Gold: Die Nachfrage normalisiert sich
Die Zahlen zur Goldnachfrage, die der World Gold Council veröffentlicht hat, suggerieren auf den ersten Blick Probleme bei der Goldnachfrage. Im zweiten Quartal 2014 ging die Nachfrage nach dem Edelmetall um satte 16 Prozent auf 964 Tonnen zurück, in Geldwert liegt das Minus sogar bei 24 Prozent – die Preise für die Feinunze Gold befanden sich im vergangenen Quartal eine Etage tiefer als im Vorjahreszeitraum.
Doch der zweite Blick auf die Zahlen zeigt, dass sich am Goldmarkt die Lage bei der Nachfrage eher normalisiert als in Problemzonen abrutscht. Der Markt kehre zu langfristigen fundamentalen Kerntrends zurück, sagt Goldexperte Alistair Hewitt vom World Gold Council. Das mögen Gold-Bären angesichts des Rückgangs anders sehen, doch die Zahlen sprechen für die Darstellung der Gold-Lobbyorganisation.
Bei Gold-Münzen und Gold-Schmuck war 2013 außergewöhnlich
Es war 2013 unter anderem ein beispielloser Nachfrageboom nach Edelmetallmünzen, der die Zahlen in die Höhe trieb. Die Käufe von Gold- und auch Silbermünzen waren so enorm hoch, dass die Münzprägeanstalten die Lagerbestände gar nicht so schnell wieder auffüllen konnten und den Verkauf einiger Münzen zwischenzeitlich einstellen mussten. Der Hype hat sich deutlich gelegt. Im zweiten Quartal 2014 habe die Nachfrage nach Barren und Münzen bei 275 Tonnen gelegen, satte 56 Prozent unter dem Vorjahresvolumen, so der World Gold Council.
Auch die Schmucknachfrage, die rund die Hälfte der globalen Goldnachfrage ausmacht, ist gegenüber dem Boom aus dem Jahr 2013 signifikant gefallen. Das Minus wird mit 30 Prozent auf 510 Tonnen beziffert. Doch die Zahl relativiert sich ebenfalls, wenn man auf das Jahr 2012 blickt: Die Nachfrage im zweiten Quartal 2014 lag immer noch 11 Prozent höher als im zweiten Quartal 2012. Auch hier zeigt sich: Das vergangene Jahr war in einigen Bereichen bei der Goldnachfrage ein Ausnahmejahr.
Notenbanken steigern ihre Goldkäufe weiter
Andere Nachfragefaktoren im Goldmarkt haben sich dagegen solide entwickelt. So befinden sich die Zentralbanken als Gesamtheit weiter auf der Käuferseite. Ihre Nachfrage im zweiten Quartal 2014 fällt mit 118 Tonnen ins Gewicht, ein Plus von 28 Prozent. Seit mehr als vier Jahren sind die Notenbanken damit Nettokäufer des Edelmetalls.
Entgegengesetzt zur rückläufigen Nachfrage hat sich das Goldangebot im zweiten Quartal deutlich erhöht. Der Bericht des World Gold Council weist ein Plus von 10 Prozent auf 1.078 Tonnen aus. Neue Goldminen vor allem in der Dominikanischen Republik und Kanada, die in Betrieb gegangen sind, haben für einen Zuwachs von 4 Prozent bei der Goldförderung gesorgt. Der World Gold Council sieht in dem Anstieg allerdings einen möglichen Gipfel, in den kommenden vier bis sechs Quartalen könnte sich das Minenangebot auf dem erhöhten Niveau stabil entwickeln.