Kolumne von Thomas Rausch

Darum ist Gold (noch) völlig out

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

wie erwartet zeigt sich das Fed besorgt über den starken US-Dollar, der gegenwärtig an der oberen Begrenzung seiner seit 2012 bestehenden Handelsspanne notiert. Schließt er über 85 Punkten, käme das einem weiteren Kaufsignal gleich.

usd 23.09.2013 BE

Gestern warnte William Dudley, der Vizevorsitzende des Fed, vor einem rasanten Dollaranstieg, der negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben könne. Es bestehe die Gefahr, dass es dem Fed schwerer fallen könnte, durch seine Geldpolitik die Arbeitslosenquote weiter zu senken und sein Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen. Um weitere Arbeitsplätze schaffen zu können, müsse die US-Wirtschaft "etwas heißlaufen".

Besteht also akute Gefahr für den Dollar? Dudley meint, der starke Dollar werde erst dann zum Problem, wenn das Fed damit beginne, die Zinsen zu erhöhen, denn dadurch werde der Greenback traditionell gestärkt.

Wird das Fed also die Zinsen nicht wie erwartet Mitte 2015 erhöhen? Dudley betont, man solle in naher Zukunft keine Veränderung der Kommunikationsstrategie des Fed erwarten. Mit anderen Worten, das Fed bleibt auf Kurs.

Wenn das tatsächlich so ist, dann dürfte sich in den nächsten Monaten der Zinsspread z.B. zwischen dem Euro-Raum und Japan weiter aufspreizen. Dann würde es immer attraktiver werden, Kredite zu fast 0 Prozent in Japan oder der Euro-Zone aufzunehmen und im Dollar-Raum anzulegen. Diese Carry Trades würden die relative Stärke des US-Dollar noch weiter beflügeln.

Manche mögen´s heiß

Aber die Carry Trades haben für die USA auch Vorteile. Die Anleger kaufen mit dem billigen Geld z.B. auch US-Staatsanleihen, die immer noch eine höhere Rendite abwerfen als vergleichbare Anleihen in Europa und Japan. Das drückt auf die US-Zinsen. Außerdem sorgt der starke Dollar für fallende Rohstoffpreise, die wiederum einen positiven Effekt für das Wirtschaftswachstum haben können.

US_anleihen 23.09.2014

Der gravierende Nachteil ist z.B., dass die Kurse für US-Anleihen weiter steigen, obwohl sich hier bereits die Mutter aller Spekulationsblasen gebildet hat. Aber je sicherer die Marktteilnehmer über die zukünftige Geldpolitik sein können – und die EZB, die Bank of Japan und das Fed tun alles dafür, dass sich die Anleger sicher fühlen -, desto höhere Risiken gehen die Anleger ein und wählen den größtmöglichen Kredithebel. In diesem Spiel sind die Profite der Anleger enorm. Steigt der Wert des Dollars auch nur um einen Prozent, kann sich der Wert eines entsprechend gehebelten Carry Trades verdoppeln. Was macht man als geübter Zocker mit dem Gewinn? Man diversifiziert ihn und setzt z.B. auch auf Aktien.

Diese globale Gelddruckmaschine ist aufgrund der enormen Kredithebel und der extremen Vernetzung der Investments natürlich höchst instabil. Dollars, Yens und Euros fließen zum Teil auch in Schwellenländer, die höhere Zinsen bieten. Allein diese Carry Trades haben bereits ein Volumen von US$2 Billionen erreicht. Geriete ein Schwellenland in Schieflage, bräche das Kartenhaus so wie 1997 und 1998 zusammen.

Wer jetzt Gold kauft, muss verrückt sein

Stellen Sie sich vor, Sie können per Tastendruck Kredite zu fast null Prozent aufnehmen, das Geld investieren und damit in kürzester Zeit riesige Profite erzielen. Selbst als studierter Volkswirtschaftler und Finanzexperte brauchen sie kein schlechtes Gewissen zu haben, denn die Notenbanker stehen milde lächelnd hinter ihnen: "Nimm, es ist genügend Geld da!"

Läuft ein Carry Trade glatt, kann er seinen Wert in wenigen Tagen verdoppeln. Wenn Gold gut läuft, steigt sein Wert innerhalb von vier Wochen um 6 bis 8 Prozent. Gold ist absolut out!

Ja, bis die Carry Trades aufgelöst werden und sich die Effekte umkehren! Das Fed will die Zinsen im nächsten Jahr anheben und es will nicht, dass der Dollar dann weiter steigt. Also wird das Fed am Devisenmarkt intervenieren müssen. Wenn Herr Dudley schon jetzt die Sorgenfalten auf seiner sehr hohen Stirn zeigt, dann könnte das der erste Schritt einer Intervention gegen den Dollar sein. Sollte der Dollar in den nächsten Tagen und Wochen fallen und nachhaltig am Widerstand bei 85 Punkten scheitern, würde das den Goldpreis stützen. Würden die Carry-Trader auf dem falschen Fuß erwischt, würde so manches Kartenhaus auf dem globalen Finanzmarkt zusammenstürzen. In diesem Szenario würde der Goldpreis vermutlich sogar explodieren. Und dann ist Gold wieder absolut in!

Gold 23.09.2014

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.