Kolumne von Udo Rettberg

Der Blick ist gen Himmel gerichtet

"Nach Golde drängt – am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen." Der in diesem Satz von Johann Wolfgang Goethe versteckte Seufzer war bei Kapitalanlegern in den vergangenen Jahren immer wieder zu hören. Aber – Grund zum Seufzen werden Gold-Fans wohl weiterhin haben. Gleichwoh bleibt es aus meiner Sicht dabei: Edelmetalle sind im sehr explosiven Umfeld interessante Investments. Bevor die Welt auf das "Fiat Money" von Regierungen vertraut, sollte nach Geldersatz-Alternativen wie Gold & Co. Ausschau gehalten werden. Gold ist dabei erste Wahl.

Gold – Verblasster Glanz

Gold 16.12.2015 Bild 1

Quelle: Barchart

Klar, der Goldpreis kann kurzzeitig weiter fallen. Man mag sich erinnern, dass ich bei einem Goldpreis von 1905 $ im Jahr 2011 gegen die herrschende Mehrheits-Meinung ein Preisziel von 1250 $ je Feinunze genannt hatte. Heute liegt mein Preisziel nach unten bei 950 $ je Feinunze. Danach jedoch wird es mit Gold aufwärtsgehen. Vorausgesetzt, die Regierungen kommen nicht als Spielverderber auf die Bühne, verbieten privaten Goldbesitz und konfiszieren bestehende Investments im gelben Metall.

The Sky is the limit – All das kann nicht ausgeschlossen werden. In den nächsten fünf Jahren erwarte ich einen Goldpreis von zunächst 2850 $ je Feinunze. Grundlage dieser Prognose ist ein historischer Vergleich. Gold war nach einer spektakulären Hausse im Jahr 1980 in der Spitze auf 855 $ je Feinunze in die Höhe geschossen. Dieses seinerzeitige Hoch entspricht inflationsbereinigt (Basis: Consumer Price Index der USA) einem heutigen Stand von eben ca 2850 $ je Feinunze.

Das böse Spiel der Regierungen – Aber – es gibt zahlreiche Unbekannte, die Goldprognosen erschweren. Denn nach wie vor ist sowohl der Zusammenbruch des Weltfinanzsystems als auch die Ausweitung bisher noch regional begrenzter Kriege nicht auszuschließen. Bis zur Schaffung einer neuen Weltordnung hätten Regierungen dann die Möglichkeit a) zum Erlass von Notverordnungen, b) zur Schließung von Finanzmärkten und c) zur Manipulation von Anlageklassen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Gold ein beliebter "Spielball" für Manipulationen durch Regierungen ist. Und so ist nicht auszuschließen, dass sich die Geschichte wiederholt und der private Goldbesitz (zumindest vorübergehend) verboten wird.

Gold – Traum für "Contrarians" – Klar – immer mehr Bürger sind arg besorgt; denn das globale Geldsystem erweist sich als sehr fragil. Anleger betrachten Gold als Anker. Allerdings – und das sollte jeder Investor wissen – ist Gold nicht vor möglichen Schweinereien der Regierungen und Banken gefeit – das würde dann auch Goldproduzenten treffen. Eines ist aus anlagetaktischer Sicht klar: Die ausgeprägte Baisse der Rohstoffmärkte ist aktuell ein "Traum eines jeden Contrarians", also eines Anlegers, der anlagetechnisch immer dann auf die Gegenseite geht, wenn die überwiegende Mehrheit einen bestehenden Trend "ausreitet". Die Fakten: In den vergangenen Quartalen haben immer mehr institutionelle Rohstoff-Anleger nicht nur am Goldmarkt (aber eben auch dort) das Handtuch geworfen. So wurden z.B. viele Rohstoff-Fonds geschlossen.

Auch Banken haben sich immer stärker aus Rohstoff-Investments und –Finanzierungen zurückgezogen und so den Baissetrend verstärkt. Eine weitere Ursache für die Schwäche waren negative Wirt- schaftsnachrichten aus China. Und last but not least sind auch die Ankündigungen der US-Notenbanken in naher Zukunft die Trendwende an der Zinsfront einleiten zu wollen, Negativ-Faktoren für die Edelmetallmärkte. Nach wie vor glaube ich allerdings nicht wirklich an eine nachaltige Zinswende – weder in Europa noch in den USA. Denn dazu bewegt sich die Weltwirtschaft nach wie vor zu stark in einem deflationären Umfeld. Wie dem auch sei: Gold wird sich sowohl in einem deflationären als auch inflationären Umfeld positiv entwickeln. Erst Goldaktien, dann Gold – Ein Blick zurück zeigt, dass Goldaktien in der Regel eine spätere Aufwärtsbewegung des Goldpreises einige Monate zuvor durch höhere Aktienkurse vorwegnehmen. Vieles spricht dafür, dass die "große Wende" an den Rohstoffmärkten und den Aktien von Rohstoffproduzenten wohl erst im Jahr 2016 oder später kommen wird. Wohl erst ab dem Jahr 2016 können Rohstoff-Freaks ihren Blick wieder gen Himmel richten.

Risiko Rezession / Depression – Denn nach wie vor sehe ich das Risiko einer globalen Rezession oder sogar einer Depression. Ein klares Indiz für diese These sind die seit Jahren extrem schwachen Rohstoffpreise Nach Besuchen a) der Münchener Edelmetallmesse sowie b) mehrerer nordamerikanischer Finanz- und Rohstoffzentren habe ich während der vergangenen Monate intensiv den Hintergrund einiger von Brokerhäusern und Finanzexperten positiv bewerteten Goldproduzenten beleuchtet:

GOLDENE HOFFNUNGSWERTE

  • Detour Gold Corp (DGC),
  • Golden Dawn Minerals (GOM),
  • New Gold Inc (NGD),
  • Kirkland Lake Gold (KGI).
  • Lake Shore Gold Corp (LSG),
  • Otis Gold Corp (OOO),
  • Richmont Mines Inc. (RIM),
  • Treasury Metals Inc (TML)

Otis Gold – Zucken am Boden

Otis Gold - Bild 2

Quelle: Barchart

Golden Dawn Minerals Inc: Das Venen-Fieber von Greenwood

Wolf Wiese strahlt. Der Vorstandschef des kanadischen Explorationsunternehmens Golden Dawn Minerals Inc. mit Sitz in der Finanzmetropole Vancouver sieht in diesen Tagen seine hochgesteckten Erwartungen bestätigt – zum Teil zumindest. Vor einigen Wochen hatte mir Wiese bei einem Treffen in Frankfurt noch gestanden, dass es für ihn als deutschstämmigen ehemaligen Wertpapier-Broker wahrlich ein Traum sei, erfolgreich eine Goldmine in Betrieb zu bringen.

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Der beschwerliche Weg zu Gold und Silber – Eingang zur MayMac Mine – Foto: Udo Rettberg

Weit davon entfernt scheint Wiese jetzt in der Tat nicht mehr zu sein; denn die jüngsten Bohrergebnisse des Edelmetallprojekts im ehemaligen Goldminendistrikt bei Greenwood und Midway in Kanadas Provinz British Columbia (B.C.) sind vielversprechend. All das löst nicht nur bei Wolf Wiese, sondern auch bei den in der Region Greenwood lebenden Menschen großen Jubel aus; denn die ehemals in erster Linie vom Mining profitierende kleinste Stadt Kanadas gilt als "nostalgiesüchtig" und hofft auf eine "Rückkehr der guten alten Zeiten". Greenwood liegt ca 500 km östlich von der Finanzmetropole Vancouver.

Die jüngst vorgelegten Bohrergebnisse von Golden Dawn (GOM.V – 0,11 can$ / 3G8A.DE – 0,085 €) lassen den Schluss zu, dass das Explorations-Team ganz offensichtlich wieder auf die in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehr oder weniger verlorengegangene hochgradige Goldvene gestoßen ist. Sicher ist das allerdings noch nicht.

Die weiteren Arbeiten müssen finanziert werden – ohne Geld geht im "Mining" gar nichts. Positiv zu werten ist in diesem Kontext, dass es dem Unternehmen trotz des extrem schwierigen Umfeldes für Junior-Minengesellschaften in den vergangenen Monaten gelungen ist, sowohl in Kanada als auch Deutschland frisches Eigenkapital einzusammeln. Positiv stellt sich zudem dar, dass auf den Liegenschaften von GOM auch heute noch eine vor vielen Jahren genutzte Mühle existiert. Mit neuen Explorations-, Förder- und Verarbeitungs-Technologien soll der seit Jahren ruhende Komplex jetzt wieder in Betrieb genommen werden. Die Unternehmensstrategie für die kommenden Monate sieht eine Fokussierung der Bohr aktivitäten und der Explorations-Tätigkeit auf die May-Mac-Mine rund 3 km westlich der Ortschaft Greenwood vor.

Laufende Erkundungsbohrungen und Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten sollen die "Renaissance" von GOM vorantreiben. "Die Bohrung 6 hat eine Zone mit Gold-Silber-Mineralisierung bestätigt", sagt Wiese strahlend. Bohrloch BF15-06 habe den Haupterzgang unterhalb der Stollen 6 und 7 durchteuft. Dort war der Erzgang bei vorherigen unterirdischen Erschließungsarbeiten vor Jahren verloren gegangen. Die Bohrung durchteufte Quarzerzgangabschnitte mit Sulfidmineralisierung. Experten sehen das als typisches Zeichen für eine existierende Silber- und Goldmineralisierung. Wiese erklärt in diesem Kontext, dass die Ergebnisse nahezu identisch seien mit der Mineralisierung, die in früheren Jahren in Stollen 6 gefördert wurde. Das macht Hoffnung.

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Greenwood damals – Goldvorkommen waren über Dekaden hinweg die Lebensader für die kleinste Stadt Kanadas – Foto: Udo Rettberg

Der obere mineralisierte Abschnitt in Bohrung BF15-06 kann durchaus als ein großer Meilenstein im Explorationsprogramm bezeichnet werden. Hierdurch wird nämlich bestätigt, dass sich die Silber-Gold-Mineralisierung um etwa 60 m bis zu Ebene 7 und noch ein Stück darüber hinaus erstreckt. Dies lässt auf ein großes Potenzial für die Abgrenzung einer weiteren Mineralisierung in den Gebieten ober- und unterhalb von Ebene 7 schließen. Darüber hinaus durchteufte die erwähnte Bohrung BF15-06 in einer Tiefe von 298,6 bis 307,0 m (Abschnitt von 8,4 m) eine zweite Zone mit Quarzerzgängen unterschiedlicher Gehalte an Bleiglanz und Sphalerit (Blei- und Zink- sulfidminerale) sowie grobkörnigem Pyrit. Die Erfahrung zeigt: In diesem Konzessionsgebiet in der kanadischen Provinz British Columbia stehen solche Funde häufig in Zusammenhang mit erhöhten Goldwerten.

Die Explorationsarbeiten halten nach Angaben des Unternehmens an. So ist Bohrung 7 mittlerweile allerdings abgeschlossen – Ergebnisse sind in den kommenden Tagen zu erwarten. Zudem wird Bohrung 8 in diesen Tagen niedergebracht. Die Proben aus den jüngsten Bohrungen wurden unter Aufsicht von Dr. Mathew Ball (P.Geo.) in seiner Eigenschaft als für Golden Dawn tätiger qualifizierter Sachverständiger entnommen und an das Fachlabor von Met-Solve Analytical Services in Langley (B.C.) überstellt.

Die im Rahmen der jüngsten Bohrungen gefundenen Erzgehalte sind vielversprechend: Bis zu 776 g Silber pro Tonne auf 0,4 Meter Länge und bis zu 9,85 g Gold pro Tonne auf 0,3 Meter Länge durchteuften die Geologen in ihren aktuellen Diamant-Bohrungen. Das zuvor erwähnte Bohrloch BF15-06 wies auf einer Länge von 4,4 Metern etwa 195 g/t Silber, 1,97 g/t Gold sowie beachtliche Gehalte an Blei und Zink auf.

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Die Bohrkern-Ergebnisse machen den Aktionären große Hoffnung. – Foto: Udo Rettberg

Was schon GOM-Minen-Manager Brian McClay vor Wochen bei unserem seinerzeitigen Treffen in Frankfurt am Main andeutete, scheint durch die jüngsten Bohrergebnisse bestätigt zu werden. Denn auch der im Rahmen der Bohrungen festgestellte hohe Gehalt an Silber spricht eindeutig dafür, dass es sich hier um ein so genanntes "Epithermal System" handelt. Dieses wiederum weckt bei GOM-Vorstandschef Wolf Wiese die Hoffnung, dass jene hochgradige Goldvene wiedergefunden wurde, die in den 80er Jahren bereits zum Teil ausgebeutet worden war, nach der dann in der Folge jedoch wegen der damaligen Baisse der Rohstoffpreise nicht weitergesucht wurde.

Epithermal System

Epithermale Gold-Lagerstätten sind gangförmige Lagerstätten, in denen Gold, Silber und Buntmetalle in wirtschaftlich nutzbaren Mengen vorkommen. Allerdings ist in erster Linie Gold prinzipieller Rohstoff epithermaler Lagerstätten. Gold kommt dabei sowohl in gediegener Form als auch in legierter Form mit Silber vor.

Phantasie für Spekulanten – Für Gold-Spekulanten könnten in der GOM-Aktie zudem folgende Facts von Bedeutung sein.

A – Golden Dawn verfügt in der Nähe der MayMac-Mine sowohl über eine Mühle als auch über andere Erzverarbeitungs-Kapazitäten. Der Wiederbeschaffungswert dieser Verarbeitungs-Anlagen liegt wohl nur geringfügig unter der aktuellen Marktkapitalisierung der GOM-Aktie von 5,36 Mio. can$

B – Das historische Goldgebiet rund um Greenwood und Midway lockt derzeit auch die "big guys" der Goldbranche. So hat sich die Kinross Gold Corp jüngst mehrere Claims in der Nähe der zu Golden Dawn gehörenden MayMac Mine gesichert. Das wiederum weckt zwar Übernahme-Phantasie, würde allerdings wohl die Träume von Wolf Wiese mit Blick auf die Eröffnung einer eigenen Mine zerplatzen lassen.

Risiken nicht unterschätzen – Wolf Wiese hat es vor geraumer Zeit selbst auf den Punkt gebracht. Rohstoff-Investments sind ungleich riskanter als Kapitalanlagen in andere Bereiche der Wirtschaft. "Wer in Explorations-Unternehmen und in Junior-Minengesellschaften investiert, muss im schlimmsten Fall mit dem Totalverlust des eingesetzten Kapitals rechnen." Anleger müssen darüber hinaus auch wissen: Die GOM-Aktie muss als wenig liquide betrachtet werden. Ein weiteres Risiko ist darin zu sehen, dass das Unternehmen für die weitere Erschließung und Ausbeutung der Mine auf die zusätzliche Beschaffung von Kapital angewiesen ist. Mitte Dezember 2015

GOM-Aktienkurs auf Bodensuche

GOM Bild 7

Quelle: Barchart

Quelle Artikel: www.udorettberg.de