EZB verlängert Geldflut – Minenaktien historisch günstig - Analyse zu Silber
Der US-Dollar zeigte sich in der letzten Handelswoche stark und legte um 0,2% zu, wogegen der Goldpreis um 0,5% auf 1.802 US-Dollar fiel, um wieder einmal die Unterstützung bei 1.800 US-Dollar zu testen. Seit einigen Wochen gibt es zwischen den Bullen und Bären an den Märkten auf diesem Preislevel einen ständigen Schlagabtausch, während die Terminmarktdaten der COMEX ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage offenbaren. Die Rendite der zehnjährigen US-Zinsen sank leicht und die US-Aktienmärkte erreichten vergangene Woche ein neues Allzeithoch. Der starke Rücksetzer am Aktienmarkt zu Wochenbeginn, wurde diesmal primär von Kleinspekulanten sofort gekauft, sodass Dow Jones, S&P 500 und die NASDAQ auf einem neuen Allzeithoch die Woche beendeten.
Aktuell ist das Interesse an Gold nicht nur aufgrund der haussierenden Aktienmärkte begrenzt, sondern auch wegen der falschen Annahme, die Inflation wäre nur vorübergehend und die Notenbanken könnten den Kampf gegen steigende Konsumentenpreise gewinnen. Die Notenbank von Neuseeland hatte vor einer Woche angekündigt ihr QE-Programm noch in diesem Monat beenden zu wollen. Darin sehen viele Investoren fälschlicherweise den Kanarienvogel in der Kohlemine und ein Indiz für ein baldiges Tapering, sowie steigende Zinsen in den USA. Auch der Einbruch des Rohölpreises auf 65 US-Dollar zum Beginn der letzten Woche, nachdem die OPEC sich auf eine Anhebung der Produktion einigte, wird als ein Indiz für den vermeintlich temporären Charakter der Inflation fehlgedeutet.
Der Silberpreis verlor in der letzten Woche wieder 1,9%, nachdem er aus seiner mehrwöchigen Handelsspanne nach unten ausgebrochen war. Der HUI-Goldminenindex fiel um 2,5% und damit stärker als Gold und Silber. Der Goldpreis notiert immer noch 120 US-Dollar über seinem Märztief, während der HUI-Goldminenindex dieses Korrekturtief bei 250 Punkten bereits wieder erreicht hat. Damit zeigen sich die Goldminen schwächer als der Goldpreis selbst, was als ein erstes Zeichen von Kapitulation in diesem Markt gedeutet werden könnte. Andererseits glauben gerade die amerikanischen Investoren das Märchen einer nur vorübergehend hohen Inflation und einer baldigen Drosselung der Anleihenkäufe, was in den kommenden Sommerwochen womöglich noch einmal für Verkaufsdruck am Goldmarkt sorgen und folglich die Minenaktien noch einmal unter das letzte Verlaufstief vom März drücken könnte.
Die Kurse der Minenaktien haben den stark gestiegenen Goldpreis der letzten Jahre noch nicht eskomptiert. Diese sind im Verhältnis zum Goldpreis aktuell so günstig wie zur Jahrtausendwende. Investoren scheinen zu glauben, die Verdoppelung der Notenbankbilanz würde nicht zu einer entsprechend deutlichen Abwertung des Dollars und des Euros führen und somit der Goldpreis und die Minen überbewertet sein.
Dieser Irrtum wird letztlich zu einer Kaufpanik der Minenaktien führen, wenn erst es dem Markt dämmert, dass die hohen Teuerungsraten in den kommenden Jahren bleiben und weiter ansteigen werden. Sobald die Marktzinsen inflationsinduziert auch zu steigen beginnen, werden die Margen der Unternehmen am Standardaktienmarkt unter Druck geraten. Die Minenaktien werden dann ihre späte Wertschätzung in einer Vervielfachung ihrer Marktbewertung erfahren, was in einigen Jahren letztlich wieder in einer irrationalen Kaufpanik enden dürfte. Diesen Ablauf konnte man bereits während der Stagflation der siebziger Jahre beobachten, als sich die Goldminenaktien verzehnfachten, während der Dow Jones in der gleichen Zeit über 16 Jahre hinweg bei 1.000 Punkten dahindümpelte.
Die Notenbanken sind dazu verdammt in den nächsten Jahren weiterhin Geld aus dem Nichts zu drucken, um die Zinsen noch eine Weile auf historisch niedrigem Niveau halten zu können. Dies erhöht jedoch sukzessive den Inflationsdruck, weshalb sich diese Geldpolitik in wenigen Jahren in einer Explosion der Zinsen entladen muss, die eine entsprechende Rezession bei gleichzeitig stark steigenden Preisen nach sich ziehen wird.
Während dieser Stagflation werden gerade die kleinen Leute leiden, die keine inflationsgeschützten Vermögen besitzen und bei nahezu gleichen Löhnen mit stark steigenden Preisen konfrontiert werden. Durch die unverantwortliche Fiskalpolitik des Staates, einhergehend mit der wirtschaftsschädigenden Geldpolitik, wird die Schere zwischen Arm und Reich größer und die Armut in Deutschland stark ansteigen.
Dass die Annahme der meisten Investoren, die FED könnte die Anleihenkäufe bald drosseln, falsch ist, bestätigte vergangene Woche Christine Lagarde, Chefin der Europäischen Zentralbank. Erst kürzlich hatte die EZB offiziell ihr Inflationsziel von "knapp unter zwei Prozent" auf durchschnittlich zwei Prozent angehoben, nachdem die FED diese Änderung bereits vor einem Jahr vollzog. Nun hat man die Bedingungen für eine Drosselung der Anleihenkäufe neu definiert, womit man sich neuen Spielraum für eine weitere Ausdehnung der Anleihenkäufe geschaffen hat.
Christine Lagarde erklärte, es gebe drei Bedingungen, die erfüllt sein müssten, bevor man die Zinsen anheben werde.
- Die Teuerung, gemessen am HVPI, muss deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums (aktuelles Jahr und die zwei folgenden Jahre) mindestens zwei Prozent erreichen.
- Die Teuerung muss nach Ansicht der EZB bis zum Ende des Projektionszeitraums über zwei Prozent bleiben.
- Die Kerninflationsrate (HVPI ex Energie- und Nahrungsmittelpreise) muss so hoch sein, dass die Teuerung auch mittelfristig bei zwei Prozent bleiben wird, auch wenn die Preise zeitweise deutlich stärker als zwei Prozent ansteigen.
Damit hat sich die EZB ein so breites und schwammiges Ziel gesetzt, dass sie selbst dann, wenn die Teuerung in den nächsten Monaten deutlich über zwei Prozent ansteigen wird, die Anleihenkäufe auch noch in den kommenden zwei Jahren ungehindert fortsetzen kann. Es wird also bis weit in 2024 hinein Geld gedruckt werden, womit alle Zweifel der Investoren an der Nachhaltigkeit der hohen Preissteigerungsraten eigentlich hinweggewischt sein sollten. Da die EZB und die FED Anleihen aufkaufen müssen, um einen sofortigen Zinsanstieg zu verhindern, wird das Ankaufprogramm PEPP von bisher 1,85 Billionen Euro sicherlich verlängert und aufgestockt werden. Der Sündenbock für den Reset des Kreditgeldsystems dürften erst einmal weiterhin neue Mutanten und drohende Lockdowns sein, die die Märkte in Angst und Schrecken versetzen.
Die Realzinsen werden also auch in den kommenden Jahren negativ bleiben, was das beste Umfeld für steigende Edelmetallpreise ist, wie obiger Chart zeigt. Immer dann, wenn die Realzinsen negativ werden und Sparguthaben in dieser Finanziellen Repression ihre Kaufkraft verlieren, steigt der Goldpreis diametral gegensätzlich an. Die Investoren werden spätestens im nächsten Jahr merken, dass die hohen Inflationsraten hoch bleiben und die Notenbanken ihre QE-Programme nicht drosseln werden. Dies wird die Inflationserwartungen anheizen, worauf die große Flucht in Edelmetalle und Minenaktien beginnen wird. Investieren Sie daher weiterhin in Edelmetalle – die große Wirtschaftskrise beginnt erst mit steigenden Zinsen und die hohe Inflation wird bleiben!
Technische Analyse zu Silber: Bear Flag? Wie weit noch bis zum Kaufsignal?
Terminmarkt: COT-Report vom 23.07.2021
Der Preis fiel zur Vorwoche um 1,10 US-Dollar, während die Spekulanten 8 Tsd. Kontrakte abbauten. Das ist zu wenig – hier zeigt sich ein Überangebot und Schwäche am Markt. Die großen vier Händler an der COMEX hatten ihre Netto-Shortposition um 7 Tage der Weltproduktion reduziert. Dass sich diese so deutlich eindecken konnten, unterstreicht die Schwäche des Silbermarktes noch einmal – ohne deren Eindeckung wäre der Silberpreis noch tiefer gefallen.
Die Kleinspekulanten sind bereits ziemlich bärisch positioniert, was als antizyklischer Indikator ein leichter Hoffnungsschimmer für die Bullen ist. Die aggregierte Long-Position ist jedoch immer noch extrem hoch und spricht weiterhin eher für eine Korrektur des Silberpreises. Zum Open Interest sind die Daten weiterhin deutlich im Verkaufsbereich und es besteht das hohe Risiko eines Long-Drops auf 22 US-Dollar oder tiefer.
Gibt der Goldpreis nach, so wird der Silberpreis überproportional entsprechend der Schwäche im Markt korrigieren. Die CoT-Daten sind weit davon entfernt ein grünes Signal für bedenkenlose Käufe zu liefern.
Nach einer trendlosen Phase über einen Monat hinweg, brach der Silberpreis aus seiner Handelsspanne nach unten aus. Charttechnisch zeigte sich in den Tagen vor dem Einbruch bereits deutliche Schwäche von Silber im Verhältnis zum Goldpreis.
In den letzten Handelstagen hatte sich eine erneute Bärenflagge ausgebildet am Silbermarkt. Sollte der Goldpreis in der nächsten Woche unter 1.800 US-Dollar handeln, dann wird die Bärenflagge am Silbermarkt mit hoher Wahrscheinlichkeit bärisch aufgelöst werden, womit sich ein technisches Korrekturpotenzial bis 24 US-Dollar eröffnen würde.
Das bullische Szenario, dass jedoch eher unwahrscheinlicher ist, wäre eine Rückeroberung der vorherigen Handelsspanne über 25,80 US-Dollar. Damit und über 25,60 US-Dollar, würde es dann zwei kurzfristige Kaufsignale geben. Die Prämisse für dieses Szenario wäre jedoch, dass der Goldpreis deutlich ansteigen und sich über 1.850 US-Dollar halten kann, was den Silberpreis letztlich mit nach oben ziehen dürfte. Nach der Schwäche in den COT-Daten der letzten Wochen ist eine isolierte Rallye des Silberpreises ohne einen Anstieg des Goldpreises sehr unwahrscheinlich geworden.
Im größeren Bild des Tagescharts wird eine große Handelsspanne zwischen 28 US-Dollar auf der Oberseite und 22 US-Dollar auf der Unterseite sichtbar. Sollte das letzte Verlaufstief bei 24 US-Dollar keinen Halt bieten, so dürfte es bei 22 US-Dollar kurzfristig genügend Kaufinteresse geben, sodass sich der Preis von dort aus wieder erholen dürfte. Antizyklische Käufe machen daher bei 22 US-Dollar Sinn, sollte der Preis kurzfristig im August noch einmal so weit korrigieren.
Silber handelte über fünf Jahre hinweg in einer Handelsspanne zwischen 14 US-Dollar auf der Unterseite und 19 US-Dollar auf der Oberseite. Seit dem bullischen Ausbruch Mitte 2020 ist das langfristige Chartbild sehr bullisch. Im Wochenchart ist das dreimalige Scheitern am Widerstand bei 28 US-Dollar noch deutlicher sichtbar. Selbst ein Rücksetzer auf die Unterstützung bei 19 US-Dollar, was zuvor der langfristige Widerstand war, würde das übergeordnet charttechnisch bullische Bild nicht zerstören. Dennoch sehen wir aktuell das realistische Korrekturpotenzial im schlimmsten Fall bei 22 US-Dollar liegen, wo wir ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis für Käufe auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht sehen.
Im nächsten Jahr ist ein Anstieg über den Widerstand bei 28 US-Dollar denkbar, was den Silberpreis spekulativ getrieben schnell bis auf 36 US-Dollar hieven dürfte. Mit dem Scheitern der Geldpolitik, fortgesetzten Anleihenkäufen und inflationsinduziert steigenden Zinsen, werden Gold und auch Silber zum Schutz vor Inflation zunehmend gefragt werden. Es dürfte sich dann über einige Jahre hinweg ein Defizit am physischen Markt entwickeln, das Silber weit über sein Allzeithoch bei 50$ tragen wird. Antizyklische Käufe bei 22 US-Dollar wären daher im Umfeld eines wahrscheinlichen Stagflationsjahrzehnts eine äußerst günstige Kaufgelegenheit.