Kolumne von Hannes Huster

Anzeichen für wichtige Richtungsänderungen in vielen Sektoren

Heute wollen wir uns einige wichtige Märkte genauer ansehen, denn es gibt Anzeichen für wichtige Richtungsänderungen. Zusammengefasst haben wir in den letzten drei bis vier Wochen folgendes Szenario gesehen. Die Marktteilnehmer erwarten:

  • straffere Geldpolitik der FED
  • steigende Zinsen
  • höhere Wirtschaftswachstum in den USA
  • weiter steigende Aktienmärkte
  • eine niedrige Inflation
  • einen steigenden USD aufgrund obiger Annahmen

Diese Punkte will ich heute abarbeiten und einem kleinen Realitätscheck unterziehen. Dies ist wichtig um zu bestimmen, ob wir richtig liegen oder das Gros der Anleger.

Annahmen ünd Realität

Die FED reduziert die monatlichen Anleihekäufe des QE-Programms und diese wird voraussichtlich im nächsten Monat enden. Das ist zunächst Fakt. Allerdings ist diese Wahrnehmung nicht ganz richtig. Die FED hat zwar QE reduziert und wird es voraussichtlich bald einstellen, jedoch pumpt die US-Zentralbank weiterhin Geld in den Markt. Dies ist ganz einfach an der Bilanz der FED zu erkennen. Auch mit dem Ende von QE1 und QE2 sah man keine wirkliche Kontraktion der Bilanz, sondern ein Verharren auf hohen Niveau:

Quelle: www.mdbriefing.com

Sie sehen schön, wie stark sich die Bilanz der FED seit 2008 ausgeweitet und wie sich dieser Prozess mit QE3 massiv beschleunigt hat. Wir haben aktuell also weiterhin eine expansive Geldpolitik der FED, auch wenn der Markt dies nicht derart wahrnimmt.

Interessant ist, dass die Märkte schon seit 2012 steigende Zinsen im Hinterkopf haben. Dies liegt daran, dass die FED seit über 2 Jahren von möglichen steigenden Zinsen spricht, aber diese bislang nicht angehoben hat. Die folgende Grafik zeigt meiner Meinung nach am besten die Divergenz, die wir seit Monaten im Markt haben:

Nach der jüngsten FED-Sitzung hat der Markt nochmals verstärkt auf steigende Zinsen gesetzt. Nachfolgend einen Überblick zu den wichtigsten Laufzeiten.

5-Jahre Bond: Möglicher Fehlausbruch

Quelle: www.stockcharts.com

10-Jahre Bond: Möglicher Fehlausbruch

Quelle: www.stockcharts.com

30-Jahre Bond: Möglicher Fehlausbruch

Quelle: www.stockcharts.com

Wir sehen in allen wichtigen Laufzeiten einen starken Anstieg der Renditen von Anfang September bis vor einigen Tagen. Doch alle konnten das vermeintliche Ausbruchsniveau nicht halten und sind wieder zurückgefallen!

"Bond-King" sieht keine steigenden Zinsen

Spannend finde ich hierzu die jüngste Meldung vom "Bond-King" Jeffrey Gundlach. Gundlachs Worte haben Gewicht im Markt und deshalb hat er auch den Spitznamen "Bond-King". Er will einen neuen Anleihefonds auflegen, bei dem er auf Anleihen mit Laufzeiten von mindestens 10 Jahren setzt. Nun darf man die Frage stellen, warum einer der bekanntesten Kenner der Branche dies tun will, wenn doch die Zinsen steigen?

Seine Annahme ist: "As recently as last week, Gundlach told reporters that he doesn’t see significant interest rate increases in the short-term and expects the 10-year Treasury note’s yield to range between 2.20 percent and 2.80 through the year."

Er sieht kurzfristig keine deutlichen Zinssteigerungen und erwartet die Rendite für die 10-jährigen US-Staatsanleihen zwischen 2,20% und 2,80% (aktuell 2,53%).

Zwischenfazit

Der Markt könnte von den Aussagen Yellen´s auf die falsche Fährte gelockt worden sein. Sie wissen, dass ich davon ausgehe, dass jede Zinserhöhung im jetzigen Stadium Gift für die US-Wirtschaft wäre und den kleinen, teuer gekauften Pflänzling, sofort ersäufen würde!

Mit der Erwartung der steigenden Zinsen zog auch der US-Dollar an. Dies ist einfach so zu erklären, dass das Zinsniveau in den USA gestiegen ist und höher ist, als in Japan oder in Europa. So wanderte Geld in die USA, was zu einer Stärkung des US-Dollars führte.

Wenn nun aber die Zinsen gar nicht steigen bzw. deutlich schwächer als erwartet, dann würde sich der neu aufgelegte Carry-Trade (Schulden aufnehmen im Euro und das Geld dann höher verzinst in den USA anlegen) nicht wirklich rechnen.

Der US-Dollar wurde massiv nach oben katapultiert, schein nun aber etwas an Fahrt zu verlieren:

Quelle: www.stockcharts.com

Quelle: www.stockcharts.com

Mit dem starken US-Dollar wurde der Euro nach unten gedrückt, noch stärker erwischte es den japanischen Yen. Beides zusammengenommen hat den Goldpreis stark belastet. Eine mögliche Trendwende bei den Zinsen, könnte den US-Dollar schwächen, was wiederum gut für Gold wäre.

Klare Signale für Aktienmärkte

Kommen wir nun noch zu den Aktienmärkten. Für mich sind die Anzeichen für eine Überhitzung eindeutig. Wir haben Börsengänge, die von der Bewertungsseite her schwer nachzuvollziehen sind. Dann haben wir in dieser Woche noch zwei große Übernahmen gesehen, die für mich klare Warnsignale sind.

SIEMENS will in das US-Fracking-Geschäft einsteigen und plant die 6 Milliarden Euro teure Übernahme von DRESSER-RAND. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, doch derartige Übernahmen von deutschen Unternehmen, noch dazu in fremden Branchen, sind klare Warnsignale. Es ist die Gier und die Angst, die ein Top-Unternehmen wie Siemens zu solchen Übernahmen veranlasst. Man ist gierig und will bei dem Fracking-Boom dabei sein und man hat Angst, das große Geld in dem Sektor anderen zu überlassen. Auch HOECHST hat sich zu einer teuren Übernahme hinreißen lassen.

Dies erinnert mich zu sehr an die heiße Phase der Aktienmärkte 1998 – 2000. Auch damals suchten deutsche Traditionsfirmen den Einstieg in fremde Branchen oder ein Sprungbrett in den USA … leider zu 90% ohne Erfolg.

Silicon-Valley Insider warnen!

Sie müssen nicht mir glauben, deshalb zeige ich Ihnen (wie im Fall der Anleihen/Renditen) gerne Meinungen auf die ich Wert lege. Zuletzt warnten einige der bekanntesten Silicon-Valley Insider und Finanziers über den Zustand der High-Tech-Branche, auch wenn sie sich damit Feinde gemacht haben.

Einen super Artikel mit vielen Meinungen von den Stars der Branche finden Sie unter folgendem Link: http://online.wsj.com/articles/startup-risk-bill-gurleys-warning-triggers-debate-in-silicon-valley-1410900716

Eine Aussage, die mir besonders gut gefällt:

George Zachary, Charles River Ventures, Menlo Park

It reminds me of 2000, when investment capital was flooding into startups and flooded a lot of marginal companies. If 2000 was a bubble factor of 10, we are at an 8 to 9 in my opinion right now.

Wenn wir die Blase im Jahr 2000 mit einer 10 einstufen, dann sind wir aktuell nach der Meinung von George Zachary bei einer 8 oder 9!

Sind Privatanleger wirklich nicht dabei?

Als Gegenargument für eine Überhitzung wird oft gebracht, dass die "Hausfrauen-Hausse" noch nicht eingesetzt hat. Viele von uns denken an 1997 – 2000 zurück, als jeder mindestens fünf Depots hatte, um die Zuteilungschancen bei Neuemissionen zu erhöhen und am Stammtisch über AIXTRON, SOFTBANK und HIKARI TSUSHIN diskutiert wurde.

Doch diese Zeiten werden wir in Deutschland nicht mehr sehen. Wir sind keine Aktionäre. Der Hype 2000 war ein Versuch, doch 90% aller neuen Aktionäre scheiterten und mussten große Verluste einfahren. Diese Anleger werden nicht zurückkommen, wir sind keine Aktiennation. Anders sieht es aber über dem großen Teich aus. Dort hat die Aktienquote der privaten Haushalte den höchsten Stand seit 2000 erreicht!

Sie sehen in der Grafik, das die US-Haushalte im 2. Quartal so stark in Aktien investiert waren, wie schon seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Die Spitzen liegen noch etwas entfernt, doch mit 35% der Anlage in Aktien zeigt sich, dass die Privatleute dabei sind! Sie sehen leider auch, was mit dem Markt passiert ist, wenn die Privatanleger die Aktienquote derart stark nach oben geschraubt haben, es kam ein Crash!

Dark-Pools

Ein weiteres Problem ist, dass die Umsätze an den US-Börsen seit Jahren rückläufig sind. Zumindest, die Umsätze, die wir als Normalsterbliche sehen.

Quelle: www.stockcharts.com

Allerdings entspricht das, was wir sehen, nicht der Realität. Seit der Öffnung der Börsen für die Privatwirtschaft wurden zig neue private Börsen eröffnet, über die große Teile der Geschäfte abgewickelt werden.

Viel heftiger sind noch die DARK-POOLS der Großbanken. Jede Großbank, sei es GOLDMAN SACHS, JP MORGAN, CREDIT SUISSE, DEUTSCHE BANK usw. hat ihren eigenen DARK-POOL. Ein DARK-POOL ist wie ein interner Handelsplatz zu sehen, auf welchen nur privilegierten Anleger Zugriff haben. Was sich dort hinter verschlossenen Türen abspielt, weiß keine, außer den Banken selbst.

Diese Bücher müssen Sie lesen

Dank eines freundlichen Tipps eines Lesers (DANKE) bin ich auf das Buch FLASH-BOYS von Michael Lewis gestoßen. Ich kann Ihnen dieses spannende Buch nur empfehlen! Sie werden in keiner anderen Lektüre einen derart klaren Einblick in die Machenschaften der WALL-STREET erhalten.

Sie können das Buch in der deutschen Fassung bei AMAZON kaufen: FLASH BOYS – REVOLTE AN DER WALL-STREET.

Wer noch einen spannenden Einblick in die Euro-Krise, die Auslöser und die Entwicklungen in den einzelnen Ländern haben möchte, dem empfehle ich BOOMERANG – Europas harte Landung, ebenfalls von Michael Lewis.

Sie finden in diesem Buch die spannendsten, erschreckendsten und aufschlussreichsten Geschichten zum Thema Euro-Krise und es wird haargenau auf spannende Weise beschrieben, wie die irischen Banken das Land in den Ruin getrieben haben, warum isländische Fischer zu Star-Bankern aufgestiegen sind und wie es in Griechenland wirklich aussieht.

Doch zurück zum Thema.

Wir sehen also immer nur einen Bruchteil dessen, was wirklich abläuft. Fakt ist, dass die Privatanleger massiv im Aktienmarkt engagiert sind, auch wenn wir das in Europa, insbesondere in Deutschland, nicht in vollem Ausmaß zu spüren bekommen.

Fazit

Gold und Silber sind unter Druck gekommen, da der Markt die FED beim Wort genommen hat. Die Frage aller Fragen ist, kann sich die FED das wirklich erlauben?

Ohne eine deutlich anziehende Inflation wird es keine Zinserhöhung geben. Das ist Fakt und von der FED bestätigt. Es muss also mehr "getan" werden, anstatt weniger.

Das weiß auch die FED. Sie muss nur von Zeit zu Zeit den Markt darauf hinweisen, dass die Zinsen auch steigen könnten. Dies ist eine reine Vorsichtsmaßnahme.

In der Realität weitet die FED und die Bank of Japan ihre Bilanzen täglich weiter aus. Die EZB wird sehr bald in dieses Boot steigen, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren eher einen Konsolidierungskurs gefahren hat.

Denken Sie immer daran, dass mit dem gewaltigen Gelddrucken keine Probleme gelöst wurden. Sie wurden nur nach hinten verschoben! Das Mini-Wachstum in den USA wurde mit Milliarden gekauft und die FED weiß ganz genau, dass sie in einem Teufelskreis gefangen ist. Jeder Zinsschritt könnte das bisher erreichte zunichtemachen. Die zuletzt gesehen Abkühlung am US-Immobilienmarkt sind bereits deutliche Warnsignale!