Goldpreis: Wenn alle nur noch raus wollen...

Goldpreis: Wenn alle nur noch raus wollen...

Es geht heftig zur Sache an der Börse in Sachen Edelmetalle. Der Goldpreis befindet sich im Sturzflug, dem Silberpreis geht es nicht besser und den Aktien der Branche sowieso nicht. Der Blick auf den Kursverlauf der Feinunze Gold ist exemplarisch: Die Notierung rauscht heute auf bisher 1.162 Dollar nach unten und damit nicht nur auf ein neues Jahrestief, sondern zugleich auch unter die massive charttechnische Unterstützungszone bei 1.180/1.183 Dollar. Mitte und Ende 2013 wurden hier sehr markante lokale Tiefs verzeichnet, ebenso Anfang Oktober.

Diese starke charttechnische Unterstützung droht nun hinweggefegt zu werden – nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang, dass der Goldpreis vor wenigen Tagen noch bei 1.255 Dollar stand. Der Druck auf das Edelmetall kommt aus vielfältigen Ecken, unter anderem belasten die jüngsten Entscheidungen der US-Notenbank Fed zum Thema Quantitative Easing. Der heutige Rutsch unter 1.180/1.183 Dollar dürfte nochmals einige Anleger aus dem Markt werfen, die hier ihre Long-Engagements mittels Stoploss abgesichert haben. Der Blick durch die Berichterstattung rund um den Goldpreis ist von fast schon panikartigen Schlagzeilen bestimmt. "Bloß raus aus Gold", so lautet der Medientenor.

Panik bestimmt das Geschehen bei Gold und Silber derzeit

Ist das der "finale Selloff"? Fast scheint es so, hohes Volumen kennzeichnet die laufende Verkaufswelle, alles wird auf den Markt geschmissen, was irgendwie nach Edelmetall aussieht, die Aktienkurse großer wie kleiner Konzerne stürzen ab. Beispiele gefällig? Barrick Gold beendete den Handel gestern an der US-Börse erneut mit mehr als 4 Prozent Kursverlust, schon Tags zuvor ging es um mehr als 5 Prozent nach unten und das waren nur die letzten Abwärtsimpulse. Seit dem 13. August ist der Barrick-Aktienkurs von 19,36 Dollar auf bis zu 12,20 Dollar zusammen geprügelt worden. Satte 13,5 Prozent verlor gestern der Aktienkurs von Goldcorp, der seit Mitte August von 29,65 Dollar auf 18,50 Dollar eingebrochen ist. Agnico-Eagle Mines ist auf dem besten Weg, sich seit Ende Juli im Wert zu halbieren.

Allein ist offen, wohin der Markt den Goldpreis noch treiben wird. Panik, wie sie derzeit herrscht, ist allerdings selten ein guter Ratgeber. Das hat zum einen simple börsentechnische Faktoren: In solchen Marktsituationen verstärken Shortengagements den Abwärtsdruck – werden diese wieder geschlossen, ermäßigt sich der Verkaufsdruck deutlich und Käufe setzen ein. Allein das kann schon eine Verkaufswelle stoppen und eine Trendwende hervor bringen. In der Presse ist dann gerne von "technischer Gegenbewegung" oder "Pullback" die Rede. In Situationen wie dieser sind auch "Bärenfallen" keine Seltenheit. Sollte der Goldpreis sich kurzfristig wieder oberhalb von 1.180/1.183 Dollar etablieren, würden wir die nächste dieser Bärenfallen sehen – meist starke Umkehrformationen.

Blick auf Fundamentaldaten kommt aus der Mode

Was am Markt derzeit völlig aus der Mode gekommen ist, ist der Blick auf Fundamentaldaten. Ein Beispiel: Bei aktuellen Goldpreisen sind schlicht viele Bergwerke von den Unternehmen nicht mehr rentabel zu betreiben, geschweige denn dass Geld für die Entdeckung und Erschließung neuer Vorkommen herein kommt. Dass dies kein Dauerzustand sein kann, ohne dass die Produktionsmenge drastisch fällt, sollte jedem einigermaßen wirtschaftlich interessierten Anleger einleuchten.

Das Fazit: Derzeit beherrscht die Gold- und Silbermärkte zwar die blanke Panik, doch die Zeiten werden sich auch wieder ändern.