US-Dollar im Abwärtssog - russischer Staatsfonds stößt den Dollar ab und investiert in Gold
Der Goldpreis konnte sich vergangene Handelswoche nicht lange über der Marke von 1.900 US-Dollar halten und fiel am Donnerstag, den 03. Juni 2021, um 40 US-Dollar auf 1.865 US-Dollar zurück, nachdem der Bericht des Lohnabwicklers ADP für Mai 978 Tsd. geschaffene Stellen in den USA zeigte. Der Marktkonsens lag bei lediglich 650 Tsd. neuer Jobs. Je stärker die Wirtschaftserholung, desto wahrscheinlicher wird in den Augen des Marktes eine Drosselung der Anleihenkäufe und eine Zinsanhebung. Überrascht von der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt wurde Gold erst einmal verkauft mit Blick auf den US-Arbeitsmarktbericht am Freitag, für die 650 Tsd. neue Stellen erwartet wurden.
Aufgrund der überraschend guten ADP-Daten traute sich am Freitag erst niemand Gold zu kaufen, da eine nochmalige positive Überraschung weitere Verkäufe am Goldmarkt nach sich gezogen hätte. Die nun hohe Markterwartung wurde jedoch mit 559 Tsd. neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft enttäuscht, worauf der Goldpreis sofort 28 US-Dollar auf 1.896 US-Dollar nach oben sprang und letztlich bei 1.894 US-Dollar ins Wochenende ging.
Der Silberpreis brach am Donnerstag um einen US-Dollar ein, was wir in der letztwöchigen Analyse zu Silber, aufgrund der schlechten Terminmarktdaten des CoT-Reports, bereits erwartet hatten. Auch der HUI-Goldminenindex korrigierte um 3,7 %, nachdem dieser aus einer potenziellen Wimpel-Fortsetzungsformation bärisch nach unten ausgebrochen war und somit Gewinnmitnahmen auslöste. Der HUI-Goldminenindex war in den letzten beiden Monaten um 30 % angestiegen, weshalb eine kurze Verschnaufpause gesund ist.
Das Ratio des HUI zum Gold zeigt, dass die Minenaktien immer noch historisch unterbewertet und günstig sind. Aktuell notieren diese wieder auf dem Niveau der Jahrtausendwende und bieten auf Sicht der nächsten Jahre enorme Chancen bei sehr geringem Risiko.
Angebotsengpässe, steigende Inflation und Arbeitskräftemangel belasten weiterhin die Produktionskapazitäten in den USA. Viele Arbeitnehmer, vor allem Frauen, bleiben lieber zu Hause und leben von den hohen staatlichen Corona-Subventionen (Pandemic Emergency Welfare), da sie so mehr Geld erhalten, als sie in ihren vorherigen Jobs verdient hatten. Die US-Unternehmen haben daher große Schwierigkeiten ihre alten Arbeiter zur Rückkehr zu motivieren und sind dazu genötigt die Löhne zu erhöhen und Prämien für die Aufnahme einer Arbeit zu zahlen. Die Stundenlöhne stiegen daher trotz der hohen Arbeitslosigkeit um 0,5 % an und lagen damit über der Prognose von 0,2 %.
Hier zeigen sich gleich mehrere negative Auswirkungen staatlicher Interventionen. Zuallererst wurde der Einbruch der Wirtschaft durch die staatlich verfügten Lockdowns verursacht. In der Retrospektive zeigt sich zweifelsfrei an vielen Beispielen jener US-Bundestaaten und anderen Nationen, die ihre Wirtschaft nie runterfuhren, dass diese Maßnahmen unnötig und ein Fehler waren.
Das Helikoptergeld, dass die Biden/ Harris-Regierung nun verteilt, verhindert dass sich der Arbeitsmarkt schnell erholen und die Wirtschaft wieder an Fahrt aufnehmen kann. Das Drucken und Abwerfen von Helikoptergeld auf die Bevölkerung schafft keine Kaufkraft, da keine entsprechende Güterproduktion gegenübersteht, sondern lediglich eine Abwertung des US-Dollars und steigende Preise, da mehr Papiergeld auf ein knappes Angebot treffen. Die US-Konsumentenpreise waren im April mit 4,2 % zum Vorjahr so stark gestiegen wie zuletzt vor 13 Jahren.
Drittens demonstriert das Verhalten der Menschen auf die staatlichen Leistungen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen planwirtschaftlicher Unsinn ist und die Menschen die Arbeit einstellen werden, sobald der Staat die Versorgung übernimmt, was letztlich die Lasten jener erhöht, die noch produktiv arbeiten und Steuern zahlen müssen. Trotz rekordhoher neu geschaffener Stellen bleibt die Zahl der Empfänger der Pandemiehilfen mit 15 Millionen unverändert auf dem Höchststand. Einige republikanische Bundesstaaten planen daher ein frühes Ende der Hilfen in zwei Wochen, was viele Amerikaner dazu zwingen wird von der Couch aufzustehen und dem Nanny-Staat lebe Wohl zu sagen. Die Wirtschaft könnte sich ohne diese "Hilfsgelder" sehr viel schneller erholen. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die USA stieg im Mai von 61 auf 61,2 an, womit die Zeichen in den USA immer noch auf inflationsinduzierter Konjunkturerholung stehen.
Während die Zentralbanken monatlich weiter Geld drucken und damit die staatliche Neuverschuldung finanzieren, um das Bankensystem zu rekapitalisieren, steigen als Folge dieser Politik die Preise bzw. wertet der Euro ab. In einer Schnellschätzung des europäischen Statistikamts stiegen die Konsumentenpreise in der Eurozone im Mai um 2 % zum Vorjahr. In der Bundesrepublik stiegen die Preise bereits im April um 2 % zum Vormonat und es wird nicht lange dauern, bis sich der Anstieg der Konsumentenpreise in den nächsten Jahren beschleunigt.
Die Inflation sorgt für einen zunehmenden Vertrauensverlust in den US-Dollar und eine Flucht von Investoren in den sicheren Hafen der Edelmetalle, da diese langsam verstehen, dass die Inflation bleiben und letztlich auch die Zinsen steigen werden. Beispielsweise will Russlands 185 Milliarden US-Dollar schwerer Vermögensfonds, der die Einnahmen aus dem staatlichen Ölgeschäft verwaltet, binnen einem Monat alle US-Dollar-Reserven in Höhe von 41,5 Milliarden US-Dollar verkaufen. Die freien Mittel sollen in den Euro, den chinesischen Yuan und in Gold fließen. Es ist ein symbolischer Schritt dem Dollar den Rücken zu kehren und ihm das Vertrauen zu entziehen, um stattdessen in dessen Konkurrenz zu investieren.
Angesichts der vier Billionen US-Dollar, die seit Anfang letzten Jahres durch die US-Regierung und die US-Notenbank in das System gespült wurden, ist der Verkauf von 41,5 Millionen US-Dollar durch den russischen Staatsfonds zwar nicht der Rede wert, doch hat der Verkauf Symbolkraft. Weitere Staaten und Investoren könnten den US-Dollar abstoßen und stattdessen in Gold investieren. Die zusätzliche Nachfrage wird den Goldpreis stützen und je mehr Investoren dem Beispiel des russischen Fonds folgen, desto auswegloser wird die Situation für den US-Dollar werden.
Erst im April kauften unabhängige Notenbanken weltweit 69,4 Tonnen Gold, um ihre Devisenreserven zu diversifizieren. Diesmal war Thailand der große Goldkäufer mit 43,5 Tonnen allein in einem Monat. Im März kaufte Ungarn 63 Tonnen und verdreifachte damit die Goldreserven. Allein in diesem Jahr betragen die Goldkäufe der Notenbanken bereits 150-200 Tonnen, was den Vertrauensverlust in die großen Leitwährungen verdeutlicht.
Es ist ein Punkt in den nächsten Jahren denkbar, an dem sich die Flucht aus dem US-Dollar hinein in Gold in einer FOMO (Fear Of Missing Out) derart beschleunigen wird, dass der US-Dollar binnen Monaten stark abwerten und sich der Goldpreis nochmals verdoppeln wird. Dies wird ebenso auf den Euro zutreffen und dieser womöglich noch stärker unter die Räder kommen. Es ist wichtig Vermögen und Ersparnisse vor dieser Inflationssteuer zu sichern und in inflationsgeschützte Assets zu investieren, da sonst der Verlust aller Ersparnisse und der Altersvorsorge droht. Gold und Silber sind optimale sichere Häfen in einer Stagflation, die nicht nur Schutz, sondern auch die Möglichkeit großer Gewinne bieten, die man in den kommenden Jahren weder am Aktien- noch am Anleihenmarkt finden wird.
Technische Analyse zu Platin: Korrektur setzt sich fort
Terminmarkt: CoT-Report vom 04.06.2021
Der Terminmarkt für Platin war seit vielen Wochen überkauft und zeigte keine relative Stärke mehr. Im Gegenteil blieb der Platinpreis seit Ende April unverändert, während der Goldpreis seine Rallye durchlief und der US-Dollar abschmierte, was die Schwäche am Platinmarkt jedem Trader vor Augen führte. Aufgrund dieser relativen Schwäche begannen Spekulanten insbesondere seit Mitte April Long-Kontrakte zu schließen, worauf der Preis sofort zu fallen begann.
Auch in den letzten beiden Handelswochen war zu sehen, wie der Preis mit dem Rückzug der Bullen fiel. Da sich der physische Platinmarkt, gegensätzlich zu Gold und Silber, seit vielen Wochen im Gleichgewicht oder einem leichten Überangebot befindet, waren kurzfristige Wetten auf einen steigenden Preis uninteressant und Käufe erst zu niedrigeren Notierungen wieder vertretbar. Es war auch logisch, dass es bei einem Preisrückgang am Goldmarkt zu einem überproportional starken Rückgang beim Platinpreis kommen sollte, was sich letztlich am Donnerstag gezeigt hatte. Das CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) für einen Long-Trade auf kurzfristige Sicht ist weiterhin schlecht, bis der Markt von der bullischen Spekulation bereinigt wurde und Platin tiefer gehandelt wird. Die Analyse zu den CoT-Terminmarktdaten hat eine nur relativ kurzfristige Prognosekraft auf Sicht der nächsten ein bis acht Wochen und ist unabhängig von dem langfristig bullischen Ausblick auf den Platinpreis.
Mitte Mai hatte der Platinpreis bei 1.210 US-Dollar den Aufwärtstrend gebrochen, was sich zuvor schon mit der Schwäche in den Terminmarktdaten angekündigt hatte. Mit dem Bruch des Aufwärtstrends gab es ein kurzfristiges Verkaufssignal. Unter der Prämisse, der physische Markt verbleibt im Gleichgewicht wie in den letzten Monaten, so könnte eine Bereinigung um Terminmarkt den Platinpreis im schlimmsten Fall wieder auf 1.000 US-Dollar zurückführen. Die Unterstützung bei 1.140 US-Dollar wurde am Freitag bereits getestet, worauf antizyklische Käufe den Preisverfall stoppten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich die Korrektur noch einmal bis zum nächsten Widerstand bei 1.060 US-Dollar oder gar 1.000 US-Dollar fortsetzen wird.
Im Tageschart sieht man schön einen langfristigen Aufwärtstrend, der aktuell exakt im Bereich der Unterstützung bei 1.000 US-Dollar verläuft. Charttechnisch wäre ein Rücksetzer an diese Kreuzunterstützung idealtypisch und ein gutes Setup für Käufe auf kurz-, mittel- und langfristige Sicht. Sollte der Preis diese Unterstützung erreichen, werden wir vor einem Einstieg noch einmal den dann aktuellen CoT-Report konsultieren und das CRV abschätzen, doch scheinen insbesondere langfristige Investitionen auf Sicht der nächsten drei bis zehn Jahre dort günstig zu sein.
Im Langfristchart ist der Ausbruch über den Abwärtstrend in 2019 zu sehen und der Anstieg über den Widerstand bei 1.000 US-Dollar in 2020. Mit dem technischen Kaufsignal ging es schnell nach oben bis zum nächsten Widerstand bei 1.350 US-Dollar. Da es aktuell kein Defizit am Markt gibt, wäre es aus technischer Sicht idealtypisch, würde der Preis noch einmal auf das Ausbruchsniveau bei 1.000 US-Dollar zurückfallen, bevor langfristig agierende Investoren dort wieder mit vollen Händen hineingreifen und Platin kaufen. Von dort aus könnte der Preisanstieg weitergehen und im nächsten Jahr das Mehrjahreshoch bei 1.350 US-Dollar hinter sich lassen.
Aktuell ist die Investmentnachfrage für die kurzfristige Preisentwicklung noch entscheidend. Die Substitution von Palladium durch Platin in der Industrie dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen und Platin letztlich in ein Defizit rutschen. Das Inflationsjahrzehnt hat erst begonnen, weshalb die Investmentnachfrage in den kommenden Jahren hoch bleiben dürfte. Der kleine Platinmarkt könnte dann sogar das aktuell noch immer sehr starke Palladium outperformen. Die Ratios von Platin zu Gold und Palladium zeigen, dass Platin historisch günstig ist zu allen anderen Edelmetallen. Langfristig sind die Chancen gut, weshalb man diesen aktuellen Rücksetzer auf 1.000 US-Dollar nutzen sollte, um eine langfristige Position in Höhe von 5 % bis 10 % auf Sicht der nächsten Jahre aufzubauen.