China: Spekulationen über hohe Ölkäufe – alles für die nationale Sicherheit?

China: Spekulationen über hohe Ölkäufe – alles für die nationale Sicherheit? xtock - Fotolia / Xtock

Der Ölpreis gibt immer mehr nach. In den letzten fünf Monaten liegt das Minus bei rund 25 Prozent. Die eigentlich zu erwartende Dynamik, dass der Preis aufgrund des herannahenden Winters steigt, scheint 2014 nicht zu funktionieren. Stattdessen gehen immer mehr Experten davon aus, dass der Preis auch in den kommenden Monaten weiter sinken oder zumindest stabil bleiben wird. Die konjunkturellen Dellen sorgen dafür, dass die Nachfrage nicht unendlich stark zulegt. Außerdem erhöhen vor allem die USA mit ihren neuen Förderquellen das Angebot am Markt. Die dortige Öl-Produktion liegt fast auf einem 30-Jahres-Hoch. Bei Goldman Sachs glaubt man daher, dass es bis ins zweite Quartal 2015 mit dem Ölpreis weiter abwärts gehen könnte. 80 Dollar je Barrel halten die Experten inzwischen für eine realistische Größe. Bisher gingen die Experten von 95 Dollar je Barrel aus.

Verbraucher freuen sich über die günstigen Tank- und Heizmöglichkeiten. Doch auch Staaten nutzen die günstige Gelegenheit, um ihre Lager aufzufüllen. Die Internationale Energieagentur (IEA) empfiehlt beispielsweise, dass Regierungen einen strategischen Ölvorrat für 90 Tage vorhalten sollen. So könne man auf Krisen oder Lieferengpässe reagieren.

Vom 90-Tage-Öl-Vorrat weit entfernt

China, der weltweit zweitgrößte Ölkonsument nach den USA, ist von diesen Empfehlungen bisher weit entfernt. Experten schätzen, dass die Vorräte in den staatlichen Lagertanks nur für knapp 30 Tage ausreichen. Bis Ende 2020 will man aber Reserven aufgebaut haben, die für 100 Tage reichen. Dafür wären etwa 680 Millionen Barrel notwendig. Ende 2013 lagen die Lagerkapazitäten aber nur bei rund 140 Millionen Barrel. Hier muss somit noch einiges getan werden. Zum Vergleich: CNOOC, der größte Offshore-Förderer von Öl und Gas im Land, kommt im dritten Quartal auf ein Fördervolumen von 103 Millionen Barrel Öläquivalent. Mehr als die Hälfte seine Ölbedarfs muss China einführen – unabhängig von irgendwelchen Notfalllagern.

Rekordbestellung in Arabien

Auf jeden Fall nutzt China die derzeit günstigen Ölpreise, um am Weltmarkt aktiv zu werden. China National United Oil (Chinaoil) hat im Oktober je nach Quelle 36 oder 40 Schiffsladungen Öl gekauft. Eine Schiffsladung umfasst rund 500.000 Barrel Öl. Somit liegt das Ordervolumen bei 18 bis 20 Millionen Barrel Öl. Das ist der größte bisher je bekannt gewordenen Kauf des Landes.

Anscheinend will man von den günstigen Preisen profitieren. Erworben wurde das Öl in den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie im Oman. Wie bemerkenswert die Bestellung ist, lässt sich an den bisherigen Jahresstatistiken feststellen. Im Sommer hat China im Schnitt drei Schiffsladungen erworben, im April gab es eine Bestellung über 16 Ladungen.

Ob die aktuellen Ladungen wirklich in den nationalen Sicherheitsspeichern landen werden oder am chinesischen Markt genutzt werden, ist unklar. Experten streiten darüber. Die Lieferungen werden China im Januar erreichen, dann ist in großen Teilen des Landes tiefer Winter, entsprechend viel Öl wird benötigt werden. Um aber dem Ziel der 90-Tage-Reserve nahezukommen, muss China verstärkt in seine Lager investieren. Das kann dem angeschlagenen Ölpreis zumindest eine gewisse Stütze geben.