Kolumne von Udo Rettberg

Gold - Wenn sich die Geister scheiden

Am Anfang schuf Gott ..

Himmel und Erde …. und Gold

Gold scheint einen tragfähigen Boden gefunden zu haben. Der Preis des gelben Metalls hat sich von 1050 $ je Feinunze im Dezember 2015 bis auf zuletzt fast 1250 $ erholt. Und klar, jetzt kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen – jene Gurus, die seit den Jahren 2011 und 2012 bei Preisen von 1900 $ je Feinunze Gold als ultimative Kapitalanlage angepriesen und neue Preisrekorde versprochen hatten. Diese Spezies feiern sich marktschreierisch als "Wir-habens-ja-gewusst-Gold-Gilde". Dass ihre Klienten jedoch vor dem Erreichen der Gewinnzone zunächst Verluste von 30 % ausgleichen müssen, vergessen sie nur allzu gerne.

GOLD – Wenn sich die Geister scheiden

Gold Februar 2016

Quelle: Barchart

Wer – wie die meisten Gold- und Rohstoff-Gurus – über rund fünf Jahre hinweg lautstark die Werbetrommel für Gold gerührt und steigende Goldpreise ankündigte, hat letztlich die Chance, dass er auch einmal richtig liegt – irgendwann im Zeitverlauf jedenfalls. Für die Jünger dieser "ewigen" Gold-Gurus stellt sich heute indes die Frage, wann das im zeitlichen Ablauf des Goldpreis-Trends der Fall sein auf welchem Preisniveau die Aufwärtstrend-Prognose dann tatsächlich eintreffen würde. Es hat lange gedauert, sehr lange.

Die Zeit vergeht ….. – Die Jünger dieser Lautsprecher-Gold-Gurus erreichen die Gewinnzone logischerweise dann, wenn das Ausgangsniveau überschritten wird. Und: Das wird bei vielen Auguren wohl noch Jahre dauern. Viele dieser Gurus und auch führende Medien haben in den Jahren 2011 und 2012 die Lage völlig verkannt und weiter auf Gold gesetzt. Wer als Anleger also bei 1900 $ je Feinunze auf Anraten von "Experten" Gold gekauft hat, liegt deutlich hinten, nämlich um 30 % unter dem Einstandskurs.

Die einen sagen so, die anderen sagen so ……. – Ich erinnere mich sehr gut an eine Veranstaltung in Florida, an der ich vor vier oder fünf Jahren teilgenommen habe. Dabei hatte ich Gelegenheit, beim Dinner am Tisch des ehemaligen Fed-Chefs Alan Greenspan zu sitzen. Auf die auch seinerzeit fast alle Teilnehmer interessierende Frage nach der Zukunft des Goldpreises lag Greenspan völlig richtig: "Die einen Experten sagen so, andere Fachleute äußern sich so und unentschiedene Dritte haben wiederum eine völlig andere Meinung ……", so Greenspan schmunzelnd und spitzbübisch. Er hütete sich, eine offizielle Fed-Meinung zu Gold zu äußern.

Das Prognosen-Problem – Klar, es gibt keinerlei triftigen Grund über die Fehlprognosen der Gold-Gurus herzuziehen. Wir wissen: Prognosen sind schwer, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Ich bin sehr froh, sagen zu können, dass meine Goldprognosen über die Dekaden hinweg rückblickend erfreulich waren. Meine aktuelle Sicht: Die Goldampel ist vor etwa zwei Monaten von rot auf gelb umgesprungen. Ich sehe das Risiko am Goldmarkt bei rund 950 $ je Feinunze, vor allem deshalb, weil a) der "große Ausverkauf" im aktuellen Zyklus noch nicht stattgefunden hat und b) Regierungen, Notenbanken und Geschäftsbanken derzeit am Goldmarkt verdächtig still und zurückhaltend sind. Die Gefahr des Eingriffs und der Manipulation durch Regierungen ist nicht gebannt.

Die positiven Gold-Signale – Es gibt Analysten, die wegen ihrer allgemein pessimistischen Grundhaltung zum Leben grundsätzlich bullish auf Gold sind; denn die Welt – so deren Ansicht – ist heute so hässlich wie seit langem nicht mehr. "The world is tooooo ugly Gold to be weak", lautet eine alte Weisheit, die gerade in der heutigen Zeit, in der der Planet Erde unkontrolliert durch das Universum wabert, zutrifft. Andere sehen Gold generell als Krisen-Indikator. Niemals zuvor in den vergangenen sieben Dekaden befand sich die Welt so tief im Chaos und in der Krise wie gegenwärtig.

Die Rechenkünstler am Goldmarkt – Und so ziehen sie bei der Goldmarkt-Analyse immer wieder interessant erscheinende Vergleiche heran.. So z.B. die Dow/Gold-Ratio, die Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bei 40 und derzeit wieder im einstelligen Bereich bei rund 7,5 liegt. Sowohl während der großen Depression in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als auch im Jahr 1980 wurde die so genannte Dow/Gold-Ratio in etwa mit 1:1 berechnet. Sehr beliebt ist bei Anlegern auch die Gold/Silber-Ratio, die von den Fans der beiden Edelmetalle je nach Lage der Dinge gerne für eigene Zwecke herangezogen wird. In der modernen Geschichte lag dieses Preisverhältnis zwischen rund 8:1 bis etwa 120:1. Derzeit liegt diese Relation in etwa bei 80:1. .

Eine Frage der Perspektive

Was ein Plus von 100 % mit einem Minus von 83 % zu tun hat

Diesen Bericht nutze ich, um aufzuzeigen, dass alles im Leben relativ ist. Dazu habe ich Charts der Aktie von Anglogold Ashanti (AU.N) mit unterschiedlichen Zeitspannen abgebildet. Anglogold ist die Favoriten-Goldaktie eines von mir verfolgten Analysten, der zuletzt mit der Aussage auf Kundenfang ging, mit AU einen Gewinn von 100 % erzielt zu haben. Das trifft nur zu, wenn der Kursverlauf der vergangenen drei Monate zugrundegelegt wird. Aber ………. eine detailliertere Analyse ist notwendig.

ANGLOGOLD ASHANTI

Anglo Gold Ashanti 3 Monate

3 Monate – Hurra! 100 Kursgewinn

Bei einer längerfristigen Betrachtung wird nämlich deutlich, dass die Aktie seit Mitte des Jahres 2011 einen Verlust von 87 % erlitten hat. Und der besagte Guru hat Anglogold zu diesem Zeitpunkt nicht nur lautstark empfohlen, sondern auch in sein Depot aufgenommen. Wer ihm gefolgt ist, wird also noch Jahre brauchen, um auf den Einstandskurs aus dem Jahr 2011 zurück zu finden. Und: Selbst dann hat er noch keinen Cent Kursgewinn eingefahren. Ergo: Es gilt, bei den Aussagen von Börsenbriefen und Anlage-Gurus genau hinzuschauen. Für Anleger ist es wichtig, große Abwärtstrends zu vermeiden; diese kosten bekanntlich viel Geld.

ANGLOGOLD ASHANTI

Anglo Gold Ashanti 5 Jahre

5 Jahre – Tränen! 87 % Kursverlust

Wer glaubt, Top-Ökonomen von Geschäftsbanken, Konjunkturforscher sowie Vertreter von Goldorganisationen, Regierungen oder aber auch von Notenbanken seien befähigt, fundierte Edelmetall-Analysen und –Prognosen abzugeben, der irrt gewaltig. Dies liegt zum einen an der Komplexität der Märkte, zum anderen daran, dass bei Gold eine Menge Psychologie mitspielt und zum Dritten liegt das aber auch an den speziellen Gold-Interessen der Regierungen, Notenbanken und nicht zuletzt auch der Geschäftsbanken. Darüber hinaus spielt auch der "Faktor Kredit" – nämlich die unzähligen Derivate und Papier-Finanzinstrumente, die es auf Gold gibt – eine entscheidende Rolle.

Auf der Suche nach Logik – Ähnliche Vergleiche werden von den Finanzmarkt- und Rohstoff-Analysten auch mit der Öl/Gold-Ratio, mit der Schulden- Gold-Ratio sowie mit unzähligen anderen Größen angestellt. Auch eine andere Betrachtung scheint mir keine Basis zu haben und daher unzulässig zu sein. Einige Experten haben vor vielen Jahren bei einem Goldpreis von 1900 $ bereits Preisprognosen von 7500 bis 10.000 $ abgegeben und dies mit der Ära des Fiat-Money – konkret mit der Ratio der globalen Expansion künstlich erzeugten Geldes im Verhältnis zum physischen Goldangebot – begründet. Zu verlässlichen Ergebnissen kommen Experten bei all solchen Betrachtungen jedoch eher nur selten. Solche Vergleiche erscheinen mir insgesamt wenig hilfreich. Ergo: Gold ist als Kapitalanlage kaum logisch, kaum mit Vernunft zu fassen und zu erschließen. Goldpreis-Prognosen sind nicht wirklich verlässlich logisch abzugeben.

Gold ist Geld – Ungeachtet dessen ist mir sehr wohl klar, dasss mein eigener langfristig bestehender Gold-Optimismus auf einer ebenso wenig belastbaren These beruht. Gold wird in der Finanzszene auch als eine Art Inflations-Schutz gesehen. Das zyklische Preishoch von rund 850 $ je Feinunze aus dem Jahr 1980 entspricht heute einem inflationsbereinigten Preis – Basis: US-CPI, also Verbraucherpreisindex der USA – von 2800 bis 2900 $ je Feinunze. Meine These: Es gibt keinen wirklichen Grund, wes halb Gold im laufenden Zyklus – also in den kommenden fünf bis sieben Jahren – nicht wesentlich teurer werden dürfte. Grund: die Welt ist heute wesentlich hässlicher als noch im Jahr 1980. Gold und auch Silber und andere Edelmetalle werden darüber hinaus in Zukunft wohl noch eine völlig andere Rolle erfüllen müssen – nämlich die Rolle als Geld-Ersatz. Mit der These "Gold is money", reist der von mir sehr geschätzte Rob McEwen, Gründer, Mehrheitsaktionär und Vorstandschef der McEwen Mining Inc. (MUX.N – 1,67 $), seit vielen Jahren rund um die Welt. In den vergangenen Dekaden wurde diees These allerdings nicht bestätigt.

Aktienkurs McEwen Mining Inc – Rob McEwen hofft wieder

McEwn Mining

Sind Politiker völlig überflüssig? – Für Unruhe in der Finanzwelt sorgen die Pläne der Regierungen und Notenbanken, das Bargeld zu "killen". Wie dumm sind solche Pläne eigentlich? Jeder Politiker sollte wissen: Auf diese Art und Weise geht das eh nur noch sehr geringe Vertrauen der Menschen in das globale Finanz- und Geldsystem noch weiter verloren. Klar, man könnte relativ rasch auf Bitcoin und andere "künstliche Währungen" umsteigen, doch stellen sich hier dann neue Fragezeichen. Ich bin mir seit Jahren relativ sicher, dass viele Leute auf die Barrikaden gehen werden, weil Bürger durch die Abschaffung von Bargeld und die Schaffung von Plastik-/Elastik-Geld ans Gängelband der dümmlich agierenden Politik genommen werden sollen. Hans im Glück – Ich erinnere mich an Worte meines nordhessischen Landsmannes Hans Eichel. Der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Ex-Bundesfinanzminister hatte mir bereits vor vielen Jahren erklärt, dass uns schon bald kein physisches Geld (Münzen, Scheine) mehr zur Verfügung stehen werde. Bereits damals habe ich mich vehement gegen solche Ideen positioniert. Inzwischen stimmen viele Auguren und Kommentatoren in meine frühe Kritik ein. Wenn Politiker in diesen explosiven Zeiten nichts Wichtigeres zu tun haben als die Abschaffung von Bargeld voranzutreiben, sind sie in meinen Augen völlig überflüssig. Es wird allerhöchste Zeit, dass die Bürger die Macht übernehmen. Dies auch, weil derzeit zahlreiche Politiker in Europa ein geradezu jämmerliches Bild abliefern.

Die Handlanger-Rolle von Regierungen und Notenbanken – Nicht hier liegt das wahre monetäre Problem, sondern darin, dass Regierungen als Handlanger der Bigones und Extriches – der Superreichen also – und der Notenbanken als "Handlanger der Handlanger" über Dekaden hinweg riesige Schuldenblasen kreiert haben. Beim anstehenden Zusammenbruch des Fiat-Geldsystems wird Gold im Fokus stehen – es sei denn Regierungen und Notenbanken übernehmen noch stärker die Gewalt, indem sie z.B. den privaten Goldbesitz verbieten.

Notenbanken lieben Gold – Warum, so muss sich jeder Anleger fragen, halten Notenbanken und Regierungen eigentlich jede Menge Gold? Vladimir Putin hat Berichten aus Moskau zufolge zum Beispiel zuletzt riesige Goldmengen gekauft – und die Chinesen haben ihre Goldbestände angeblich auch aufgestockt. Das sollte Anlegern zu denken geben. Wenn Gold wirklich – wie so manche Politiker offiziell äußern – ja nur ein Rohstoff und daher eher uninteressant ist, dann frage ich mich, weshalb sich Politiker, Regierungen und auch Notenbanken so vehement für Uninteressantes einsetzen und Gold quasi als "Währungsreserven" halten. Starkes Interesse zeigen auch private Anleger, die sich z.B. über Goldaktien und über Gold-ETF stark positionieren. Die im November 2015 kreierte Favoritenliste von Gold-Juniors weist eine positive Wertentwicklung auf. Die ideale Goldmarkt-Strategie – Wie sollten sich Anleger derzeit am Goldmarkt positionieren? Die Erfahrung vergangener Zyklen zeigt, dass Goldaktien einen Haussetrend physischen Goldes durch höhere Kurse vorwegnehmen. Dies ist auch in diesem Zyklus der Fall. Anlegern ist zudem zu raten, bei physischem Gold auf kleinere Münzen bzw. Barren zu setzen.

Udo Rettberg – Februar 2016 Favoritenliste

Junior-Goldaktien Nordamerika

Udo Rettberg Goldaktien Nordamerika

Quelle: AlphaBulls und Udo Rettberg