Kolumne von Markus Blaschzok

US-Regierungskrise lässt den Goldpreis steigen

Die Wahrscheinlichkeit eines Amtsenthebungsverfahrens gegen den rechtmäßig demokratisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump wird mittlerweile bei 30% gehandelt, nachdem mehrere Forderungen dazu in den amerikanischen Medien gesendet wurden. Der Hintergrund ist die Entlassung des FBI-Direktors James Comey, der gegen Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn wegen einer mutmaßlichen Wahlhilfe durch Russland ermittelt hatte. Comey berichtete nach seiner Entlassung, dass Trump ihn bat die Ermittlungen einzustellen. Es gibt bisher allerdings nicht ein Indiz dafür, dass diese Behauptungen untermauern würde. Da der US-Präsident seine wirtschaftsfreundlichen Wahlversprechen nun entweder verspätet oder gar nicht umsetzen kann, wurden die Vorschusslorbeeren, die man Trump gab, erst einmal zurückgenommen und der USD-Index fiel unter 100 bis auf 97,3 Punkte. Die Dollarschwäche sorgte dafür, dass der Euro zum Dollar ganze drei US-Cent zulegen konnte. Diese Dollarschwäche beförderte auch den Goldpreis um 30 Dollar nach oben, wobei in der Spitze 1.264$ erreicht wurden.

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Die politischen Differenzen innerhalb der US-Regierung schicken den Dollar auf Talfahrt.

Die Schwäche der amerikanischen Währung verhalf dem Euro zum US-Dollar zu einer relativen Stärke und ließ den Wechselkurs für den Euro bis auf 1,115$ ansteigen. Dass es sich nur um eine relative und nicht um eine reale Stärke des Euros handelt, zeigt auch der Goldpreis in Euro, der unverändert in der engen Handelsspanne zwischen 1.115€ und 1.132€ handelt. Die US-Notenbank FED wird auf ihrer nächsten Notenbanksitzung im Juni bekanntgeben, ob sie die Zinsen anheben und die Bilanzsumme verringern wird, indem sie Anleihen auf dem offenen Markt verkauft. Dies würde die Zinsen in den USA anheben und den Dollar zum Euro wieder deutlich stärken. Auf der anderen Seite gehen der EZB die Anleihen aus, wenn sie ihre selbst gesetzten Grenzen zum Ankauf von Staatsanleihen beibehält. Es wird vermutet, dass die EZB deshalb in der zweiten Jahreshälfte ihr Ankaufprogramm drosseln und sich so für einen Exit aus der lockeren Geldpolitik vorbereiten könnte. Wir halten das langfristig nur für ein Manöver und im besten Fall für ein kurzweiliges Spiel mit der Psyche der Marktteilnehmer. Die Lage in Europa hat sich seit 2008 nur noch weiter verschlechtert und eine Rückkehr zur Normalität mit normalen Zinsen ohne Ankaufprogramme der EZB ist völlig absurd. Der Euro wird langfristig weiter abwerten und die EZB die verdeckte Finanzierung des Europäischen Superstaats sicherstellen. Die Volkswirtschaften sowie der Euro werden dabei auf der Strecke bleiben, während die Edelmetalle – allen voran Gold und Silber – davon mit deutlichen Anstiegen profitieren werden.

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Gold in Euro konnte von der Dollarschwäche nicht profitieren.

Silbernachfrage fiel um 11% im letzten Jahr

Der primäre Grund, warum der Silberpreis immer noch auf diesem günstigen Niveau notiert, liegt an der temporär niedrigen Nachfrage. Diese sank im vergangenen Jahr auf 31.968 Tonnen, was einem Minus von 11% entspricht. Ebenso wie beim Gold, sank auch beim Silber die Nachfrage nach Münzen und Barren deutlich um 29% (das entspricht etwa 6.431 Tonnen). Auch bei GoldSilberShop.de konnten wir eine verhältnismäßig überproportionale Nachfrage nach Gold feststellen, während Silber geschmäht wurde. Immerhin war Silber in Form von ETPs gefragt, die 1.461 Tonnen mehr Silber einlagerten. Auch die Schmuckherstellung ging um 9% zurück, sodass nur noch 6.438 Tonnen hergestellt wurden. Sogar die industrielle Verwendung nahm um 1% zum Vorjahr auf nur noch 17.478 Tonnen ab, was ein Indiz für eine schwächere Weltwirtschaft sein könnte. Die Nachfrage in der Photovoltaik-Industrie zog um 34% an, während die für Photographie und Halbleiter sank.

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Die weltweite Nachfrage nach Silber sank im vergangenen Jahr.

Während die Nachfrage nach Silber sank, blieb das Angebot mit einem leichten Minus von 0,6% nahezu unverändert zum Vorjahr. Die globale Minenproduktion betrug 27.551 Tonnen (885,8 Mio. Unzen). Der im letzten Jahr gestiegene Silberpreis vermochte es nicht, die Anleger zum Verkauf ihres Altsilbers zwecks Recycling zu bewegen. Das Angebot aus Silberschrott fiel um 1% auf 4.345 Tonnen (139,7 Mio. Unzen).

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Das Angebot blieb nahezu unverändert.

In der rückläufigen Investmentnachfrage und in der überproportional höheren Nachfrage nach Gold, spiegelt sich leider das prozyklische Verhalten der Investoren wider. Wie das Ratio von Gold zu Silber zeigt, ist das Silber verhältnismäßig gegenüber seinem großen Bruder unterbewertet. Bei einem Investment in Edelmetalle auf langfristige Sicht von fünf bis zehn Jahren, trägt Silber daher höhere Chancen bei niedrigerem Risiko. Smarte Investoren kaufen daher bei einem aktuellen Gold/Silber Ratio von 74 überproportional mehr Silber oder tauschen gar physische Goldbestände gegen Silberbestände aus. Ähnlich dem verspäteten explosiven Anstieg alternativer Kryptowährungen, während der Bitcoin bereits ein Jahr haussierte, wird auch der Silberpreis mit steigender Investmentnachfrage im fortgeschrittenen Bullenmarkt überproportional ansteigen. Antizyklisches Handeln ist daher angesagt und man sollte jetzt erst recht das im Augenblick noch schwache Silber akkumulieren und sich über die günstige Einstiegsgelegenheit freuen!

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Je mehr Geld die EZB druckt, desto weiter steigt der Goldpreis.

Die Jahresgewinne im Silber sind also wieder verschwunden. Doch zeigt sich noch ein deutliches Plus seit Anfang 2016. Die Bodenbildung in im vollen Gange und das Ende der aktuellen Korrektur sehen wir als ideale Möglichkeit, um langfristig noch einmal günstig in Silber einsteigen zu können.

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Silber gab aufgrund der schwachen Investmentnachfrage noch einmal nach.

Technische Analyse zu Palladium

Die wöchentlich von der US-Terminmarktaufsicht "CFTC" veröffentlichten Daten für Palladium waren im Vergleich zu den anderen Edelmetallen vor einigen Monaten noch sehr stark. Zuletzt waren diese jedoch die Schlechtesten unter den vier Edelmetallen. Insbesondere die Schwäche war in den letzten Wochen signifikant auf gleichzeitig eher bärischem Niveau. Die Bullen hatten versucht den Preis immer weiter nach oben zu treiben, doch zuletzt gelang ihnen dies nicht mehr, was ein schlechtes Indiz für den Palladiumpreis war. Eine deutliche Bereinigung der Spekulation stand also unmittelbar bevor. Diese dürfte in dieser Woche nun ihren Anfang genommen haben. Die nächsten zwei bis drei Wochen dürfte der Palladiumpreis daher weiter korrigieren.

Positionierung der spekulativen Anleger (Commitment of Traders)

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Der Terminmarkt für Palladium wirkt aktuelle eher belastend für den Preis.

Palladium in US-Dollar

Wie schon im Webinar von GoldSilberShop.de am vergangenen Dienstag prognostiziert, dürfte der Palladiumpreis eine Korrektur beginnen, nachdem sich das charttechnische Bild deutlich verschlechterte. In den vergangenen Monaten hatte sich der Chart immer weiter eingekeilt und es zeigte sich schön, wie den Bullen langsam die Luft ausging und es den Bären gelang die Bullen zurückzuschlagen. Einen ersten Rücksetzer auf die Kreuzunterstützung bei 760 US-Dollar gab es bereits, nachdem der kurzfristige Aufwärtstrend in dieser Woche gebrochen wurde. Diese dürfte vermutlich auch brechen und der Preis infolgedessen auf 720 Dollar fallen, wo sich eine doppelte Unterstützung befindet. Nach einem Pull Back an die 760$ wäre dann sogar ein finaler Sell Off bis 640$ möglich. Dies wäre dann eine gute Nachkaufgelegenheit – insbesondere für jene, die den starken Anstieg bisher verpasst haben und von weiteren künftigen Anstiegen profitieren wollen.

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Palladium hat eine wichtige Kreuzunterstützung erreicht, die halten muss, da sonst weitere Abgaben sicher sind.

Palladium in Euro

In diesem Chart auf Eurobasis sieht man schön, wie der Palladiumpreis nach der enormen Rallye des vergangenen Jahres, wieder das Hoch des Jahres 2015 erreichte. Dort ging den Bullen die Luft aus und es bildete sich ein doppeltes Top. Jeder Trader weiß, dass dies eine Einladung für einen Short ist. So verwundert es nicht, dass die Korrektur jetzt auf diesem Niveau einsetzt. Wie weit die Korrektur laufen wird, zeigt sich erst anhand der relativen Stärke oder Schwäche in den kommenden zwei bis drei Wochen. Charttechnisch steht jetzt ein weiterer Rücksetzer bis auf 620€ je Feinunze an. Wir hatten vor über einem Jahr bei 450€ zum Kauf geraten. Wer dieses Kaufsignal verpasst hat, findet am Ende der aktuellen Korrektur eine womöglich letzte Chance, um günstig in Palladium einsteigen zu können. Langfristig sind wir sehr optimistisch für Palladium gestimmt.

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Palladium in Euro hat ein doppeltes Top ausgebildet und eine Korrektur begonnen.