Kolumne von Thomas Rausch

Wann kommt die nächste Rohstoff-Rallye?

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

die aktuelle Situation ist äußerst interessant. Ich glaube, die Rohstoffe stehen kurz vor dem wichtigsten Augenblick des gesamten Jahres. Und nicht nur die!

Es gibt immer viele Faktoren, die auf die Preisbildung bei Rohstoffen wirken. Aber kein Faktor scheint mir im Moment so dominant zu sein, wie der US-Dollar.

Diese Vermutung wird gestützt durch den unmittelbaren Vergleich der Chartverläufe des US-Dollar-Index mit dem für Brent Rohöl. Der Dollar-Index könnte in der vergangenen Woche eine bullishe Flagge vollendet und damit ein neues Kaufsignal generiert habe.

Umgekehrt hat sich beim Brent Öl eine bearishe Flagge gebildet, die allerdings noch nicht nach unten hin aufgelöst wurde.

Die Gretchenfrage für Anleger ist jetzt aus meiner Sicht: Wohin wird sich der Dollar kurzfristig entwickeln? Bildet er ein neues Jahreshoch oder läuft er gar in den Bereich von 92 Punkten? Dann dürfte der Ölpreis vermutlich weiter einbrechen?

Oder fällt der Dollar-Index wieder zurück, sendet das Signal eines Fehlausbruchs und damit ein Verkaufssignal aus? Dann dürfte sich bei den Rohstoffen ein Boden vollenden und ein kräftiger Rebound einsetzen, von dem Rohstoffaktien besonders stark profitieren sollten.

Konjunktur schwach, Dollar stark?

Der heute veröffentlichte ifo-Index ist zum sechsten Mal in Folge gefallen. Das ist nicht nur ein Signal dafür, dass sich die Konjunktur in der Euro-Zone abkühlt, sondern auch für eine Eintrübung der Weltkonjunktur. Dem wird sich auch die US-Wirtschaft nicht entziehen können.

Ich sehe keinen Grund, warum der Dollar weiter steigen sollte. Ein Grund für den starken Dollar ist die erwartete Zinswende, die das Fed für Mitte 2015 plant. Doch die US-Wirtschaft ist zunehmend auch vom Export abhängig. Ein starker Dollar bei gleichzeitigem Rückgang der globalen Nachfrage nach US-Gütern wirkt sich negativ auf die US-Konjunktur aus. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine baldige Zinswende und ein Motor der Dollar-Rallye fällt aus.

Ein weiterer Faktor, der den Dollar stärkt, ist das tendenziell sinkende Handelsbilanzdefizit der USA. Konkret: Im August stiegen die Exporte um 0,2 Prozent auf 198,46 Milliarden Dollar, während die Importe um 0,1 Prozent auf 238,57 Milliarden Dollar etwas langsamer zulegten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Ausfuhren um 4,1 Prozent und die Einfuhren um 3,7 Prozent höher. Erhält die Exportwirtschaft aber aufgrund der nachlassenden globalen Nachfrage einen Dämpfer, würde sich das Handelsbilanzdefizit wieder vergrößern und damit der Dollar fallen.

Ich könnte mir nach wie vor vorstellen, dass der Dollar noch bis kurz nach den Halbzeitwahlen strak bleibt. Im Moment herrscht Wahlkampfstimmung. So wie vor den Wahlen in der Euro-Zone sieht die wirtschaftliche Zukunft noch rosig aus. Vermutlich erst nach den Wahlen wird sich die US-Regierung öffentlich Gedanken über die ungewisse Zukunft der US-Wirtschaft machen und erneut Interventionen, u.a. gegen den Dollar, beschließen.

Wenn das geschehen sollte, dürfte sich gerade der Ölpreis, aber auch andere Rohstoffpreise, erholen. Bei Brent rechne ich mit einer Erholung bis auf US$100 je Fass und anschließend mit ei

ner Konsolidierungsphase zwischen US$90 und US$100. Aus diesem Grund feile ich gerade an einer Watch-List für meine Premium-Leser, in der ich den Schwerpunkt auf Ölaktien lege. Dabei versuche ich bei jedem Wert ein ausgewogenes Chance-Risikoverhältnis zu finden.

  • Wie stark wachsen die Projekte und Fördermengen?
  • Wie hoch sind die Produktionskosten?
  • Wie hoch sind die Kreditfinanzierungen bzw. die Anfälligkeiten für Zinsänderungen?
  • Wie stark ist das jeweilige Portfolio diversifiziert?
  • Und wie ist der aktuelle Chartverlauf?

Ich habe Aktien gefunden, deren Chartverläufe sich völlig vom Ölpreistrend abgekoppelt haben und die schon seit Monaten sehr stark sind. Es gibt aber auch Aktien von größeren Unternehmen, die mit der aktuellen Ölpreisentwicklung 1:1 gefallen sind. Beide Gruppen von Aktien, die totalen Outperformer ebenso wie die Marketperformer, bieten m.E. gerade jetzt besonders große Chancen.

Ihr Thomas Rausch