Verlust seit Jahresbeginn ist sogar mehr als doppelt so groß wie im Nasdaq 100 Index, der durch die Korrektur an den Aktienmärkten besonders abgestraft wurde.

Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich bei Gold: Der Goldpreis ist – in US-Dollar gerechnet – allein in den vergangenen zwölf Monaten um knapp 3 % gestiegen und notiert auch im Vergleich zum letzten Jahreswechsel höher. In Euro gerechnet ergibt sich für die letzten zwölf Monate sogar ein Anstieg um mehr als 16 %.

Zweifel an Bitcoin wachsen

Gold hat damit die letzten turbulenten Monate mit Inflation, Kriegsausbruch, Rezessionsängsten und weiteren globalen Schwierigkeiten deutlich besser überstanden als Bitcoin. Kryptowährungen werden deshalb zunehmend weniger als Alternative zu dem Edelmetall betrachtet.

So äußerte Kristina Hooper, Chief Investment Strategist bei Invesco, in einem Interview mit Kitco News, dass der Verfall der Kryptowährungen den Wert von Gold geradezu verstärke. Ihrer Ansicht nach gebe es nur einen Vermögenswert mit historisch abgesichertem Inflationsschutzcharakter  – und dabei handele es sich nicht um Kryptowährungen.

Letztere scheinen vielmehr den Charakter von Risikoassets zu haben, die in günstigen Marktphasen zwar hohe Renditen ermöglichen, in Korrekturphasen jedoch entsprechend stark fallen. Genau dieses Muster ist jedoch das Gegenteil von der Eigenschaft als sicherer Hafen.

Bitcoin und Co. scheinen stärker unter den Zinserhöhungen der Zentralbanken zu leiden als Gold. George Milling-Stanley, Chief Gold Market Strategist bei State Street Global Advisors, sieht in dem Crash der Kryptowährungen deshalb auch den Beweis, dass es sich dabei um riskante Vermögenswerte handele.

Robert Minter, Director of ETF Investment Strategy bei abrdn, sprach sich ebenfalls für Gold als Inflationsschutz aus. Anleger benötigten "etwas echtes" in ihrem Portfolio – etwas, das "wehtue, wenn man es sich auf den Fuß fallen lasse".

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Wird russisches Gold boykottiert?

Der Goldpreis könnte auch von einem Embargo gegen russisches Gold profitieren. Die G7 Staaten wollten einen solchen Beschluss eigentlich direkt beim aktuellen Gipfel in Bayern verkünden. Bundeskanzler Olaf Scholz bremste allerdings und verwies darauf, dass ein solches Embargo in der EU debattiert werden müsse. US-Präsident Joe Biden geht davon aus, dass ein Goldembargo Russland "dutzende Milliarden Dollar" an Einnahmen kosten könnte.

Russland ist nach China der zweitgrößte Goldproduzent der Welt. 2021 wurden in dem Land 330 t gefördert – etwa ein Zehntel der weltweiten Produktion. Für den russischen Staat ist Gold nicht nur ein Rohstoff, sondern auch eine wichtige Devisenquelle. 2021 wurden durch den Export des Edelmetalls umgerechnet 14,7 Milliarden EUR erlöst. Damit ist Gold nach Energierohstoffen das wichtigste Exportgut der Russischen Föderation.

Sentix: Vola-Signal bei Gold

Der Sentix Indikator indes zeigt für den Goldmarkt (und ebenso für Silber) ein anstehendes Volatilitätssignal an. Der aktuellen Wocheanalyse zufolge hat der Super-Neutrality-Index den höchsten Stand seit Juni 2018 erreicht. Hohe Werte signalisieren den Herausgebern des sentix zufolge einen neuen Trendimpuls, niedrige Werte dagegen sprechen für eine Abflachung des bestehenden Trends. Es kommt also Bewegung in den Markt.

Der Super-Neutrality-Index addiert die kurzfristige und mittelfristige Neutralität am Markt. Eine hohe Zahl an neutralen Anlegern ist der Interpretation zufolge ein Indiz für Irritation am Markt und ein Hinweis auf künftig steigende Volatilität.

Das Gegenstück dazu ist der sentix Overconfidence-Index. Sehr hohe oder sehr niedrige Werte sind ein Indiz dafür, dass Anleger sich bezüglich der Marktentwicklung sehr sicher sind und sorglos mit ihren Risiken und Positionen umgehen. Der sentix oder Overconfidence-Index für Bitcoin ist auf einem sehr niedrigen Niveau – was möglicherweise für eine kurzfristige Korrektur nach oben sprechen könnte.