Die Rohstoffwoche: Goldman Sachs-Studie zu Batteriemetallen, Pilbara Minerals, Sayona, Allkem, Rock Tech, Foremost Lithium, Standard Lithium, Opec+

Die Rohstoffwoche: Goldman Sachs-Studie zu Batteriemetallen, Pilbara Minerals, Sayona, Allkem, Rock Tech, Foremost Lithium, Standard Lithium, Opec+ bigstockphoto

Anlässe für Unruhe an den Märkten gibt es derzeit eigentlich genug – Krieg, Lieferketten, Inflation und Zinswende, um nur die prominentesten Übel zu nennen. In dieser Woche reichte der Bericht eines Analysten aus, um zumindest den mit Lithium befassten Teil des Marktes kurzzeitig zu erschüttern. Der Ölmarkt dagegen sah geradezu desinteressiert über den Beschluss der Opec+ hinweg, die Fördermengen auszuweiten. Die Rohstoffwoche im Überblick.

Goldman Sachs Analyst Nicholas Snowdon teilte  in einem Bericht mit, dass er das Ende der Hausse bei Lithium und Kobalt gekommen sieht. Die Aktien vieler Rohstoffunternehmen knickten daraufhin empfindlich ein. Goldman Sachs erntete einen regelrechten Shitstorm an Widerspruch aus der Rohstoffbranche.

In dem Bericht der Investmentbank wird konstatiert, dass das Bewusstsein der Marktteilnehmer für die Bedeutung der Batteriemetalle  Lithium, Kobalt und Nickel in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen sei – und ebenso die Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen. Diese Investitionen und das Ende der Pandemie sollen dem Bericht zufolge den Boden für einen Preisrückgang bei den Rohstoffen bereiten.

Goldman Sachs: Lithium 2023 um fast 80 % billiger

Und dieser – prognostizierte – Preisrückgang hat es in sich. Eine Tonne Lithiumcarbonat kostet derzeit ca. 70.300 USD (so hoch lag der Preis in Shanghai am 02. Juni umgerechnet in USD). Für das Gesamtjahr 2022 erwartet der Bericht einen durchschnittlichen Preis von 53.982 USD. 2023 soll der Preis sogar auf durchschnittlich 16.372 USD sinken. Zum aktuellen Kursniveau entspräche dies einem Rückgang um 77 %.

Nicht ganz so stark soll der Preisrückgang bei Kobalt ausfallen. Hier werden derzeit rund 80.000 USD pro Tonne gezahlt – 2023 sollen es laut Goldman dann knapp 60.000 USD sein.

Lithium Aktien rauschen nach unten  – aber nur kurz

Die Kurse vieler Lithium Aktien fielen nach der Veröffentlichung des Berichts deutlich. Ganfeng Lithium (WKN: A2N6UN, ISIN: CNE1000031W9) etwa gaben auf Wochensicht 3,7 % nach. Härter traf es Sayona Mining (WKN: A1W2HT, ISIN: AU000000SYA5) mit -9,5 %, Pilbara Minerals (WKN: A0YGCV, ISIN: AU000000PLS0) mit -9,1 % und Allkem (WKN: A3C8Z7, ISIN: AU0000193666) mit -10,4 %.

Nicht wenige Titel konnten sich nach einem kurzen Rücksetzer jedoch auch stabilisieren oder die Woche sogar im Plus beenden. Dies gilt etwa für Standard Lithium (WKN: A2DJQP, ISIN: CA8536061010) mit +2,6 %  und Rock Tech Lithium (WKN: A1XF0V, ISIN: CA77273P2017) mit +4,7 %. Die Aktie von Foremost Lithium (WKN: A3DCC8, ISIN: CA3455101012) gehörte mit einem Wochenplus von 23 % sogar zu den Gewinnern am Markt.

Dass der "Goldman-Schock" schnell nachgelassen hat, ist auch auf entschiedenen Widerspruch aus der Branche zurückzuführen. Reg Spencer, Bergbauanalyst bei Cannacord etwa, weist die Behauptung der Investmentbank, es zeichne sich ein Überangebot an Lithium ab, entschieden zurück.

Mit unserem kostenlosen Newsletter bleiben Sie stets zu interessanten Rohstoffthemen und Minenfirmen auf dem neuesten Stand. Verpassen Sie keine Marktkommentare und Hintergrundberichte zu spannenden Metallen mehr.

Mit dem Absenden bestätigen Sie, dass Sie unseren Disclaimer / AGB, unsere Datenschutzerklärung und Informationsvertragsbedingungen gelesen haben und akzeptieren.
Sie haben es fast geschafft!

Öffnen Sie Ihr Email Programm (eventuell den Spam Ordner prüfen) und klicken Sie in der Email mit dem Betreff: "Miningscout: Bitte Anmeldung bestätigen" auf den Bestätigungslink.

Fügen Sie info@miningscout.de als Kontakt in Ihrem Email-Programm hinzu, damit unser Newsletter nicht aus Versehen als Spam markiert wird.

Widerspruch aus der Branche: Liegt Goldman Sachs falsch?

Das Lithiumangebot enttäusche Spencer zufolge "immer" – was bedeuten soll, dass das aus Ressourcenschätzungen schlussendlich resultierende Angebot immer geringer ausfällt als zunächst erwartet. Dies gilt laut Spencer besonders für Lithium aus "unkonventionellen" Quellen wie dem Mischkristall Lepidolith.

Und hier liegt laut Spencer der entscheidende Fehler in der Analyse von Goldman: "Das Überangebot auf dem Markt, auf das sich Goldman Sachs bezieht, liegt in der Lithiumproduktion aus chinesischen Lepidolithquellen, die im Vergleich zu Spodumen minderwertig, schwierig zu verarbeiten und teurer in der Verarbeitung sind".

Spencer ist nicht der einzige Branchenexperte, der den Ausführungen des GS Analysten nicht folgen will. Der designierte Pilbara CEO Dale Henderson bezeichnete die GS Prognose als "ziemlich mutig". So blieben die kurzfristigen Marktaussichten für Lithium sehr positiv. Erst in der vergangenen Woche habe sein Unternehmen Spodumen zu einem Rekordpreis verkauft.

Man sehe starke Nachfrage – was im Übrigen auch der GS Bericht konstatiere. Die Bank gehe in ihrem Bericht von einem anziehenden Angebot aus. Dieses wird Henderson zufolge auch kommen – fraglich sei aber, wann sich dies auswirke. Die Marktsituation sei noch immer durch eine lange Zeit der Unterinvestitionen geprägt, was sich nur mit Verzögerung beheben lasse.

Daniel Jimenez, ein Direktor von Galan Lithium (WKN: A2N4CD, ISIN: AU0000021461), schlug in eine ähnliche Kerbe. Das Angebot werde überschätzt, die Nachfrage dagegen unterschätzt.

Rohöl: Opec+ fördert mehr, Ölpreis reagiert nicht

Auch auf dem Ölmarkt gab es in dieser Woche interessante Entwicklungen. So will das Kartell Opec+ die Ölförderung in den Sommermonaten auf Druck der USA erhöhen. Geplant ist, den Output im Juli und August um jeweils 650.000 Barrel pro Tag  zu erhöhen. Bislang waren lediglich 432.000 Barrel zugesagt. Der Ölpreis reagierte allerdings nur sehr kurz mit Abschlägen. WTI Öl beendete die Handelswoche im Plus bei 116,8 USD.

Fast schon übersehen wurde, was Goldman über ein anderes (Batterie-)Metall denkt: Für Nickel prognostiziert der Bericht sogar einen leichten Anstieg auf 30.250 USD pro Tonne. Aktuell werden 27.700 USD gezahlt. Dabei ist der größte Nickelproduzent Norilsk Nickel (Weltmarktanteil: 14 %) in Russland ansässig – und könnte früher oder später doch von Sanktionen betroffen sein.