Westliche Staaten begründen Partnerschaft für die Versorgung mit Lithium, Nickel und Co.
Mehrere Länder unter Federführung der USA haben eine Partnerschaft für die Versorgung mit kritischen Mineralien begründet. Auch Deutschland ist dabei. Hier machen gerade schlechte Nachrichten für die Verkehrs- und Energiewende die Runde: Selbst im günstigsten Fall fehlt 2030 pro Jahr mehr Lithium, als aktuell weltweit produziert wird.
Die USA haben mit Kanada, Australien, Finnland, Frankreich, Deutschland, Japan, Südkorea, Schweden, dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Kommission eine Partnerschaft für die Versorgung mit sogenannten kritischen Mineralien ins Leben gerufen. Dies wurde auf der Prospectors and Developers Association of Canada in Toronto bekanntgegeben.
Die Minerals Security Partnership (MSP) soll den Zugang zu Rohstoffen sicherstellen, die für verschiedene Technologien – darunter auch E-Mobilität und regenerative Energieerzeugung – zwingend notwendig sind. Die Partnerschaft bezieht sich auf Produktion, Verarbeitung und Recycling.
Die Rohstoffe werden zum Beispiel in Akkus, Windkraftanlagen und Photovoltaikmodulen benötigt. Auch in zahlreichen weiteren Technologieprodukten und Haushaltsgeräten sind diese Mineralien verbaut.
Der Hintergrund: Die weltweite Nachfrage nach Rohstoffen wie Nickel, Lithium und Kobalt steigt deutlich – die Preise sind in den vergangenen Jahren teils exorbitant geklettert. Und ein Ende des Nachfragebooms ist nicht in Sicht.
Globale Lithiumnachfrage vervielfacht sich
Jose Fernandez, Staatssekretär für Wirtschaftswachstum, Energie und Umwelt im US Außenministerium, brachte es in einem Telefoninterview mit der Nachrichtenagentur Reuters auf den Punkt: 2050 werde sechsmal mehr Lithium benötigt als heute, sollen die Ziele in den Bereichen E-Mobilität, Energieerzeugung etc. erreicht werden.
Im Zentrum der Partnerschaft stehen vor allem Kanada und Australien, die selbst über große Vorkommen der kritischen Metalle verfügen. Mit der Minerals Security Partnership wollen die Mitglieder private und öffentliche Investitionen nach hohen ESG Standards ermöglichen – sicherlich zu einem erheblichen Teil in diesen beiden Ländern.
Die Partnerschaft hat auch eine geostrategische Komponente. Der Grund: Bislang ist China auf vielen der strategisch wichtigen Rohstoffmärkten dominant. Die US-Regierung arbeitet deshalb zusammen mit Kanada an der Etablierung regionaler Lieferketten.
Die Abbauländer mit erheblichen Ressourcen an Lithium und Co. versprechen sich viel von der Nachfrage nach ihren Bodenschätzen. Kanadas Minister für natürliche Ressourcen, Jonathan Wilkinson, sagte gegenüber Reuters, die kritischen Mineralien stellten eine "generationenübergreifende wirtschaftliche Chance" für das Land dar. Kanada verfügt unter anderem über Nickel, Kobalt und auch Lithiumvorkommen, die in den USA dringend benötigt werden.
Lithiumlücke: fällt der E-Auto-Boom in Deutschland aus?
Wie angespannt die Versorgung mit manchen kritischen Rohstoffen weltweit ist, zeigen aktuelle Nachrichten aus Deutschland. Hier sollen bis 2030 rund 15 Millionen Elektroautos unterwegs sein. Doch es zeichnet sich immer deutlicher ab: Das dafür benötigte Lithium steht nicht zur Verfügung.
Das Handelsblatt berichtet über Berechnungen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und zitiert den Studienautor der Behörde, Michael Schmidt. Sein verheerendes Fazit: "Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die weltweite Nachfrage 2030 zu decken"
Im Jahr 2020 wurden weltweit 82.000 t Lithium produziert. Laut dem BGR wächst die Lithiumnachfrage bis 2030 auf 316.000 t bis 550.000 t pro Jahr. 90 % des weiterverarbeiteten Lithiums wird für Lithium-Ionen Akkus in Elektroautos benötigt. Laut dem BGR fehlen im Jahr 2030 im Best Case Szenario 90.000 t des Rohstoffs – im schlechtesten Fall sogar 300.000 t. Selbst im Best Case Szenario übersteigt die Lücke somit die aktuelle weltweite Lithiumproduktion.
Skeptische Stimmen auch aus Großbritannien
Sollte das von der EU-Kommission geplante Verbot von Verbrennungsmotoren ab 2035 tatsächlich in Kraft treten, könnte die Nachfrage nach E-Autos sogar noch schneller steigen als bislang eingeplant.
Internationale Prognosen rechnen damit, dass im Jahr 2030 weltweit 40 Millionen Elektroautos produziert werden können. Dem widerspricht ein wissenschaftliches Beratungsgremium der britischen Regierung. Das "Advanced Propulsion Centre" (APC) rechnet damit, dass lediglich 25 Millionen elektrisch betriebene Fahrzeuge vom Band laufen können. Der Grund: Die Lithiumlücke.
Manches spricht dafür, dass die Lithiumproduktion 2030 eher im unteren Bereich der BGR Prognosen landen könnte. So gibt es weltweit gesehen zwar genügend Lithiumreserven (mehr als 21 Millionen t), in vielen Abbauländern – etwa in Chile – kommt es jedoch immer wieder zu Verzögerungen bei Genehmigung und Realisierung von Projekten.
Dabei kämpfen die Bergbauunternehmen in jedem Land mit ganz spezifischen Problemfeldern. In Mexiko wurde die Lithiumindustrie jüngst verstaatlicht, in Chile wird ein solcher Schritt diskutiert.
Bergbauunternehmen kämpfen mit vielen Problemen
27 % der weltweit bekannten Lithiumreserven lagern in der chilenischen Atacama Wüste. Dort ist auch das Bergbauunternehmen Sociedad Química y Minera de Chile (SQM) aktiv. Mit dem Hochfahren der Exploration und Produktion zeigt sich die Gesellschaft jedoch sehr zögerlich – weil im Kongress ein Gesetz diskutiert wird, das zu einer sofortigen Enteignung des Konzerns führen könnte. Kommt es zur Verabschiedung, dürfte die Lithiumproduktion im wichtigen Abbauland Chile sogar sinken, anstatt zu steigen.
In Kanada sind die Bedingungen besser – weshalb sich die USA auch auf ihren nördlichen Nachbarn als Hauptlieferanten strategischer Rohstoffe neben Australien konzentrieren dürften. Aktuell sind in Kanada diverse Explorationsunternehmen aktiv. Dazu gehört etwa Foremost Lithium Resource & Technology Ltd (WKN: A3DCC8, ISIN: CA3455101012). Die Gesellschaft besitzt nicht weniger als vier Hartgestein Lithium Projekte und will neben der Rohstoffgewinnung auch die Weiterverarbeitung zu Lithiumhydroxid in Batteriequalität in die eigene Wertschöpfungskette integrieren.