Kolumne von Thomas Rausch

Ein gewaltiger Sturm zieht auf

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

die Märkte befinden sich im Moment im Bann zweier Großereignisse: den US-Präsidentschaftswahlen und dem nächsten Zinsschritt des Fed am 14.12.Gewinnt Hillary Clinton, werden die Märkte einen kurzen Augenblick aufatmen. Die größte politische Unsicherheit wäre beseitigt. Damit gleichzeitig aber würde die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt des Fed weiter steigen. Deshalb dürften viele Anleger anziehende Kurse zum Verkauf nutzen. Gewinnt Donald Trump, dürfte die politische Unsicherheit zunehmen. Ein Brexit-Moment an den Börsen wäre vermutlich die Folge.

In beiden Szenarien dürfte das Fed im Dezember den Leitzins erhöhen. Das Fed selbst hat erkannt, dass es anderenfalls seine Glaubwürdigkeit einbüßen würde. Aber es gibt noch einen anderen Grund für den Zinsschritt: Die Inflationsrate zieht an. Je schneller sie steigt, desto höher steigt der Kapitalmarktzins und desto tiefer fallen die Kurse für US-Staatsanleihen. Da die Anleihen die Basis für gigantische Kredittürme und Spekulationen bei allen Vermögenswerten bilden, könnte eine abrupte Anpassung der Inflationserwartung bzw. ein Einbruch der Anleihekurse zu einer Kettenreaktion bei allen anderen Assetmärkten führen. Das Fed muss also handeln.

US-Inflationsrate. Quelle: Trading Economics

Der Markt sieht das offenbar auch so. Der Fed Funds Future der CME signalisiert eine Wahrscheinlichkeit von fast 70 Prozent für einen Zinsschritt im Dezember.

Der US-Dollar-Index befindet sich im Aufwärtstrend. Möglich, dass er kurzfristig noch einmal auf die Unterstützung bei 96,56 Punkte fällt. Danach, vor allem dann, wenn Clinton die Wahlen gewinnen sollte, könnte er wieder auf den Widerstand bei ca. 100 Punkten schießen, diesen endlich knacken und seine Rallye fortsetzen.

Die Renditen für die 10-jährigen US-Staatsanleihen befinden sich ebenfalls im Aufwärtstrend.

Seit Jackson Hole im August hat das Fed immer wieder seinen Willen zu einem weiteren Zinsschritt betont. Auch das letzte FOMC-Sitzungsprotokoll des Fed erklärt, dass sich die Bedingungen, die für einen Zinsschritt sprechen, kontinuierlich verbessert hätten. Der Markt glaubt daran. Und er wird entsprechend reagieren.

Beim S&P 500 fällt im kurzfristigen Zeitfenster auf, dass er sowohl unter die Unterstützung bei 2.120 Punkten als auch unter die 200-Tagelinie gefallen ist. Besonders auffallend ist, dass er am letzten Freitag 9 Tage in Folge im Minus geschlossen hat. In der Vergangenheit folgten solchen rekordlangen Verlustreihen Finanzmarktkrisen.

Im langfristigen Chart fällt auf, dass der Leitindex – trotz stellenweise erheblicher Zunahme der Volatilität- seit Ende 2014 auf der Stelle tritt. Die Ankündigung des ersten Zinsschritts, der tatsächlich erfolgte Zinsschritt im Dezember 2014 und die anhaltenden Zinserhöhungsspekulationen lasten auf dem Markt, obwohl einige wichtige Notenbanken, darunter vor allem die EZB, die Bank of Japan, die Bank of England, die SNB und die chinesische Notenbank, massiv interveniert haben. Der US-Dollar ist noch die globale Leitwährung. Entsprechend einflussreich ist die Geldpolitik des Fed.

Politische Börsen haben kurze Beine

Als das FBI vor zwei Wochen Ermittlungen gegen Hillary Clinton aufnahm, brachen die Aktienmärkte ein, weil ein Wahlsieg Trumps wahrscheinlicher wurde. Nachdem das FBI nun bekannt gab, dass die Ermittlungen keine neuen Erkenntnisse gebracht hätten, steigen die Börsen heute wieder. Ich denke aber, dass es sich hierbei lediglich um eine technische Gegenreaktion handelt. Das übergeordnete Thema bleibt der Zinsschritt im Dezember.

Die Vorsicht, mit der das Fed den nächsten Zinsschritt vorbereitet hat, verdeutlicht die erhebliche Abnahme der Elastizität der Finanzmärkte. Jedem Marktteilnehmer ist klar, dass die Zögerlichkeit des Fed auch den Präsidentschaftswahlen geschuldet war. Nach den Wahlen ist der Weg deshalb prinzipiell frei zu weiteren und schnelleren Zinsschritten im nächsten Jahr. Als Fonds- und Risikomanager muss man sich fragen, mit welcher Perspektive man jetzt noch Aktien kaufen sollte. Alles spricht dafür, Aktien aus dem Portfolio zu werfen, Cash zu halten und sich auf einen Einbruch am Aktienmarkt vorzubereiten.

Je höher die Unsicherheit wird, desto wahrscheinlicher wird Gold – trotz steigender Zinsen und steigendem US-Dollar – als Absicherung gekauft. Von diesem Szenario werden ausgesuchte Gold- und vor allem auch Silberminenaktien enorm profitieren.

Wer die erste Phase der Goldrallye verpasst hat, hat nun die Chance, exakt zum richtigen Zeitpunkt die zweite Phase in vollen Zügen zu genießen. Nutzen Sie diese Chance und abonnieren Sie noch heute meinen Premium-Börsenbrief.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.