China stählt weiter seine Goldmuskeln
Vor kurzem erreichte mich eine neue Nachricht aus China, welche zeigt, dass das Reich der Mitte weiter auf dem Vormarsch in Richtung Marktdominanz ist. So wurde verlautbart, dass die chinesische ICBC Standard Bank die Goldgeschäfte der Londoner Barclays Bank übernommen hat. Die Barclays in London soll rd. 1.800 Tonnen Edelmetalle in ihren Tresoren lagern haben und wäre damit die größte Verwahrstelle in Europa. Noch sind über diesen Deal keine Details bekannt geworden, da erst mit Juli 2016 erwartet wird, dass dieses Geschäft vollends über die Bühne gegangen sein wird.
Aber es ist schon bezeichnend, dass die ICBC Standard Bank so kurz nach dem Beitritt bei der London Bullion Market Association, wo die Bank an der Preisbildung mitwirken wird, nun in England ein weiteres Standbein für Gold etabliert hat.
Bereits im April hatte die chinesische Volksbank erklärt, dass sie zweimal am Tag Kurse für Gold in Yuan veröffentlichen wird. Man darf nicht vergessen, dass China der größte Goldproduzent ist, der größte Importeur und auch der größte Konsument, während die Preise für Gold nach wie vor in London gemacht werden und auf USD-Basis lauten – und das bereits seit Jahrhunderten.
Will Rhind, Vorstand von World Gold Council, bemerkt dazu: "Chinas Strategie ist viel mehr, als nur einen Goldpreis auf Basis des Yuan zu haben. Es besteht Sorge, dass nun das Handelsgeschäft aus London entführt wird, aber dies steigert auch gegenwärtig das Bewusstsein, den Wert und die Wichtigkeit von Gold in der Welt."
Für chinesische Investoren hat sich in letzter Zeit wesentliches verändert. War bis vor kurzer Zeit der private Besitz von Gold als Anlageobjekt nicht erlaubt, so stehen nun jedem Bürger viele Möglichkeiten offen, sich seine eigenen Sicherheitsreserven in Gold anzulegen.
"Chinesen, Russen, Inder, aber auch einige arabische Staaten haben in den letzten Jahren kräftig Gold angesammelt", sagt David Williams, Direktor bei Strategic Gold Corp. "Dafür gibt es 2 Hauptgründe: Absicherung gegen Schulden und gegen die amerikanische Währung. Gold wird verwendet gegen die enorme Geldverdünnung und gegen die vom US-Dollar dominierte Welthandelssituation." Williams sagt auch dass er von China weitere Aktionen dieser Art erwartet, aber auch von Russland und einigen OPEC Staaten. Insgesamt sieht er es als einen positiven Trend für Gold.
Probleme sind von der chinesischen Juwelierbranche zu verzeichnen. Im ersten Quartal 2016 sank der Bedarf an Gold um 17% gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres. Hier scheint sich die schwache chinesische Konjunktur zu bestätigen. Aber auch, dass ein neues Punzierungsgesetz, das mit 4. Mai 2016 in Kraft trat, seine Auswirkungen habe. Dem neuen Gesetz zufolge haben alle Juweliere ihre Inventur zu machen und ihre neuen Bestände dem neuen Standard anzupassen, der Chuk Kam genannt wird und eine 99%ige Reinheit vorsieht.
Aber auf der Investorenseite sehen die Chinesen Gold als taugliches Instrument um ihre Werte zu schützen und zu erhalten. Die Volksbank Chinas hat im Februar 2016 10 Tonnen zugekauft, im März 2016 9 Tonnen und somit seit Juli 2015 bereits 135 Tonnen des Edelmetalls erworben. Im gleichen Zeitraum hat China seine Anteile an der U.S. Treasury Holding verkauft.
Die Entwicklung Chinas ist erstaunlich und wenn man die Schritte der letzten 12 Monate gesamt betrachtet, so zeigt sich ein sehr aggressives Szenario, bei dem China drauf und dran ist sich über Gold und den Einfluss auf die Märkte weiter gegenüber einem fallenden US-Dollar zu schützen. Es zeigt aber auch auf, dass China einen weiter sich abschwächenden US-Dollar erwartet, wodurch ihre Währungsreserven massive Verluste erleiden könnten, denn immerhin hat China durch seine Stützungskäufe in der Vergangenheit eine enorme Menge an US-Dollar in ihren Reserven lagern.
Geht China, wie vorauszusehen, weiter eine so dynamischen Kurs bei Gold, so werden die Auswirkungen am Goldmarkt sicher spürbar werden. Dem aktuell eingeschlagenen Trend kann dies nur gut tun und Anleger mit Goldbesitz, Goldminen und deren Aktionäre wird es freuen.