Kolumne von Egmond Haidt

Die Lüge der Woche...

Liebe Leserinnen und Leser,

kommt es zu einer Trendwende am Anleihenmarkt, also zu nachhaltig steigenden Zinsen? Diese Sorge hat zuletzt den Anleihen- und Aktienmarkt deutlich belastet, und auch den Goldpreis mit nach unten gezogen. Denn bei steigenden Zinsen, gerade für US-Anleihen, würde Gold weniger attraktiv werden. Die Ängste der Investoren vor steigenden Zinsen waren aufgekeimt, nachdem Eric Rosengren, Chef der Notenbank von Boston und üblicherweise ein Befürworter einer sehr lockeren Geldpolitik, am vergangenen Freitag davor gewarnt hatte, die Zinsen zu lange auf so einem niedrigen Niveau zu halten. "Sie erhöhen das Risiko einer Überhitzung der Wirtschaft", sagte Rosengren.

US-Wirtschaft kühlt sich stark ab

Rosengren’s Aussagen verdienen allerdings den Titel "die Lüge der Woche". Eine Überhitzung der US-Wirtschaft? Wovon fantasiert der gute Mann? Die Prognosen für das US-Wirtschaftswachstum kollabieren derzeit geradezu. Nach der Serie schwacher US-Konjunkturdaten haben die Volkswirte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum für 2016 auf das Rekordtief von 1,5 Prozent eingedampft. Noch am Jahresanfang hatten die Volkswirte ein Plus von 2,5 Prozent vorhergesagt. Diese Euphorie schmilzt dahin wie das Eis in der Sommersonne. So waren zuletzt die Umsätze im US-Großhandel im Juli um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken.

Zudem war zuletzt der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor auf das niedrigste Niveau seit 2009 abgerutscht und zeigt damit nur noch ein sehr geringes Wachstum an. Der Sektor ist von großer Bedeutung, steuert er doch rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung bei. Die Lage am Arbeitsmarkt dürfte auch bei Weitem nicht so rosig sein, wie das US-Arbeitsministerium Investoren glauben machen möchte. Zuletzt hat das Arbeitsministerium eine jährliche Revision der Arbeitsmarktdaten vorgenommen.

Das Ergebnis: im Zwölf-Monats-Zeitraum bis März 2016 waren 150.000 Jobs weniger geschaffen worden, als ursprünglich gemeldet. Die Zahl mag sich niedrig anhören. Nur warum berichtet dann niemand von den Massenmedien darüber? Das könnte wohl auf die Stimmung der Amerikaner drücken und möglicherweise Zweifel an der angeblich so starken US-Wirtschaft wecken. Dass das Ministerium die Daten noch ein zweites Mal revidiert und die endgültigen Werte dann im März 2017 vorlegt, sei nur am Rande erwähnt.

Die US-Notenbank wird die Zinsen nicht erhöhen

Kommen wir lieber dazu zurück, ob es wahrscheinlich ist, dass die Fed bei der Sitzung am Mittwoch, den 21. September, tatsächlich die Zinsen anhebt. Obwohl mehrere Mitglieder der US-Notenbank unisono betont haben, dass man schnellstmöglich die Zinsen anheben sollte, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung bei der September-Sitzung auf lediglich 24 Prozent gestiegen. Richtig Angst vor einer Zinserhöhung haben Investoren also offensichtlich nicht.

Ich bleibe weiterhin der festen Überzeugung, dass es am kommenden Mittwoch nicht zu einer Zinserhöhung kommen wird. "Das ist gewiss ein schlechter Zeitpunkt, um die Zinsen zu erhöhen", warnte Jeffrey Gundlach, der "Anleihen-König" aus den USA, zuletzt angesichts der sich stark abkühlenden US-Wirtschaft. Sollte die Fed dennoch überraschend am kommenden Mittwoch die Zinsen erhöhen, und möglicherweise bei der Sitzung am 14. Dezember ein weiterer Schritt nach oben folgen, dürfte das für einen kräftigen Kursrückschlag am Aktienmarkt sorgen.

Das dürfte Hillary Clinton, der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, absolut nicht gefallen. Allerdings dürften kräftige Turbulenzen am Aktienmarkt den Goldpreis deutlich beflügeln, weil Investoren in den sicheren Hafen Gold flüchten dürften.

Die obenstehende Kolumne ist ein Auszug aus dem Gold-Brief. Geschrieben von Gold-Experte Egmond Haidt, werden die Leser alle 2 Wochen kostenlos über die Entwicklungen bei Gold informiert! Kein Abo, keine Weitergabe der Daten! www.gold-brief.de