Neue Eiszeit an den Edelmetallmärkten?
Dies ist die derzeit häufigste Frage, die in den Anlegerkreisen kursiert. Geschockt von den Marktturbulenzen seit der Ernennung Donald Trumps zum kommenden Präsidenten der Vereinigten Staaten fällt vielerorts das Vertrauen in Gold und Silber in ein Vakuum. Ausschlaggebend für all das derzeitige Desaster erscheinen die Aussagen des kommenden Präsidenten, der verspricht Steuererleichterungen einzuführen und das Wirtschaftswachstum auf 4% anzuheben. Kaum ausgesprochen jubeln die Massen und die Börsen reagieren im Überschwang, quasi nach dem Motto: jetzt wird alles wieder gut im Lande.
Wäre dem tatsächlich so, müsste man sich langfristig Sorgen um den Fortbestand des Bullenszenarios für die Edelmetallwerte machen. Doch ganz so heftig sieht man es mittlerweile am Analystensektor nicht mehr. Natürlich kann die erwartete und nun auch schon absehbare Zinssatzerhöhung im Dezember 2016 belastend auf die Edelmetallnotierungen wirken. Ganz so, wie sie es schon immer getan hat. Doch berechtigte Zweifel bestehen an der Umsetzung der von Donald Trump so großspurigen Ankündigungen zur Verbesserung der nationalen Lage.
Steuererleichterungen ohne gleichzeitig enorme Einsparungen können ohne massiver Neuverschuldung nicht greifen. Doch davon ist bislang nichts zu hören. Und es ist auch zu bezweifeln, dass sich daran viel ändern wird. Kommen jetzt noch steigende Zinsen hinzu, so stellt dies eine zusätzliche Budgetbelastung dar, wofür es ebenfalls noch keine politisch klare Linie gibt, dies zu beherrschen.
Alleine die Ankündigungen von enormen Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur ließen die Börsen jubeln. Denn man sieht darin wachsende Wirtschaftsleistung der Unternehmen. Das würde eventuell stimmen, würden die Mittel auch bis zu den Betrieben vordringen und diese auch nachhaltig in ihre Betriebe investieren. Doch warum sollten sich die Betriebe ändern. Fuhr man doch fantastisch in den letzten Jahren damit als man das billige Geld in Aktienrückkäufe investierte. Ein Blick auf die Kurs- und Gewinnentwicklung der letzten Jahre zeigt ein deutliches Bild.
Ganz deutlich ist erkennbar dass die Ertragssituation bei den gelisteten Unternehmen seit 2 Jahren stark rückläufig ist, sich aber die Börsenkurse im gleichen Zeitraum von einem Hoch zum nächsten entwickeln. Daran sieht man dass die Erfolge nicht auf Betriebsgewinnen basieren, sondern rein den Aktienrückkäufen geschuldet sind. Eine ganz und gar ungesunde Entwicklung.
Nicht nachhaltig in die Modernisierung und Entwicklung des Unternehmens zu investieren wirkt sich nachteilig am Bestehen auf einen modernen Markt aus. Diese bitteren Früchte werden viele börsengelistete amerikanische Unternehmen noch zu schlucken haben. Die Wettbewerbsfähigkeit leidet schon heute darunter. Die Börsen und die Anleger haben es aber noch nicht erkannt, oder wollen es einfach nicht wahr haben.
4% Wirtschaftswachstum, das nächste vollmundige Versprechen Trumps. Wirtschaftswachstum steht bekanntlich auf 3 Säulen: Kreditwachstum, Produktivitätsanhebung und Wachstum an steuerzahlenden Arbeitern. Keines der 3 Säulen befindet sich in den Staaten in gutem Zustand. Mittel, die nicht im Betriebskreislauf münden und mehr steuerzahlende Arbeitnehmer die in Pension gehen als frische auf den Markt kommen, ist keine gesunde Basis. Diese zu "reparieren" bedarf es vieler Jahre und guter von der Politik aufgelegter Programme. Nichts, was heute bereits positiv auf die Märkte wirken könnte, außer dem vorübergehenden psychologischen Effekt
Somit begründet sich die aktuelle Hochstimmung an den Börsen, dem Vertrauenshoch in der Bevölkerung und der Einbruch bei den Edelmetallen auf einer Fiktion, deren Umsetzung nur sehr schwer zu erreichen sein wird. Man darf erwarten, dass in den nächsten Monaten wieder Ernüchterung einkehren und die "Trumpeuphorie" wieder auf den Boden der Realität zurückfinden wird.
Klar ist diese Zeit für die Edelmetalle eine äußerst schwierige und schwer auslotbar. Aber bei vernünftiger Betrachtung sieht man in der Wahl Trumps außer seinen Ankündigungen und vielleicht seinem Willen nicht wirklich etwas, was einen heute bereits realen Boden für die derzeitige Situation begründen würde. Doch es ist auch auf den Märkten nicht immer einfach Trends voraus zu sagen. Auch jetzt nicht, denn niemand kann bestimmen, wie lange diese euphorische Grundstimmung noch anhalten wird. Erst eine Ernüchterung auf breiter Front gäbe den Edelmetallen wieder Vertrauen zurück. Vertrauen, das es benötigt, um seinen positiven Weg fort zu setzen. Ein Trend, der durchaus intakt ist, denn auch nach dieser einschneidenden Korrektur hat sich Gold und auch Silber seit dem Jahresanfang gut entwickelt. Es ist eben auch eine Frage des Beobachtungswinkels. Aber dennoch sind sich viele einig darüber, dass es bis weit ins erste Halbjahr 2017 hinein reichen könnte, bevor die Edelmetalle wieder Schwung aufnehmen können. Denn auch den amerikanischen Märkten muss man die Zeit dazu geben, erkennen zu können, dass zwischen Ankündigungen und Umsetzungen noch vieles geschehen kann was wieder auf den Boden der Realität zurückführt. Bis dahin haben wir nicht nur den jahreszeitlichen Winter zu überstehen sondern auch die kleine Eiszeit bei den Edelmetallen.