Gold: "Und schon wieder wird die Luft dünn"
Gold in US-Dollar
Rückblick:
Während der Goldpreis den gesamten Dezember über in einer engen Handelspanne zwischen 1.046 und 1.088 USD seitwärts lief, kommt seit dem Start ins neue Jahr wieder etwas Bewegung in den Markt. Zunächst gelang den Bullen der Sprung über die 50-Tagelinie (1.078 USD). Im direkten Anschluss erreichte der Goldpreis dann mit 1.113,10 USD den höchsten Stand seit Anfang November. Nach einem kurzen Rücksetzer an das Ausbruchsniveau bzw. die 50-Tagelinie zieht der Goldpreis seit sieben Handelstagen wieder an und kann gestern klar über die Widerstandszone um 1.110 USD ausbrechen.
Gold in USD Monatschart:
Auf dem logarithmischen Monatschart bleibt vorläufig alles beim Alten. Übergeordnet halten die Bären hier weiterhin das Zepter in der Hand. Am wahrscheinlichsten ist derzeit ein fallender Keil, welcher mittelfristig die Trendwende am Goldmarkt bringen müsste. Allerdings sind zuvor noch Kurse um 1.000 USD möglich und auch zu erwarten. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate ist zu erkennen, dass der Keil auf der Unterseite erst ab dem Frühjahr/Frühsommer genug Platz bietet, um Kurse um 1.000 USD anzusteuern. Auf der Oberseite ist das unmittelbare Anstiegspotential bis ca. 1.140 USD begrenzt.
Negativ ist der Umstand, dass sich die Stochastik mittlerweile im dritten Monat mit beiden Signallinien unterhalb von 20 bewegt. Daran dürfte sich bis zum Monatsende nichts mehr ändern, so dass die Stochastik ab Februar in den "embedded Status" auf dem Monatschart verfällt! Der Abwärtstrend wird dadurch festgezurrt und nochmals verstärkt.
Zusammengefasst bleibt der Monatschart unterhalb von 1.140 USD bärisch. Vermutlich endet die Rally in den kommenden ein bis zwei Wochen an der oberen Keilbegrenzung. In der Folge könnte der Goldpreis dann bis zum Frühsommer das finale Tief auszuloten.
Gold in USD Wochenchart:
Auf dem Wochenchart lässt sich neben dem fallenden Keil nach wie vor auch ein Abwärtstrendkanal konstruieren. Innerhalb dessen könnte sich der Goldpreis sogar bis auf 1.250 USD erholen, ohne dass der Abwärtstrend beendet wäre. Zunächst aber kommt es auf das Verhalten an der Marke um ca. 1.140 USD an. Ein direkter Durchbruch ist eher unwahrscheinlich, vielmehr ist hier mit einem Rücksetzer bzw. der Wiederaufnahme des Abwärtstrends zu rechnen.
Positiv sind derzeit aber auf alle Fälle die Kaufsignale beim MACD und bei der Stochastik zu bewerten. Beide Indikatoren hätten auch noch viel Luft nach oben. Der RSI hingegen bleibt vorerst neutral, baut aber die positive Divergenz weiter aus. Mit dem gestrigen Anstieg über 1.109 USD dreht der Parabolic SAR Indikator nach zehn Wochen erstmals wieder auf ein Kaufsignal.
Insgesamt bleibt der Wochenchart im Abwärtstrend, womit die Bären weiterhin im Vorteil sind. Ein Wochenschlusskurs über 1.140 USD allerdings dürfte wohl zu einem Anstieg bis 1.200 – 1.250 USD führen und würde das technische Bild deutlich aufhellen.
Gold in USD Tageschart:
Auf dem logarithmischen Tageschart ist der Goldpreis mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar auf dem Weg zu einem Wiedersehen mit seiner 200-Tagelinie (1.134 USD). Diese wurde zuletzt Ende Oktober aufgegeben und ist nach wie vor am Fallen. Die ohnehin schon starke Widerstandszone um 1.140 USD wird durch diese wichtige Durchschnittslinie noch untermauert. Hinzu kommt die hier verlaufende obere Linie des fallenden Keils sowie die Tatsache, dass die Marke von 1.140 USD ehemalige Unterstützung war und nun natürlich als Widerstand funkgiert.
Gleichzeitig ist das MACD-Kaufsignal seit Anfang Dezember bereits weit gelaufen und die Stochastik hat wieder den überkauften Bereich erreicht. Insofern bleibt dem Goldpreis auf Sicht der nächsten Tage noch ein überschaubares Anstiegspotential von maximal 20 USD, während die Luft schon jetzt ziemlich dünn geworden ist. Der bald fällige Rücksetzer müsste aber zunächst schon am mittleren Bollinger Band (1.086 USD) aufgefangen werden.
In der Summe ist der Tageschart bullisch und bietet die Chance auf einen Anstieg bis auf ca. 1.140 USD. Allerdings mehren sich deutlich die Warnzeichen, dass wir kurz vor einem größeren Rücksetzer stehen könnten.
Gold/Silber-Ratio
Im Dezember brach das Gold/Silber-Ratio aus seiner monatelangen Seitwärtszone nach oben aus. Es fehlt nun aber die in solchen Fällen eigentlich typische dynamische Aufwärtsbewegung. Insofern kann es sich auch immer noch um einen Fehlausbruch handeln. Fakt ist jedoch, dass das Ratio nach wie vor deflationäre Signale sendet. Ein Eigenleben kann man dem Silberpreis derzeit jedenfalls nicht attestieren.
CoT-Report
Die günstige Konstellation am Terminmarkt hielt fast acht Wochen an! Seit zwei Wochen jedoch beginnen die kommerziellen Händler in die Kursanstiege ihre Shortpositionen wieder auszuweiten.
So hatten die "Commercials" bei einem Goldpreis von 1.087 USD am letzten Dienstag, den 19.Januar, kumuliert 40.143 Kontrakte auf den Goldfuture leerverkauft. Das ist im langfristigen Vergleich immer noch ein sehr niedriger Wert. Allerdings steht der Goldpreis aktuell über 30 USD höher. Die Daten dürften sich daher bereits weiter verschlechtert haben. Einem Anstieg bis auf 1.132 – 1.140 USD stehen sie aber vermutlich noch nicht im Weg.
Insgesamt liefert dieser Analysebaustein mittlerweile nur noch ein schwaches Kaufsignal.
Sentiment
Im großen und langfristigen Bild bleibt die Stimmung an den Edelmetallmärkten zweifelsohne gedrückt und depressiv. Die zahlreichen Enttäuschungen der letzten Jahre haben zu einem deutlichen Desinteresse geführt. Ganz aus dem Bewusstsein der Anleger (wie beispielsweise Mitte der 1990er Jahre) ist Gold aber nicht verschwunden. Dafür ist die zehnjährige Hausse von 2001 bis 2011 doch noch zu präsent und die ungelösten Probleme im Weltfinanzsystem sind zu offensichtlich. Dieser Stimmungscocktail ist in meinen Augen hochexplosiv und könnte im weiteren Jahresverlauf leicht in eine Kaufpanik umschlagen. Spätestens wenn die Notenbanken weltweit mit riesigen Geldmengenausweitungen auf die sich beschleunigende Deflation reagieren werden, wird sich der "Mainstream" in Panik auf das Gold zurückbesinnen. Noch ist es aber nicht soweit.
Kurzfristig betrachtet konnte sich das Sentiment nach dem Tiefststand Anfang Dezember wieder ein gutes Stück erholen. Die von www.sentimentrader.com gelieferten Werte bringen aktuell nur noch ein ganz schwaches Kaufsignal. Schlechter sieht es jedoch bei den Ergebnissen der wöchentlichen "Kitco Gold Umfrage" aus. Auf Sicht der laufenden Woche erwarteten 81% der Privatanleger steigende Goldpreise. Damit liegen sie zwar heute (am Mittwoch Vormittag) richtig, die Erfahrung lehrt aber, dass derartig einseitige Erwartungshaltungen ein starkes Warnsignal sind und in der Regel bereits in absehbarer Zeit das Gegenteil eintreten wird. Die Luft ist kurzfristig also schon sehr dünn und mit einem Anstieg bis 1.140 USD müsste die bullische Stimmung schon wieder derart übertrieben sein, dass ein deutlicher und unmittelbarer Dämpfer notwendig werden wird.
Saisonalität
Bereits Mitte Januar hat der seit dem letzten Sommer günstige Zyklus seinen Hochpunkt erreicht und steht in den kommenden Wochen vor der Trendwende nach unten. Noch bis Mitte Februar halten sich die Auswirkungen aber in Grenzen. Erst danach kommt es statistisch betrachtet zu einer deutlichen Abwärtsbewegung, die ihr Tief in der Regel erst im Juni findet. Auf den aktuellen Goldmarkt gemünzt, würde das also ein wichtiges Hoch in den kommenden ein bis drei Wochen bedeuten, bevor sich die Goldbären bis zum Juni noch einmal richtig austoben könnten.
Gold in EUR
Rückblick:
In Euro gerechnet konnte der Goldpreis die schon verloren geglaubte Aufwärtstrendlinie Anfang Januar zurückerobern. Durch diesen Erfolg ermutigt, trieben die Bullen den Preis weiter nach oben und konnten gestern auch die 200-Tagelinie (1.027 EUR) wieder erreichen. Übergeordnet läuft der Goldpreis hier weiter in ein Dreieck hinein.
Gold in EUR Wochenchart:
Auf dem logarithmischen Wochenchart korrigiert der Goldpreis in Euro seit mittlerweile einem Jahr den parabolischen Anstieg auf 1.165 EUR. Übergeordnet kann man immer noch einen Aufwärtstrend seit dem Tief im Dezember 2013 attestieren. Dieser wurde zuletzt im Dezember erfolgreich getestet und hat in den letzten Wochen zu einer prägnanten Gegenbewegung nach oben geführt. Diese Rally trifft nun um 1.040 EUR auf den Abwärtstrendkanal. Sollte dieser überwunden werden können, wäre das obere Bollinger Band (1.051 EUR) kurz darüber der nächste Widerstand. Die Indikatoren deuten eher weiteres Aufwärtspotential an, denn MACD und Stochastik haben erst kürzlich auf ein Kaufsignal gedreht und hätten noch viel Platz nach oben.
Summa summarum sind kurzfristig also noch 1.040 bis 1.050 EUR zu erreichen, bevor die Bullen zumindest mal Luft holen müssten. Die Marke von 1.000 EUR werden sie auf alle Fälle bis auf weiteres verteidigen können.
Gold in EUR Tageschart:
Auf dem logarithmischen Tageschart hat der Goldpreis gestern seine 200-Tagelinie (1.027 EUR) wieder erreicht. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen. Auch konnte eine 11-monatige Trendlinie wieder übersprungen werden. Allerdings fehlt nun bis zum Abwärtstrendkanal (ca. 1.140 EUR) nicht mehr viel. Da auch die Stochastik deutlich in die überkaufte Zone vorgedrungen ist, scheint ein bald anstehender Rücksetzer als das wahrscheinlichste Szenario. Typischerweise geht es nach dem Wiedersehen mit der 200-Tagelinie häufig zurück bis zur 50-Tagelinie (995 EUR).
Bullisch ist das Kaufsignal beim MACD, welches noch jede Menge Platz nach oben hätte.
Zusammengefasst ist der Tageschart leicht bullisch, wobei sich aufgrund der überkauften Lage zunehmend ernstzunehmende Warnsignale einstellen.
Handelsempfehlung:
Das zuletzt deutlich auf 930 EUR gesenkte Kauflimit wurde klar verfehlt und es sieht derzeit auch nicht danach aus, als ob uns der Markt noch einmal derart tiefe Kurse bescheren wird. Daher passe ich das neue Kauflimit an die veränderte Marktlage an und erhöhe es auf 990 EUR.
Als Faustregel empfehle ich 10 bis max. 25% ihres Gesamtvermögens in physischen Edelmetallen gegen die zunehmende Entwertung unserer Währung abzusichern.
Goldminenindex GDX
Die meisten Goldminenaktien kamen zum Jahresbeginn noch einmal deutlich unter die Räder. So rutschte der Minen-ETF "GDX" kurzzeitig sogar unter das Septembertief. Die monatelange Unterstützungszone schien bereits gebrochen. Im direkten Anschluss jedoch melden sich die Bullen seit sechs Handelstagen massiv zurück. Im gestrigen Tagesverlauf wurde bereits die 50-Tagelinie (13,69 USD) zurückgewonnen. Die Indikatoren MACD und Stochastik drehen gerade erst nach oben und deuten kurzfristig noch deutlich mehr Potential nach oben an.
Insgesamt ist das Chartbild aber nach der langen Seitwärtsphase eher unklar. Es kann sich durchaus um eine erfolgreiche Bodenbildung handeln. Gleichzeitig ist die Unterstützungszone um 13,00 USD mittlerweile jedoch äußerst löchrig geworden und dürfte bei einem neuerlichen Test nicht mehr zu halten sein.
Schließlich hat auch die zwischenzeitlich ausgebombte Stimmung zuletzt wieder steil nach oben gedreht und bereits den "exzessiven Optimismus-Level" erreicht.
Wirklich überzeugend ist das alles also noch nicht. Der GDX bräuchte einen Tages- oder noch besser einen Wochenschluss oberhalb der 200-Tagelinie (15,69 USD), um das weiterhin neutral bis bärische Chartbild auf bullisch zu drehen.
Gold in ZAR
Von den meisten Marktteilnehmern unbeobachtet ist der Goldpreis in südafrikanischen Rand aus einem mehrjährigen aufsteigenden Dreieck nach oben ausgebrochen. Seit Dezember ist hier eine steile und dynamische Rally angelaufen, die ihr Kursziel auf dem logarithmischen Wochenchart noch nicht erreicht hat.
Was das für die südafrikanischen Minen bedeutet, zeigt der Performance-Vergleich. Seit Anfang Dezember hat sich Harmony Gold beispielsweise fast verdreifacht. Auch DRD Gold und Sibanye Gold können deutlich zulegen. Alle Minenaktien sind zwar kurzfristig etwas heiß gelaufen, haben aber auf Jahressicht noch deutliches Potential.
Kündigen die südafrikanischen Minen ähnlich wie 2001 eine neue Aufwärtsbewegung beim Goldpreis an? Ich glaube schon. Die Trendwende in USD müsste im 2. Halbjahr 2016 starten.
Zusammenfassung & Konklusion
Während weltweit an den Märkten Panik und Ausverkaufsstimmung herrscht, kann sich der Goldpreis in den letzten Wochen recht unaufgeregt erholen. Damit ist das im Dezember vorgestellte Alternativszenario eingetreten, welches einen Anstieg bis auf ca. 1.140 USD vorsah. Eigentlich müsste den Goldbullen trotz der kurzfristig überkauften Lage die Kraft zumindest bis zur 200-Tagelinie (1.134 USD) oder eben bis zur Widerstandszone um 1.140 USD reichen. Spätestens hier ist die Luft aber wieder äußerst dünn. Konsequenterweise ist also in Kürze analog zum saisonalen Zyklus in jedem Fall ein Rücksetzer bis zunächst ca. 1.185/1.190 USD zu erwarten.
Insgesamt gehe ich weiterhin davon aus, dass wir das finale Tief dieses Bärenmarktes immer noch nicht gesehen haben. Vieles spricht aber dafür, dass es in den kommenden Monaten bis zum Frühsommer endlich soweit sein könnte.
Im Anschluss erwarte ich den erfolgreichen Ausbruch aus dem fallenden Keil, womit ein erstes Kursziel bei ca. 1.500 USD aktiviert werden würde