Kolumne von Florian Grummes

Gold: Ein Tagesschlusskurs über 1.145 US-Dollar bringt einen goldenen Herbst

Gold in USD

Rückblick:

In den ersten Septemberwochen setze sich der Abwärtstrend am Goldmarkt zunächst erwartungsgemäß fort. Ausgehend von 1.097,70 US-Dollar gelang den Bullen ab Mitte des Monats eine Erholung bis auf 1.156,40US-Dollar. Dadurch tauchte erstmals seit langer Zeit wieder ein höheres Tief auf dem Goldchart auf. Die Erholung währte aber nur kurz, denn die Bären drückten die Notierungen im direkten Gegenzug bis auf ein Tief bei 1.103,80 US-Dollar. Im Zuge der am Freitag Nachmittag veröffentlichten sehr schwachen US-Arbeitsmarktdaten setzte der Goldpreis dann aber erneut zum Befreiungsschlag an und konnte sich intraday bis auf 1.140,90 US-Dollar deutlich erholen. Trotz der wilden Kursschwünge wird das charttechnische Bild damit zunehmend konstruktiv.

Gold in USD Monatschart:

Der logarithmische Monatschart fängt das Kursgeschehen der letzten 20 Jahre ein. Lange habe ich argumentiert, dass das Ende der über vierjährigen Korrektur nur mit einer Kapitulation ähnlich dem Jahre 2008 bzw. ähnlich dem Jahre 1976 vonstatten gehen dürfte. Dies hat sich bisher jedoch nur teilweise bestätigt, denn die Bären haben in den Sommermonaten zahlreiche Chancen dazu ungenutzt verstreichen lassen. Natürlich kann ein Bärenmarkt auch mit einer langgezogenen Bodenbildung wie in den Jahren 1998-2002 langsam ausklingen. Aktuell sieht es mehr und mehr danach aus, als ob der Goldmarkt genauso diese Klaviatur spielen möchte.

Dafür sprechen neben dem zähen Vorankommen der Bären auch die am Boden liegenden Indikatoren. Der MACD vegetiert schon seit fast zwei Jahren auf dem tiefsten Stand seit 2002. Die Stochastik ist ebenfalls völlig überverkauft und dreht aktuell mit einem Kaufsignal nach oben.

Natürlich hat der übergeordnete Abwärtstrendkanal den Goldmarkt weiterhin fest im Griff. Die armen Bullen haben ein riesiges Arbeitspensum vor sich, bevor sie den Trend wieder zu ihren Gunsten gedreht haben. Dennoch stehen die Chancen für eine Erholung in Richtung 1.500,00US$ in den nächsten zwei bis drei Jahren gar nicht so schlecht. Eine erste Indikation dafür wäre ein Anstieg über 1.191,21US$. Hier wartet der ParabolicSar-Indikator, welcher seit Dezember 2011 dem Goldmarkt mit einem Verkaufssignal durchgehend seinen Stempel aufgedrückt hat.

Insgesamt bleibt der Monatschart leicht bärisch.

Gold in USD Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart bleibt der zweieinhalbjährige Abwärtstrendkanal das Maß aller Dinge. Gleichzeitig habe ich aber das absteigende Dreieck gestrichen, denn die Formation wurde vom Markt einfach nicht bestätigt.

Trotz der übergeordnet klaren Trendlage hat sich das Bild etwas aufgehellt. Der ParabolicSar-Indikator hat in der vergangenen Woche ein Kaufsignal generiert und würde erst wieder bei Kursen unterhalb von 1.075,63US$ drehen. Dazu kommen Kaufsignale beim MACD und bei der Stochastik. Außerdem steht der Ausbruch über die gestrichelte Abwärtstrendlinie, welche das Jahr 2015 bisher maßgeblich bestimmt hat, unmittelbar bevor. Damit hat der Goldpreis nun die Chance auf eine mittelfristige Erholung bis zunächst ca. 1.220,00 – 1.250,00US$. Im ganz großen Bild bleibt natürlich die immer noch weit entfernte Widerstandszone um 1.500,00US$ entscheidend.

Summa summarum hat sich die Lage auf dem Tageschart etwas verbessert. Die Wahrscheinlichkeit einer größeren Erholung nimmt stetig zu.

Gold in USD Tageschart:

Auf dem logarithmischen Tageschart dreht sich nun alles um ein symmetrisches Dreieck, welches sich hier seit Ende Juli entwickelt hat. Ein Ausbruch rückt immer näher und dürfte noch im Oktober vollzogen werden. Allerdings ist bei dieser Formation grundsätzlich ein Ausbruch in beide Richtungen möglich. Noch sind Käufer und Verkäuferseite in etwa gleich stark, eine der beiden Seiten wird sich aber durchsetzen und damit das Kursgeschehen bis zum Ende des Jahres prägen.

Auf der Oberseite wäre mit einem Tagesschlusskurs oberhalb von 1.142,00US$ der Weg frei bis zur leicht fallenden 200-Tagelinie (1.177,29US$). Diese wichtige Durchschnittslinie wurde zuletzt Mitte Mai berührt. Ein Wiedersehen ist langsam aber sicher überfällig. Die Bären hingegen brauchen einen Tagesschlusskurs unterhalb von 1.105,00US$ um den Abwärtstrend wieder zu aktivieren und um das Tor in Richtung 980,00 – 1.035,00US$ wieder weit aufzustoßen. Nachdem die Bären in den vergangenen Wochen allerdings zahlreiche Matchbälle vergeben haben, hat sich meiner Meinung nach das Blatt bereits leicht zu Gunsten der Bullen gedreht. Noch aber steht das Bild einer größeren Erholung oder gar der übergeordneten Trendwende auf wackligen Füßen. Die letzte Handelswoche hat gezeigt, dass die Bullen sich nicht zu früh freuen dürfen.

Die Indikatoren sind derzeit allesamt eher neutral bis leicht bullisch einzustufen. Dieser Zustand spiegelt das ausgeglichene Kräfteverhältnis wieder und passt gut zur vorangeschrittenen Dreiecksformation. Positiv ist die Tatsache, dass die 50-Tagelinie (1.119,33 US-Dollar) langsam ihre Richtung ändert und nun etwas nach oben gedreht hat.

Ganz kurzfristig ist in den nächsten Handelstagen eine kleine Seitwärtsbewegung zu erwarten, aber der Ausbruch aus dem Dreieck rückt näher und dürfte im Anschluss für eine deutliche und schnelle Kursbewegung sorgen. Insgesamt ist der Tageschart neutral mit einem leicht bullischen Unterton. Die Chancen für einen Ausbruch nach oben überwiegen.

Gold/Silber-Ratio:

Mit dem Gold/Silber-Ratio lässt sich ablesen, wie viele Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlt werden müssen (aktuell 72,60 Unzen Silber für eine Unze Gold). Das Ratio legte in den vergangenen Wochen eine Achterbahnfahrt aufs Parkett, ohne dabei aber aus der seit einem Jahr gültigen Seitwärtszone zwischen 70 und 77 Punkten ausbrechen zu können. Am Freitag wurde jedoch immerhin die 200-Tagelinie (73,83) klar unterschritten. Darüber hinaus hat der ParabolicSar-Indikator sowohl auf dem Tages- als auch auf dem Wochenchart ein Signal für weiter fallende Ratiowerte geliefert. Dies wäre im Umkehrschluss für den Edelmetallsektor sehr hilfreich, denn Silber steigt in Aufwärtsphase schneller als Gold. Eine Entscheidung fällt aber erst, sobald das Ratio aus seiner Seitwärtszone nachhaltig ausgebrochen ist.

CoT-Report:

Die aktuell vorliegenden CoT-Daten haben sich gegenüber den Werten der Vorwoche wieder leicht verschlechtert. Dennoch bewegen sie sich im langfristigen Vergleich immer noch auf relativ niedrigem Niveau. Sie stehen einer größeren Erholung daher nicht im Wege, erzwingen diese aber gleichzeitig nicht. Auffällig bleibt, dass die kleinen Spekulanten (Amateure) weiterhin kumuliert short auf den Goldfuture sind. Diese Händlergruppe zahlt in der Regel immer in den Markt ein und handelt nur als Trendfolger.

Insgesamt liefern die CoT-Daten weiterhin ein etwas abgeschwächtes Kaufsignal.

Sentiment:

Die Sentimentdaten bleiben weiterhin günstig, denn die Stimmung unter den Edelmetallhändlern und -anlegern ist nach wie vor im Keller. Ich habe aber das Gefühl, dass der zunehmend konstruktiven Lage deutlich misstraut wird und Gold jetzt die Chance hat, sich an einer "Wall Of Worry" nach oben zu hangeln. Diese Einschätzung bestätigt die wöchentliche Kitco-Goldumfrage. Hier wurde ein recht hoher Anteil an Goldbullen unter den Profis an der Wallstreet ermittelt, während unter den Privatanlegern Bullen und Bären ausgeglichen sind bzw. die Skepsis überwiegt. Das derzeitige Stimmungsbild biete weiterhin die Chance auf eine Erholung.

Saisonalität:

Bis Mitte Oktober befindet sich der Goldpreis statistisch betrachtet noch in seiner besten Phase des Jahres. Danach folgt im Durchschnitt der letzten 40 Jahre typischerweise ein deutlicher dreiwöchiger Kursrückgang gefolgt von einer zweiwöchigen Seitwärtsbewegung. Dadurch liegt die durchschnittliche Kursentwicklung im Oktober bei -0,8% und macht ihn damit zum schlechtesten Monat des Jahres. Übergeordnet ist die Saisonalität allerdings bis in das kommende Frühjahr hinein weitgehend günstig.

Gold in EUR

Rückblick:

In Euro gerechnet pendelt der Goldpreis nach wie vor um die wichtige Unterstützungsmarke bei 1.000€. Der seit Dezember 2013 gültige Aufwärtstrend verläuft derzeit bei ca. 970€.

Gold in EUR Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart für den Goldpreis in Euro ist die Korrektur der letzten Monate gut zu erkennen. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass hier übergeordnet noch immer ein Aufwärtstrend aktiv ist. Die Unterstützungszone um 1.000€ wurde zwar mehrmals unterschritten, dennoch konnten die Bullen diese Marke immer wieder zurückerobern. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Solange die Aufwärtstrendlinie (aktuell ca. 970€) hält, wird sich mittelfristig der übergeordnete Trend nach oben durchsetzen.

Das MACD-Verkaufssignal ist weitgelaufen und steht wohl kurz vor seinem Ende. Das dazugehörige MACD-Histogramm hat schon gedreht. Die Stochastik als Indikator für das Momentum stürmt bereits klar nach oben. Neben dem mittleren Bollinger Band (1.025€) ist auf dem Weg nach oben noch eine theoretische parallele Abwärtstrendlinie bei ca. 1.045€ als Widerstand zu nennen.

Insgesamt ist der Wochenchart noch leicht bärisch bzw. steckt noch im Abwärtstrend, eine Rally wird aber immer absehbarer.

Gold in EUR Tageschart:

Nach dem Hin und Her der letzten Monate lässt sich auf dem logarithmischen Tageschart für den Euro-Goldpreis derzeit keine klare charttechnische Formation ausmachen. Die Kurse laufen letztlich seitwärts. Entscheidend bleibt aber die Aufwärtstrendlinie um ca. 970€. Trotz der schwachen Sommermonate wurde diese bisher nicht getestet.

Die Indikatoren MACD und RSI sind eher bullisch, bzw. überzeugen mit positiven Divergenzen, da sie das Tief im September nicht nachvollzogen haben. Und auch die 200-Tagelinie (1.052€) steigt weiter an.

Ein Ausbruch über 1.025€ könnte mittel- bzw. längerfristig vermutlich eine Kaufwelle bis zur übergeordneten Abwärtstrendlinie bei ca. 1.110€ auslösen.

Zusammengefasst ist der Tageschart derzeit neutral. Einer Anstiegschance ab Kursen oberhalb von 1.025€ steht das Risiko eines letztmaligen Rücksetzers an die Aufwärtstrendlinie bei 970€ entgegen.

Handelsempfehlung:

Das zuletzt genannte Kauflimit bei 950€ wurde Mitte September um 18,00€ leider knapp verfehlt. Da nun aber nicht nur die Aufwärtstrendlinie, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines neuen Kursschubes, zunehmend ansteigen, erhöhe ich das Nachkauflimit auf 985€. Sollten sie noch immer nicht wenigstens 10% ihres Gesamtvermögens in physische Edelmetalle investiert haben, können sie auch zu den aktuellen Kursen bzw. unterhalb von 1.025€ mit ersten Käufen beginnen.

Euro & US-Dollar

Die Kursentwicklung des Euros gegen den US-Dollar bleibt einer der wichtigsten Märkte überhaupt. Nach einer mehrmonatigen zähen Erholung und dem erfolgreichen Ausbruch aus dem aufsteigenden Dreieck inklusive Punktlandung bei 1,1714US$, notiert das Währungspärchen aktuell zwischen seiner 50- und 200-Tagelinie. Die 50-Tagelinie (1,1174US$) steht kurz davor, die immer noch leicht fallende 200-Tagelinie (1,1194US$) von unten zu schneiden. Charttechnisch würde es sich hierbei um ein "Golden Cross" handeln. Der Euro müsste in der Folge haussieren, denn fundamental ist die erbärmliche Zinserhöhungsdebatte in den USA nun mit den schwachen Arbeitsmarktdaten endgültig als reines Ablenkungsmanöver enttarnt. Insofern wäre ein stärkerer Euro keine Überraschung. Allerdings muss der Euro dazu die Unterstützung zwischen 1.09 – 1,10US$ unbedingt halten.

Goldminenindex GDX

Der Minen-ETF "GDX", welchen ich hier stellvertretend für den gesamten Gold- und Silberminensektor analysiere, bastelt weiter an einer Bodenbildung. Insgesamt sechsmal setzte der ETF an oder knapp unter der Marke von 13,00US$ in den letzten Wochen auf. Der absolute Tiefststand wurde intraday am 11.September mit 12,62US$ erreicht. Der Tageschlusskurs lag damals aber schon wieder über 13,00US$. Die folgenden Wochen ging es zwar rauf und runter, die Marke von 13,00US$ wurde jedoch nicht mehr unterschritten.

Mit der Kursexplosion am vergangenen Freitag bis auf 14,49US$ sowie dem gestrigen weiteren starken Handelstag hat der ETF nun die seit Mitte Mai gültige Abwärtstrendlinie bei 14,50US$ klar überwunden. Da auch bei den beiden Indikatoren MACD und Stochastik ein Kaufsignal aktiv ist, ist der Ausbruch nachhaltig. Ein zügiger Anstieg bis zur nächsten Widerstandszone um 16,00US$ steht unmittelbar bevor.

Insgesamt verbessert sich das charttechnische Bild bei den Minenaktien zunehmend. In den letzten zwei Handelstagen sind nun auch starke Anstiege zu beobachten. Der Sektor meldet sich also zurück. Solange die Marke von 13,00US$ hält nimmt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Bodenbildung zu. Erstes kurzfristiges Kursziel ist die nächste Widerstandszone um 16,00US$, darüber dann die 200-Tagelinie (18,00US$).

Fällt der ETF jedoch unerwartet doch noch unter 13,00US$, handelt es sich bei der gesamten Kursbewegung der letzten Monate mal wieder um ein bärisches absteigendes Dreieck, welches den Sektor noch tiefer in die Depression stürzen würde und ein Kursziel bei ca. 10,50US$ aktiviert.

Zusammenfassung & Konklusion

Die Situation am Goldmarkt verbessert sich zunehmend. Zwar ist eine Trendwende bei weitem noch nicht bestätigt, aber die Anzeichen einer Erholung mehren sich.

Ausgehend von einem höheren Tief konnte sich Gold am vergangenen Freitag erneut deutlich erholen. Die neue Aufwärtstrendlinie hat einem zweiten Test standgehalten. Die Goldminen laufen bereits vorneweg und haben gestern eine wichtige Abwärtstrendlinie überwunden. Der Markt müsste sich nun nach oben orientieren. Gelingt dem Goldpreis der bullische Ausbruch aus dem symmetrischen Dreieck mit einem Tagesschlusskurs über 1.145,00US$, dürften wir einen "goldenen Herbst" und höhere Goldpreis zum Jahresschluss erwarten. Neben der 200-Tagelinie (1.177,29US$) sind dann mittelfristig auch 1.220,00US$ und sogar 1.250,00US$ bis zum kommenden Frühjahr denkbar. Sollten wir in diesem Sommer den Boden der vierjährigen Korrektur gesehen haben, müsste sich Gold in den nächsten zwei bis drei Jahren unter Schwankungen bis 1.500,00US5 erholen können.

Fällt der Goldpreis nun jedoch erneut unter 1.105,00US$ muss ich mein Kapitulationsszenario und Kurse um 1.035,00US$ sofort wieder aus der Schublade holen.