Kolumne von Florian Grummes

pro aurum Silberedition: Bis zum Frühsommer wird es noch einmal ungemütlich

Silber in USD

Rückblick:

Nach knapp sechswöchiger Korrektur erreichte der Silberpreis am 11.März ein vorläufiges Tief bei 15,26US$. Im Anschluss gelang dann, früher als erwartet, der Ausbruch aus dem fallenden bullischen Keil. In der Folge schoss Silber innerhalb weniger Tage steil nach oben. Am 26.März kostete die Feinunze bereits 17,41US$. Am gestrigen Ostermontag eröffneten Gold und Silber den Handel mit einem Gap nach oben.

Silber Monatschart:

Auf dem logarithmischen Monatschart bewegt sich der Silberpreis weiterhin unterhalb der gebrochenen ehemaligen Aufwärtstrendlinie. Allerdings gelang den Bullen im März ein höheres Tief, welches grundsätzlich die Chance auf eine übergeordnete Trendwende mit sich bringt. Bestätigt wäre ein neuer Aufwärtstrend mit Kursen oberhalb von ca. 18,60US$. Wirklich dynamisch sieht das aber alles noch nicht aus. Gleiches lässt sich auch von den Indikatoren ablesen. Während der "MACD" auf sehr tiefem Niveau noch immer kein klares Kaufsignal generiert hat, läuft der "RSI" seit zwei Jahren lustlos unterhalb von 50 im Bärenmarktmodus. Lediglich die Stochastik steigt aus dem überverkauften Zustand an und gibt damit ein Kaufsignal. Insgesamt bleibt der Monatschart immer noch negativ.

Silber Wochenchart:

Auf dem Wochenchart hat sich in den letzten vier Wochen nicht viel getan. Noch immer hängt der Silberpreis in der Mitte des übergeordneten Abwärtstrendkanals. Klar zu sehen ist aber, dass Wochenschlusskurse oberhalb von 17,00US$ den Silberpreis immerhin in die obere Etage dieses Abwärtskanals bringen würden. Zwar liegt um die Marke von 18,50US$ eine starke Widerstandszone, dennoch wäre in diesem Fall wohl ein Test der übergeordneten seit Mai 2011 laufenden Abwärtstrendlinie bei derzeit ca. 20,40US$ zu erwarten. Aktuell aber liegen diese Preisziele noch ein gutes Stück entfernt und Silber tut sich bereits an der runden Marke von 17,00US$ schwer.

Bei den Indikatoren überwiegen die neutralen Signale. Einzig der "MACD" ist positiv, denn hier hat das Kaufsignal seit Dezember Bestand, obwohl die Korrektur ab Ende Januar über 3,10US$ ausmachte. Das ist sehr positiv zu bewerten. Der "RSI" und die Stochastik hingegen bewegen sich derzeit in neutralen Gefilden.

Insgesamt bleibt der Wochenchart eher bearish, wobei die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen und bereits vorangeschrittenen Bodenbildung zunimmt.

Silber Tageschart:

Auf dem Tageschart konnte der Silberpreis zuletzt die flach verlaufende 50-Tagelinie (16,65US$) zurückerobern. Konsequent wäre in den kommenden Wochen nun auch ein Anstieg bis zur 200-Tagelinie (17,77US$). Diese verläuft nahe der Abwärtstrendlinie aus den beiden letzten markanten Hochs. Insofern hat der Silberpreis kurzfristig also durchaus Potential bis ca. 17,60US$. Das "MACD" Kaufsignal Mitte März unterstützt diese Vermutung, die Stochastik hingegen ist bereits wieder überkauft.

Kurzfristig hat der Silberpreis bereits das Gap vom Ostermontag fast geschlossen. Da der Goldpreis noch nicht ganz soweit ist, könnten die nächsten ein bis zwei Tage nochmals tiefere Kurse mit sich bringen, bevor sich die Bullen ein letztes Mal zurückmelden und die laufenden Zwischenerholung in Richtung 17,50US$ vorantreiben könnten. Ab Mitte/Ende April erwarte ich das Ende der Erholung und den Übergang in einen scharfen Ausverkauf, der uns im Mai/Juni eine wunderbare Einstiegsgelegenheit eröffnen sollte.

Gold/Silber Ratio:

Das Gold/Silber-Ratio läuft weiterhin seitwärts zwischen knapp 70 auf der Unterseite und ca. 77 auf der Oberseite. Die steigende 200-Tagelinie (70,00) wurde zuletzt zweimal getestet, ohne dass ein Durchbruch erfolgte. Sollte dies in den kommenden Wochen nun doch endlich gelingen, wäre das ein sehr positives Signal für den gesamten Edelmetallsektor, andernfalls geht die Seitwärtsphase wohl weiter.

Nach wie vor positiv bleibt die Divergenz beim RSI-Indikator, welche die Wahrscheinlichkeit eines etablierten Tops beim Gold/Silber-Ratio zunehmend erhöht.

Silberminen ETF:

Die Mitte Januar begonnene Korrektur führte die Silberminenaktien (SIL=Global Silver Miners ETF) auf ein neues Tief bei 7,74 Punkten und damit unter den Doppelboden vom November/Dezember des letzten Jahres. In der Folge gelang trotz des tieferen Tiefs eine überraschende Erholung. Damit konnte die Unterstützungszone zwischen 8,50 und 8,20 Punkte letztlich doch noch verteidigt werden. Dennoch bewegt sich der ETF weiterhin unterhalb seiner 50-Tagelinie (9,34) sowie seiner 200-Tagelinie (10,93). Das Mitte März generierte "MACD"-Kaufsignal könnte den ETF aber durchaus noch weiter nach oben tragen. Auch hat der "MACD" das neuerliche Tief nicht bestätigt, sondern divergiert positiv. Neben der fallenden 50-Tagelinie (9,34) käme als Kursziel auch das obere Bollinger Band (9,28) in Frage. Die fallende 200-Tagelinie (10,93) wurde bereits bei der letzten große Erholungsrally im Januar verfehlt und liegt auch aktuell in weiter Ferne.

Insgesamt liefern die Silberminenaktien derzeit noch keine bullischen Signale, aus denen man auch ein positives Szenario für den Silberpreis ableiten könnte.

Wer in die volatilen Silberminen investieren möchte, sollte sich weiterhin bis Mai/Juni gedulden.

CoT-Report:

Vor allem beim Gold hatten sich die CoT-Daten vor zweieinhalb Wochen sprunghaft verbessert. Beim Silber war die Positionierung längst nicht so günstig. Dennoch gab es auch hier eine Engstelle, an der die kommerziellen Händler ihre leerverkauften Kontrakte auf ein relativ niedriges Niveau reduziert hatten. Konsequenterweise zog der Silberpreis zügig wieder an. Aktuell halten die Profis kumuliert 49.861 leerverkaufte Kontrakte auf den Silberfuture an der COMEX. Im längerfristigen Durchschnitt ist das eine eher neutrale Positionierung, welche weiteren überschaubaren Preisanstiegen noch nicht im Wege steht.

Idealerweise sollten die Profis erst im Mai/Juni eine sehr niedrige Shortposition halten. Davon sind wir aktuell noch sehr weit entfernt, vielmehr baut sich bereits Korrekturpotential auf, welches sich in dem zu erwartenden Abverkauf ab Mitte/Ende April entladen dürfte.

Sentiment:

Euphorie und Optimismus wollen unter den Edelmetallanlegern verständlicherweise seit Monaten nicht mehr aufkommen. Allerdings werden "Bullenmärkte im Pessimismus geboren". Insofern stellt das trübe Stimmungsbild mittelfristig durchaus eine hochinteressante Chance für den längerfristig denkenden und antizyklisch handelnden Anleger dar. Die Sentimentwerte für den Silbermarkt haben sich zuletzt leicht erholt, sodass sie fast neutral sind. Ideale Einstiegsbedingungen liegen aber sicherlich nicht vor. Nur für den Euro werden weiterhin extreme Werte gemeldet.

Saisonalität:

Die Saisonalität ist dem Silberpreis noch bis Mitte April wohl gesonnen. Danach nähert sich mit schnellen Schritten die schlechteste und gefährlichste Phase des Jahres. Vor allem im Juni gerät der Silberpreis typischerweise heftig unter die Räder.

Insofern gilt es aktuell geduldig zu sein und sich von der laufenden Erholung nicht verunsichern zu lassen. Anleger mit längerfristigem Zeithorizont verpassen derzeit vermutlich gar nichts, sondern sollten an der Seitenlinie auf den kommenden Frühlingsschlussverkauf warten. Ich sehe derzeit keinen Grund, warum sich die Edelmetalle ausgerechnet in diesem Jahr nicht an den saisonalen Fahrplan halten sollten.

Silber in EUR

Rückblick:

Der Silberpreis in Euro markierte Ende Januar ein wichtiges Zwischenhoch bei 16,45€. Die anschließende Korrektur führte den €-Silberpreis zurück bis an die Kreuzunterstützung aus 50- und 200-Tagelinie. Nach mehrwöchigem Seitwärtsgeschiebe gelang ausgehend von 14,20€ ein steiler Anstieg bis auf 16,00€.

Seit 6 Handelstagen konsolidiert €-Silber diese Anstieg auf hohem Niveau.

Silber Wochenchart:

Nach wie vor ist der übergeordnete seit 2011 intakte Abwärtstrendkanal das Maß aller Dinge auf dem Wochenchart für den €-Silberpreis. Aktuell bewegt sich €-Silber wieder im oberen Teil des Kanals. Der entscheidende Widerstand bleibt die obere Abwärtstrendlinie, welche aktuell bei ca. 18,20€ liegt. Nach unten ist der Preis bei ca. 14,00€ sehr gut unterstützt. Solang der Abwärtstrendkanal Bestand hat, verbleibt €-Silber übergeordnet in einer Korrektur. Das "MACD"-Kaufsignal vom letzten November ist weiterhin aktiv, allerdings fällt das dazugehörige Histogramm. Der "RSI" ist neutral, bestätigte aber das letzte Preistief nicht. Die Stochastik bewegt sich auf hohem Niveau und ist überkauft.

Insgesamt verbleibt €-Silber weiterhin im Abwärtstrend, das Bild hellt sich aber zunehmend auf. Erst ein Wochenschlusskurs oberhalb von 18,20€ dreht den Bias endgültig zugunsten der Bullen.

Euro-Silber Tageschart:

Der fulminante Jahresauftakt wurde bisher lediglich mit einem Rücksetzer an die 200-Tagelinie (14,37€) korrigiert. Mittlerweile notiert €-Silber schon wieder mehr als 1,10€ oberhalb dieser wichtigen Durchschnittslinie. Was jetzt noch fehlt, wäre ein höheres Hoch, also eine Anstieg über das Januarhoch bei 16,45€. Ob den Bullen in den kommenden Wochen die Kraft dazu noch reicht, muss bezweifelt werden. Die saisonal schwächste Phase des Jahres rückt näher, während gleichzeitig die Stochastik überkaufte Werte meldet und das vorauslaufende Histogramm des "MACD"-Indikators bereits schwächelt. Noch haben die Bullen aber das Zepter in der Hand.

Insgesamt präsentiert sich die Lage für den europäischen Edelmetallinvestor weiterhin günstig. Der Tageschart ist noch bullisch, der saisonal typische Rücksetzer ist aber absehbar und sollte zu einem erneuten Test der 200-Tagelinie führen.

Handelsempfehlung:

Mein Nachkauflimit wurde leider nur ganz knapp verfehlt. Die zu erwartende Schwäche im Mai und Juni sollte aber nochmal eine Nachkaufchance in der Nähe der 200-Tagelinie mit sich bringen. Ich erhöhe daher mein Kauflimit für physische Käufe auf 14,50€.

Platin

Zielstrebig und wie befürchtet rutschte der Platinpreis seit meiner letzten Analyse direkt bis an die nächste Unterstützungszone bei 1.086,70US$ ab. Überraschend kam jedoch die steile Erholung, welche der Platinmarkt seit dem Tief Mitte März zelebriert. Natürlich war der Markt zwischenzeitlich stark überverkauft und eine Erholung bis an die 50-Tagelinie (1.176,88US$) ist durchaus normal. Dennoch sieht man einmal mehr, welch starke Marktkräfte sich hier gegenüberstehen und wie schnell die Bewegungen doch geworden sind. Nun hat der Platinpreis bereits wieder das obere Bollinger Band (1.174,59US$) erreicht. Gleichzeitig ist die Stochastik deutlich überkauft. Zudem ist die ehemalige Unterstützungszone um 1.175,00US$ jetzt natürlich ein Widerstand, welcher noch nicht nachhaltig überwunden wurde. Insgesamt wäre es also vermessen, jetzt eine direkte Fortsetzung der Erholungsrally zu erwarten. Vielmehr dürfte der Platinpreis die nächsten Wochen um oder unterhalb der Marke von 1.175,00US$ verbringen. Der Abstand zur schnell fallenden 200-Tagelinie (1.292,68US$) ist immer noch beträchtlich. Der Platinmarkt bleibt damit trotz der steilen Erholung in seinem übergeordneten Abwärtstrend gefangen.

Die Konstellation am Terminmarkt (CoT-Report) ist eher neutral einzuschätzen. Es liegen keine extremen Positionierungen vor. Die Sentimentwerte hingegen melden weiterhin einen extremen Pessimismus. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet könnte die Erholung also durchaus bis zur nächsten Widerstandszone um 1.290,00US$ weiterlaufen. Auch die Saisonalität sieht für den Platinmarkt bis Anfang Juni gut aus.

Ein weiterer interessanter Punkt ist das Gold/Platin-Ratio: Lediglich während 7% der vergangenen 40 Jahren war die Feinunze Gold teurer als die Feinunze Platin. Die restliche Zeit (also 93%) ist Platin immer teurer gewesen als Gold. Insofern ist Platin aktuell zu billig oder Gold zu teuer.

Charttechnisch behalten die Bären vorläufig noch die Oberhand. In den nächsten Wochen könnten sie daher den Markt durchaus bis 1.150,00US$ oder tiefer drücken. Auf Sicht der kommenden Monate sind bis Juni aber höhere Preise denkbar bzw. wahrscheinlicher.

Palladium

Auch der Palladiumpreis kam seit Anfang März deutlich unter die Räder. Ausgehend von 833,90US$ verbilligte sich der Preis für das Edelmetall zwischenzeitlich bis auf 723,00US$. Ein Abschlag von 13,3% in weniger als vier Wochen. Die seit sechs Handelstagen laufende Erholung brachte die Notierungen zurück an den gebrochenen Aufwärtstrendkanal. Knapp darüber verläuft derzeit die 50-Tagelinie (783,54US$). Erfreulich ist, dass Palladium schnell den Weg zurück in das breite ehemalige Unterstützungsband zwischen 770,00US$ und 790,00US$ gefunden hat. Ein Anstieg bis zum oberen Bollinger Band (816,29US$) und der 200-Tagelinie (812,13US$) ist aber wohl eher nicht erwarten. Da sich die Saisonalität für Palladium an der von Gold und Silber orientiert, ist für die nächsten zweieinhalb Monate eine Fortsetzung der Korrektur deutlich wahrscheinlicher. Immerhin hat sich die Lage am Terminmarkt erstmals seit Dezember 2012 wieder deutlich entspannt und die Profis haben ihre Shortposition massiv reduziert. Ein Kaufsignal gibt dieser Analysebaustein aber noch nicht.

Insgesamt ist der Palladiumchart bearish mit der Aussicht auf erneut tiefere Kurse.

Zusammenfassung und Konklusion

Mit dem sprunghaft verbesserten CoT-Report vor knapp drei Wochen war klar, dass Gold und Silber kurzfristig vor einer Erholung stehen würden. Diese hat sich nun durchgesetzt und hat kurzfristig durchaus noch etwas Luft nach oben. D.h. 17,50US$ beim Silber und 1.240,00US$ beim Goldpreis sind noch möglich aber nicht zwingend.

Da ab Mitte April aber die Saisonalität deutlich ins Negative dreht, dürfte die Zwischenerholung nicht mehr lange laufen. Auch ein Ende des Bärenmarktes will ich noch nicht ausrufen. Vielmehr befürchte ich in den kommenden zwei Monaten erneut größere Abschläge. Je nachdem wie schnell und stark das saisonale Fenster dieses Jahr zuschlägt, erwarte ich ab Ende Mai oder spätestens Ende Juni einen Boden und den Beginn eines neuen Aufwärtstrends beim Gold und natürlich auch beim Silber. In dem zuvor einsetzenden Abverkauf sehe ich den Silberpreis im Bereich um 15,50US$ bereits sehr gut unterstützt. Sollte der Goldpreis jedoch die Marke von 1.175,00US$ erneut unterschreiten, ist "Polen offen" und Silber dürfte tiefer in das Unterstützungsband Richtung 14,50US$ zurückfallen. Gleichzeitig bleibe ich bei meiner These, dass der Silberpreis zum Ende der Baisse hin besser als Gold performen sollte und sein Tief vermutlich im letzten November/Dezember bereits gesehen hat.

Bleiben sie geduldig und bereiten sie sich mental auf zwei schwierige Monate vor. Ab dem Sommer jedoch sollten die Edelmetalle wieder Freude machen. Nutzen sie daher größere Rücksetzer, um ihre physischen Bestände auszubauen.