Gold: Hat die Trendwende nun begonnen?
Gold in USD
In den letzten vier Wochen ging es am Goldmarkt gehörig zur Sache. Pünktlich zur Eröffnung der Edelmetallmesse am 7.November gelang dem Goldpreis ausgehend von einem Tief bei 1.130,40US$ eine scharfe Erholung bis knapp unter die gebrochene Unterstützung bei 1.180,00US$. Genau ein Woche später waren die Notierungen wieder bis auf 1.145,00US$ abgebröckelt, nur um erneut in wenigen Handelsstunden bis auf 1.195,00US$ nach oben zu schießen. In den folgenden Tagen konnte auch die Marke von 1.200,00US$ übersprungen werden. Allerdings scheiterte Gold im Anschluss an der fallenden 50-Tagelinie bei 1.206,00US$. In der Woche vor der Abstimmung über die Schweizer Goldinitiative schließlich ging Gold mit 1.165,00US$ wieder deutlich tiefer aus dem Handel.
Die laufende Handelswoche begann nochmals mit einem Paukenschlag. Direkt zur Handelseröffnung am frühen Montagmorgen rutschte der Goldpreis im asiatischen Handel bis auf 1.146,00US$. Da aber zu viele Marktteilnehmer auf das Scheitern der Goldinitiative und somit auf fallende Kurse gesetzt hatten, drehte sich das Blatt innerhalb weniger Stunden. Auch die teilweise Aufhebung der Importrestriktionen in Indien könnte mitverantwortlich dafür gewesen sein. Getrieben durch Shorteindeckungen explodierte der Goldpreis jedenfalls nach oben und erreichte am Abend ein 6-Wochenhoch bei 1.221,00US$. Nach einem erneuten Rückgang auf 1.193,00US$ arbeiten sich die Notierungen aktuell wieder über die psychologische Marke von 1.200,00US$ nach oben. Unterm Strich stehen damit in den letzten vier Wochen drei großen Shortsqueezes zu Buche. Die Marke von 1.180,00US$ ist offensichtlich hart umkämpft.
Auf dem Monatschart hat sich allerdings noch nicht viel getan. Der Abwärtstrend ist weiterhin intakt. Erfreulich ist bis dato, dass der Goldmarkt das untere Bollinger Band (1.146,31US$) respektiert. Ebenso scheint die Stochastik nach oben drehen zu wollen.
Auch der Wochenchart liefert noch keine Hinweise auf eine tatsächliche Trendwende nach oben. Erst bei Kursen oberhalb von 1.330,00US$ würde der Chart in den Bullenmodus wechseln. Der nachhaltige Durchbruch aus dem absteigenden Dreieck nach unten ist allerdings bis jetzt auch noch nicht geglückt. Der "RSI"-Indikator wartet mit einer positiven Divergenz auf und hat das Tief Anfang November nicht mehr bestätigt. Die Stochastik hat bereits im Oktober gedreht und bewegt sich aus der überverkauften Zone nach oben. Der nachlaufenden "MACD"-Indikator hingegen bleibt bis auf weiteres im Verkaufsmodus. Insgesamt derzeit also eher eine Pattsituation.
Auf dem Tageschart schließlich sind erstmals seit langem wieder höhere Tiefs und höhere Hochs zu beobachten Grundsätzlich ein positives Zeichen. Allerdings fehlt dem wilden Hin und Her der letzten Wochen noch die Nachhaltigkeit. Dennoch ist auf Sicht der nächsten Tage und Wochen eine Erholung bis 1.235,00 möglich. Eventuell reicht die Kraft auch noch bis zur 200-Tagelinie (1.274,29US$) bzw. der oberen Begrenzung des Abwärtstrendkanals. Mehr traue ich dem Goldmarkt aber aktuell nicht zu. Bei den Indikatoren ist der "MACD"-Indikator im Kaufmodus, das zugehörige Histogramm schwächt sich aber schon ab. Die Stochastik ist überverkauft, während der "RSI" als neutral einzustufen ist.
Bei einem Goldpreis von knapp 1,200.00US$ hatten die kommerziellen Händler laut dem letzten Cot-Report kumuliert 68.485 Kontrakte an der COMEX leerverkauft. Gleichzeitig haben die kleinen Spekulanten ihre Shorts in den zurückliegenden vier Wochen weiter ausgebaut.
Insgesamt gibt die Analyse der Terminmärkte ein vorsichtiges Kaufsignal. Jetzt kommt es darauf an, wie schnell die kommerziellen Händler ihre Leerverkaufspositionen wieder erhöhen. Bis zu einer wirklichen Engstelle bzw. einer übergeordneten Trendwende (typischerweise erst bei einer kommerziellen Shortposition von unter 15.000 Kontrakten) fehlte in den letzten Wochen doch noch einiges.
In den vergangenen Wochen konnten sich die meisten Sentimentwerte leicht erholen. Lediglich beim Euro und Platin ist der Pessimismus nochmals gestiegen. Die Werte für den Goldpreis stehen bereits an der Schwelle zur neutralen Zone, obwohl preistechnisch eigentlich noch gar nicht soviel passiert ist. Meiner Meinung nach ein kleines Warnzeichen!
Kurzfristig meldete Kitco am vergangen Freitag 57,9% Bären. Insofern war der steile Kursanstieg zu Wochenbeginn keine Überraschung.
Der absolute Hammer kam aber in der letzten Woche aus Amerika. Willem Buiter, Clobal Chief Economist der Citigroup, veröffentlichte kurz vor der Abstimmung über die Goldinitiative in der Schweiz eine 14seitige Analyse mit dem bezeichnenden Titel "Gold: a 6.000 year old bubble revisited". Entweder wurde hier gezielt versucht auf das schweizerische Abstimmungsergebnis Einfluss zu nehmen, oder aber Herr Buiter bemüht sich um die Auszeichnung als der "beste Kontraindikator". Schon seinen Vorgängern bei der Citibank gelang 1976 das Kunststück, pünktlich zum Ende der Korrektur den Goldpreis nochmals um 40% fallen zu sehen. Der Goldpreis selbst hingegen stieg ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung in den folgenden vier Jahren um 890% an.
Es mehren sich also die Kontraindikatoren. Grundsätzlich gibt das Sentiment weiterhin ein antizyklisches Kaufsignal, allerdings irritiert mich die Tatsache, dass trotz bisher sehr überschaubarer Preiserholung die meisten Goldbugs bereits wieder siegesgewiss von 2.000US$+ sprechen.
Im Monat Dezember verliert der Goldpreis im langfristigen Durchschnitt etwa 0,5%. Während in der ersten Monatshälfte Kursrückgänge bezeichnend sind, folgt laut Statistik ab Mitte Dezember ein Anstieg, welcher die zuvor erfolgten Verluste wieder ausgleicht. Übergeordnet bleibt die Saisonalität bis Mitte Februar grundsätzlich positiv für die Edelmetalle.
Gold in Euro
Aufgrund des starken US-Dollars präsentiert sich der Goldpreis in Euro weiterhin deutlich besser. Letztlich läuft €-Gold seit Jahresbeginn aber zwischen 907,00€ und 1.000€ seitwärts.
Auf dem logarithmischen Monatschart hängt €-Gold nach wie vor an der zehnjährige Aufwärtstrendlinie, ohne dass diese bereits nachhaltig unterschritten wurde. Besonders positiv ist das zarte Kaufsignal beim "MACD"-Indikator. "RSI" und "Stochastik" sind jedoch neutral zu bewerten.
Der Tagechart macht hingegen den Eindruck, dass ein erneuter Anlauf an die Widerstandszone um 1.000,00€ unmittelbar bevorsteht. Der Sprung über die 50-Tagelinie (955,00€) als auch über die 200-Tagelinie (956,00€) ist zwar noch nicht nachhaltig, aber doch positiv. Lediglich das obere Bollinger Band (979,00€) steht einem direkten Anstieg bis 1.000,00€ im Wege. Ein erfolgreicher Ausbruch über 1.000,00€ würde unmittelbar ein Anstiegspotential bis ca. 1.075,00€ freischalten.
Auf der Unterseite sollte €-Gold nun tunlichst nicht mehr die Marke von 907,00€ unterschreiten, sonst droht ein Abverkauf bis an das Dezembertief des letzten Jahres bei 859,00€. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
Das zuletzt reduzierte Kauflimit von 935,00€ konnten sie mehrmals in den letzten vier Wochen zum Kauf von physischem Gold nutzen. Nutzen sie auch weiterhin Kursrückgänge unter diese Marke zu Nachkäufen.
Euro & US-Dollar
Trotz extrem übertriebenen Optimismuswerten sowie einer rekordhohen kommerziellen Longposition auf den Euro steigt der US-Dollar weiter an. Im heutigen Tagesverlauf markiert der Euro mit 1,2322US$ schon wieder ein neues Tief. Solange der US-Dollar derart stark bleibt, wird sich der Goldpreis schwertun. Die unter erratischen Kursschwankungen entstandene Goldpreiserholung steht daher auf äußerst wackeligem Fundament und könnte sich schnell als Bullenfalle enttarnen.
Charttechnisch nehmen die negativen Divergenzen auf dem US-Dollarchart zu, eine wirkliche Trendwende ist aber weit und breit noch nicht auszumachen. Es ist eine bekannte Börsenweisheit, dass Märkte oft sehr viel weiter steigen oder fallen als sich das die meisten Marktteilnehmer vorstellen können. Im Zweifel steuert der US-Dollar daher als nächstes die Marke von 1,20 gegen den Euro an und belastet die Edelmetall- und Rohstoffmärkte auch weiterhin.
Goldminenindex HUI
Stellvertretend für den Minensektor konnte sich der HUI Goldbugs Index in den letzten Wochen von einem 9-Jahrestief bei 146,01 Punkten wieder ein gutes Stück erholen. Der Sprung über die starke Widerstandszone bei 183 Punkten sowie über die steil fallende 50-Tagelinie (180,31) gelang bis jetzt aber nicht. Bei 186 Punkten liegt zudem das 38,2% Retracement der Abwärtsbewegung seit Juli. Solange aber nicht einmal dieses minimale Erholungsziel erreicht werden kann, muss die Kursbewegung der letzten Wochen lediglich als ein "dead cat bounce" klassifiziert werden. Damit wurde zumindest die völlig überverkaufte Lage bereinigt.
Positiv sind das aktive "MACD"-Kaufsignal auf dem Tageschart sowie die Tatsache, dass die Goldminen zuletzt den Goldpreis wieder leicht outperformen konnten.
Wer meiner Kaufempfehlung vor vier Wochen gefolgt ist, kann sich aktuell über ein Kursplus von knapp 16% freuen. Allerdings sollte man nun mindestens einen Stopploss auf den Einstandskurs nachziehen, denn der Index macht noch nicht den Eindruck einer abgeschlossenen Bodenbildung.
Immer wieder muss ich auch darauf hinweisen, dass die Minenaktien meiner Meinung nach nicht als langfristige Anlage taugen. Das Geschäft der Minen ist es, die eigenen Bestände nach und nach abzubauen und zu verkaufen. Damit schrumpft der Wert der Anlage im Grunde genommen ständig. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Minenaktien in den letzten 40 Jahren 80% der Zeit gefallen oder seitwärts gelaufen sind. Lediglich 20% der Zeit waren Kursanstiege zu beobachten. Ich persönlich bevorzuge ganz klar ein physisches Investment in die Edelmetalle. Zudem stellen Minenaktien ein deutlich spekulativeres Investment dar. Es empfiehlt sich daher vorerst auf eine klar nachvollziehbare Trendwende zu warten.
Zusammenfassung & Konklusion
Nach den erratischen Kursbewegungen der letzten Wochen stellt sich aktuell die große Frage, ob für die Edelmetalle nun endlich die Trendwende zum Besseren begonnen hat. Ich sehe derzeit zwei Szenarien:
- Gold hat tatsächlich Anfang November einen finalen Boden bei 1.130,40US$ erreicht. Dafür spricht das steigende Bollinger Band auf dem Monatschart sowie die höheren Tiefs und Hochs auf dem Tageschart. Ebenfalls der dramatische Ausverkauf bei den Minenaktien sowie die klaren Umkehrsignale beim völlig überhitzen Gold/Silber-Ratio. Um dieses Szenario zu stärken, müsste Gold nun zügig über 1.235,00US$ ansteigen und €-Gold gleichzeitig über die Marke von 1.000,00€ ausbrechen. Davon ist der Goldmarkt aktuell aber noch ein überschaubares Stück entfernt.
- Die dreieinhalbjährige Korrektur ist noch nicht beendet. Die hohe Volatilität sowie die steilen Kursanstiege sind eher ein Zeichen für einen intakten Bärenmarkt, der vor dem Übergang in die finale Kapitulationsphase steht. Zudem bleibt der starke US-Dollar das entscheidende Puzzleteil. Technisch betrachtet läuft der Goldpreis weiterhin in einem übergeordneten Abwärtstrend und die Erholung wird sich als Bullenfalle herausstellen.
Ich halte Szenario 2 derzeit für deutlich wahrscheinlicher und bleibe dabei, dass der Goldpreis im ersten Halbjahr 2015 (vermutlich März) noch einen finalen Ausverkauf bis in die Region 980,00US$ – 1.050,00US$ sehen wird, bevor der Markt wirklich bereinigt ist. Im Anschluss sollte der Goldpreis scharf nach oben drehen und im weiteren Jahresverlauf bis mindestens 1.400,00US$ ansteigen können.