Die US-Zinswende wirkt
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
die Aktienmärkte sind schwer angeschlagen. Der DAX notiert im Moment erneut im Unterstützungsbereich zwischen 9.300 und 9.400 Punkten. Die vorbörslichen Indikatoren deuten auf einen Bruch der Unterstützung im S&P 500 bei 1.866 Punkten. Wird es eine technische Gegenbewegung geben, werden die Unterstützungen halten?
Wir haben solche Gegenbewegungen aus dem Nichts in den letzten Tagen immer wieder erlebt. Aber stets wurden kurz darauf neue Tiefstände erreicht. Der Widerstand der Bullen nimmt offensichtlich ab. Das könnte bedeuten, dass eine dramatische Kapitulations-Phase erst noch bevorsteht, obwohl der DAX von seinem Allzeithoch bei über 12.200 Punkten bereits über 24 Prozent verloren hat, der S&P 500 knapp 13 Prozent.
Aber das Fed wird doch keinen Börsencrash zulassen, oder? Man wird doch wohl erkennen, dass der IWF mit seiner Warnung vor der Zinswende recht behalten hat und sich das Wachstum der Weltwirtschaft weiter abschwächt? Stanley Fischer, der Vizechef des Fed, gab bereits Anfang des Jahres eine überraschend klare Antwort auf CNBC: "Wir nehmen zur Kenntnis, was der Markt denkt, aber wir können uns nicht von dem, was der Markt denkt, abhängig machen." Und was denkt der Markt? Fischer glaubt, dass er den Anstieg der Zinsen unterschätzt.
Obwohl der Aktienmarkt gleich zum Jahresauftakt massiv einbrach, brachte Fischer gleich vier weitere Zinsschritte ins Spiel. Und das trotz der zunehmenden Schwäche der US-Konjunktur? Wie ich im letzten Jahr detailliert analysieret habe, hat das Fed im letzten Jahr klammheimlich seine Forward Guidance geändert. Während die Marktteilnehmer noch auf die US-Konjunktur schielten, um die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende zu prognostizieren, zielte das Fed längst nicht mehr primär auf die Erholung zum Beispiel des Arbeitsmarkts. Auch diese These hat Fischer zum Neuen Jahr bestätigt als er sagte: "Wenn die Vermögenspreise in der Wirtschaft – das heißt, wenn man alle Finanzmärkte berücksichtigt – übertrieben hoch erscheinen, mag die Erhöhung des Leitzinses die angemessene Antwort sein." Mit anderen Worten: Das Fed hat eine Spekulationsblase an den Finanzmärkten zum Platzen gebracht und viele Akteure haben den Knall noch immer nicht gehört.
Hand aufs Herz: Glauben Sie, das Fed gibt sich nach fast sieben Jahren Dauerhausse mit einem Rückschlag im S&P 500 um 13 Prozent zufrieden, interveniert und der Aktienmarkt geht wieder zur Tagesordnung über? Ich denke, es muss erst Panik aufkeimen, die Liquidität am Markt muss erst auf ein unerträgliches Maß austrocknen, bis der Durst durch neues Fiat-Geld gestillt wird. Je schlimmer der Durst, desto willkommener wird QE5 sein und desto effektiver wird es wirken. Es würde mich deshalb nicht wundern, wenn der Leitindex in diesem Jahr um ca. 20 Prozent bis in den Bereich des Hochs aus 2000 und 2007 bei ca. 1.550 fällt. Und zwar nicht scheibchenweise, sondern vielleicht sogar innerhalb des ersten Quartals dieses Jahres.
Gold wird die größte Überraschung in diesem Jahr
Während alle Rohstoffe fallen, kann sich Gold diesem Trend im Moment entziehen. Offenbar wird es als sicherer Hafen gesucht. Und es könnte noch gesuchter werden, wenn in den Aktienindizes entscheidende technische Marken unterschritten werden.
Auf der anderen Seite aber werden die deflationären Kräfte, die auch auf dem Futurepreis für Gold lasten, weiter zunehmen. Vielleicht halten sich diese antagonistischen Kräfte bis zur Wende von der Zinswende, die ich in diesem Jahr erwarte, die Waage. Vielleicht wird Gold doch noch kurzzeitig bis in den Bereich von US$1.000 absacken. Ich kann im Goldchart, anders als viele meiner Kollegen, noch kein langfristiges Kaufsignal erkennen. Aber es wird kommen! Wenn Sie sich jetzt richtig positionieren, wird dieses Börsenjahr spektakulär!!
Viel Erfolg wünscht Ihnen
Ihr Thomas Rausch
Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.