Preisentwicklung beim Eisenerz: Das Fiasko war abzusehen

Preisentwicklung beim Eisenerz: Das Fiasko war abzusehen

Seit nun mehr fast 2 Jahren hat der fallende Eisenpreis die Branche fest im Würgegriff. Obwohl die Kurse für 62%iges Eisenerz-Konzentrat seit 2011 bröckelten, 2012 gefährlich einknickten und ab 2013 so richtig in den Keller rauschten, schauen die Statements der produzierenden Gesellschaften hierzu eher noch sehr bescheiden aus.

Eisenerzpreis 2015

Quelle: finanzen.net

Mit aktuell ca. 47 USD / Tonne befindet sich Eisen nun bereits auf einem Level von vor 2008, einem Zeitraum, wo das Metall von rd. USD 36,- je Tonne (2007) auf USD 60,80 (2008) kletterte und in einem wahren Boom die Tonne auf über USD 180,- im Jahr 2011 explodieren ließ.

Sieht man sich die durchschnittlichen Produktionskosten der Eisenproduzenten an, so belaufen sich diese in einer Bandbreite von rd. USD 60,- bis USD 70,- je Tonne. Gemessen an den heutigen Preisen also viel zu hoch. Und wenn in Folge viele kleine Produzenten daran zerbrechen, so merkt man dies am Markt nicht, da diese Unternehmen nicht im Fokus der Berichterstattungen stehen. Wenn jedoch eine Branchengröße das Unternehmen einmottet, dann wird man auch medial wieder an die fatalen Folgen des Preiseinbruches erinnert.

So hat der 4.größte Eisenerzproduzent Australiens, Atlas Iron (ASX: AGO) kürzlich verkündet, seine Produktionen nun sukzessive an allen Standorten bis Monatsende zu schließen und die Anlagen still zu legen. Ein aufsehenerregender Schritt in Australien und ein Richtungsweisender für die gesamte Branche, denn es ist zu erwarten, dass noch einige weitere Größen dem australischen Unternehmen folgen werden. Atlas Iron wurde zu diesem Schritt gezwungen, da sie für ihre Produktionskosten einen Marktpreis von rd. USD 65,- bis USD 70,- je Tonne benötigen, um weiterhin Profite erwirtschaften zu können. Auch wenn das Unternehmen im vergangenen Jahr, als sich die dramatische Verschlechterung des Marktes bereits abzeichnete ein Kostensenkungsprogramm installierte und somit die Produktionskosten auf knapp unter USD 60,- je Tonne drückte, war es schlussendlich gegenüber dem folgenden Preisverfall insgesamt zu wenig. Die Produktion konnte nicht weiter aufrecht gehalten werden.

Was so lapidar klingt und auch betriebswirtschaftlich notwendig ist, so hat diese Maßnahme große soziale Auswirkungen. 150 Mitarbeiter haben bereits Kündigungsschreiben erhalten und es ist zu befürchten, dass weitere folgen werden. Immerhin hat Atlas Iron an die 600 Mitarbeiter beschäftigt. War die 2004 gegründete Atlas Iron lange Jahre ein Vorzeigeunternehmen an der australischen Börse mit einer Marktkapitalisierung von rd. AUD 3 Mrd. (2011), so stürzte es über das Jahr 2013 mit einer Marktkapitalisierung von noch knapp AUD 1 Mrd. auf zuletzt nur mehr AUD 110 Mio. ab und wurde vor Kurzem sogar von der Börse aus der Notierung genommen. Ein trauriges Kapitel für einen bislang strahlenden Stern am Bergbauhimmel.

Beinharter Verdrängungswettbewerb hat eingesetzt

Wie kann das denn sein? Ist es denn in dieser Branche nicht genau so wie in der Goldbranche, wo die Branchenriesen ebenfalls kräftig Federn lassen mussten? Nein ist die klare Antwort. Während die Goldproduzenten zum größten Teil höhere Produktionskosten im Verhältnis zum Goldpreis auswiesen, so ist die Situation bei den Branchengrößen des Eisenmarktes völlig anders.

BHP Billiton, der in Melbourne ansässige Multikonzern, kann nach seinem Kostensenkungsprogrammen die Tonne Eisenkonzentrat um rd. AUD 20,- je Tonne produzieren und fährt sogar bei diesen Marktverhältnissen gewaltige Gewinne ein. Dasselbe hört man von den Unternehmen Vale und Rio Tinto, die ebenfalls in dieser Kostenrange produzieren, und mit Spitzenmargen von bis zu 50% auf Basis all-in-sustaining-costs gute Gewinne einfahren.

Und jetzt kommt deren taktisches Ziel ins Spiel. Da sie eben als Branchenriesen die Macht haben mit Gewinn zu produzieren, so sehen sie zur langfristigen Stärkung ihrer eigenen Marktpositionen das Potential, ungeliebten Wettbewerb einfach aus dem Markt zu drängen, indem sie ihre Produktionen in die Höhe schrauben. Alle der drei Genannten haben in den letzten Monaten verlautbart ihre Produktionen wesentlich auszuweiten. Und solange diese Konzerne mit Gewinn produzieren und verkaufen können, solange werden die kleineren und mittelgroßen Produzenten mit ihren Produktionskosten keine Chance haben am Markt zu bestehen. Und es bedarf schon eines sehr stark angestiegenen Eisenpreises, damit diese Unternehmen wieder neue Abnehmer finden und erneut Chancen am Markt vorfinden werden.

Da sowohl von den Analystenhäusern der Großbanken wie auch von vielen anderen Marktanalysten zumindest für das Jahr 2015 keine Besserung für Eisen in Aussicht gestellt wird, so ist zu erwarten, dass dieser eiskalte Krieg der Marktverdrängung sich noch weiter verschärfen wird.

Unser Fazit

Wir haben bereits im Januar 2015 darüber berichtet, dass die Eisenerzbranche dieses Jahr noch in ein großes Loch taumeln werde. So scheint dieser heutige Bericht nur die logische Folge davon zu sein.

Die Rechnung ist relativ einfach. Überschussproduktion im Verhältnis zu geringerem Bedarf führt zur Marktbereinigung über den Preisverfall. Wenn viele kleine und mittlere Betriebe straucheln, so haben es die mit Gewinn produzierenden Großunternehmen in der Hand, die Kapazitäten der Kleinen abzufangen und dem Markt das zuzuführen, was er aktuell benötigt. So werden Überkapazitäten ( durch Wegfall der Kleinen ) abgebaut und eigenen Marktpositionen gefestigt.

Für die Anleger bedeutet dies, dass man dem Eisenerzsektor zumindest dieses Jahr noch fern bleiben sollte, denn viel zu ungewiss ist die Zukunft vieler an sich hoffnungsvoller Marktteilnehmer.

Geht man mit den vielen Analysten konform, so wird erst frühestens 2016 das Jahr mit einer möglichen Trendwende sein. Zeit genug, den Eisenmarkt von der Seitenlinie aus zu beobachten. Wir sprechen bewusst von einer möglichen Trendwende, denn es ist nicht auszuschließen, dass die Preiskorrekturen noch nicht den Boden gefunden haben und aus heutiger Sicht ist es ebenso ungewiss, dass der Markt bei Bodenbildung dann auch sofort einen Aufwärtstrend generiert. Man muss durchaus auch das Jahr 2017 in diese Überlegungen noch mit einbeziehen.

Hat man für sich dennoch einige Kandidaten ausgewählt, für die man sich interessiert, so gilt es in erster Linie deren Maßnahmen für ein Überleben zu verfolgen, die Entwicklung interner Kostensenkungsprogramme, um später dann im Abgleich diejenigen herauszufiltern, die bei aufstrebenden Kursen das meiste Potential in sich bergen.