Kolumne von Thomas Rausch

Der DAX steht am Abgrund

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

die Abwärtsdynamik im DAX ist beachtlich. Einen Sturz innerhalb von fünf Wochen um 11 Prozent von 10.000 Punkten auf heute 8.900 Punkte kann man schon als scharfe Korrektur bezeichnen. Aber Panik herrscht deswegen noch nicht, denn der Rückschlag erfolgte bisher in charttechnisch geordneten Bahnen.

Heute diskutiert der Markt die entscheidende Unterstützung bei ca. 8.900 Punkten. Es ist sogar sehr gut möglich, dass diese Marke heute kurzfristig deutlich unterschritten wird, weil die Bären versuchen werden, unterhalb von 8.900 Punkten StoppLoss-Order auszulösen. Dann muss es sich zeigen: Wird der DAX zu einer größeren technischen Gegenreaktion ausholen und in der nächsten Woche bis auf 9.200 oder gar 9.400 Punkte steigen? Oder setzt unterhalb von 8.900 Punkten ein anhaltender Ausverkauf ein, der DAX zunächst bis auf 8.200 Punkte einbrechen lässt?

Die Eskalation der Ukraine-Krise und die geplanten Luftangriffe der USA im Irak sind zwei extreme Unsicherheitsfaktoren, die weitreichende Konsequenzen sowohl für die Weltkonjunktur als auch für die Finanzmärkte haben können.

Der Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen ist Gift für die Konjunktur der Euro-Zone, die dringend auf Wachstum angewiesen ist, um ihr marodes Finanzsystem vor dem Crash zu bewahren.

Wie akut diese Gefahr ist, zeigen z.B. die massiven Einbrüche der Börsen in Portugal und Griechenland. Im Sommer 2012 hatte Draghis "Whaterver it takes" die Finanzmärkte beruhigt und nicht nur bei den Kursen der Anleihen, sondern auch an den Aktienmärkten eine massive Rallye ausgelöst

Doch der Aufwärtstrend der Aktien ist gebrochen. Gleichzeitig steigt der Euro Bund Future von Hoch zu Hoch und steht kurz vor der von mir im Dezember prognostizierten Marke bei 150 Punkten. Die Signale stehen auf Rezession in der Euro-Zone. Auch in Deutschland! Verlieren die Anleger das Vertrauen in die angebliche Allmacht der EZB?

Noch wurden im S&P 500 und in der NASDAQ die 200-Tagelinien nicht getestet. Noch könnte man den Eindruck gewinnen, die USA bleiben weitestgehend unbeeinflusst von den Problemen Europas.

Doch es ist vollkommen offen, in welcher Weise ein Eingreifen der USA im Irak eskalieren könnte. Aber ein steigender Ölpreis, der auf eine ohnehin fragile Konjunkturlage trifft, wäre das ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die Börsen.

Aus übergeordneter Sicht befinden sich der Dax und die Wall Street-Indizes noch in einem mächtigen Bullenmarkt. Die Eskalation der Ukraine-Krise und ein militärisches Eingreifen der USA im Irak sind keine Überraschungen für den Markt. Bisher sind sie lediglich ein Auslöser für eine kleinere Korrektur, die ohnehin überfällig war. Entsprechend ist der Goldpreis bisher noch nicht signifikant angesprungen. Doch die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten im Juli erstmals wieder seit März Nettozuflüsse, die den Goldpreis trotz des starken Dollar stabilisiert haben.

Aber der Trend am Aktienmarkt kann jetzt jederzeit drehen. Und dann wird es vermutlich zu einer sehr heftigen Korrektur kommen. Wenn Sie sich dann entsprechend mit Optionsscheinen oder Zertifikaten positionieren, wird das eine goldene zweite Jahreshälfte für Sie!

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.