Kolumne von Florian Grummes

pro aurum-Chartanalyse: Silber - Schwächere Kurse im August zum Einstieg nutzen

Obwohl der Silberpreis seit meiner letzten Analyse im Umfeld der Pleite des portugiesischen Finanzkonzerns "Espírito Santo" zwischenzeitlich noch ein Hoch bei 21,63US$ erzielen konnte, wurde meine Erwartung schwächerer Kurse letztlich doch bestätigt. In den vergangenen beiden Wochen fiel Silber deutlich bis an die genannte Unterstützung bei 20,35US$. Ausgehend von der 200-Tagelinie (20,32US$) läuft nun seit Donnerstag letzter Woche eine zaghafte Erholung.

Übergeordnet hat sich auf dem Monatschart nicht viel verändert. Der Silberpreis bewegt sich hier weiter in die Spitze eines groß angelegten Dreiecks, bestehend aus dem 12jährigen Aufwärtstrend sowie dem dreijährigen Abwärtstrend, hinein. Demnach könnte Silber auch noch einmal bis auf etwa 17,50US$ korrigieren, ohne dabei den Aufwärtstrend zu verletzten. Gleichzeitig würden Kursanstiege über 22,55US$ das Ende der Korrektur bedeuten. Der Blick auf die drei Indikatoren macht schnell klar, dass sich der langfristige Aufwärtstrend mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mittelfristig wieder durchsetzen wird können, denn sowohl der "MACD" als auch die "Stochastik" bewegen sich am untersten Ende ihrer Spanne. Das Kaufsignal beim "MACD" rückt zudem immer näher.

Der Wochenchart zeigt den immer noch intakten Abwärtstrendkanal an. Gut zu erkennen ist die Tatsache, dass Silber letztlich seit dem Juli 2013 seitwärts läuft, wobei immer tiefere Hochs erzielt wurden, während der Bereich um 18,70US$ eine sehr solide Unterstützung lieferte. Gleichzeitig hängt Silber nun schon seit einigen Wochen an einer Parallellinie zum Abwärtstrend. Gelingt es, sich von dieser nachhaltig nach oben abzusetzen, dürfte ein schneller Kursanstieg bis ca. 22,50US$ möglich werden. Ein Rückfall unter diese Parallellinie hingegen könnte einen erneuten Test der Marke von 18,70US$ nach sich ziehen. Das Bollinger Band (oben 21,61US$, unten 18,53US$) läuft seitwärts. Der "MACD" wartet mit einem intakten Kaufsignal auf, während die Stochastik kürzlich ein Verkaufssignal generiert hat und zudem klar überkaufte Werte meldet. Der "RSI" bewegt sich in neutralem Gebiet, wobei hier ein Aufwärtstrend vorliegt und die letzten Preistiefs nicht mehr bestätigt wurden.

Auf dem Tageschart hat sich in den letzten Wochen ein bisher überschaubarer Abwärtstrend gebildet. Die 200-Tagelinie (20,32US$) sowie die steigenden 50-Tagelinie (20,19US$) laufen unterhalb des aktuellen Preisgeschehens und liefern bei weiteren Rücksetzern erste Unterstützung. Ebenso liegt das untere Bollinger Band (20,51US$) in diesem Bereich. Ausgehend vom Tief Anfang Juni bei 18,61US$ und dem kürzlich erreichten Top bei 21,63US$ wurden bis jetzt weder das 50%-Retracement (20,12US$) noch das 61,8%-Retracement (19,76US$) erreicht. Beides wäre nach so einem steilen Anstieg eigentlich typisch und vor allem gesund. Während beim MACD ein Verkaufssignal aktiv ist, hat sich die überkaufte Lage beim RSI vollständig abgebaut. Die Stochastik bewegt sich in überverkauftem Terrain, scheint aber noch tiefere Werte anstreben zu wollen.

Insgesamt ein gemischtes Bild, welches langfristig steigende Preise, mittelfristig eine Fortsetzung der Seitwärtsphase und kurzfristig weiteren Korrekturbedarf erwarten lässt.

Bereits vor vier Wochen hatte ich vor der hohen kommerziellen Shortposition gewarnt. Die neuesten Daten haben sich nicht verbessert. Im Gegenteil, im Zuge des Short-Squeeze ausgehend vom Tief Anfang Juni haben die spekulativen Marktteilnehmer die größte Silber-Long-Position seit über drei Jahren aufgebaut. Analog dazu bewegt sich die Netto-Shortposition der kommerziellen Händler mit derzeit 58.347 leerverkauften Kontrakten auf historisch gefährlichen Niveaus. Dieses Level wurde bereits am am 8.Juli erreicht und hat seitdem Bestand.

In den letzten viereinhalb Jahren hielt das "smart money" siebenmal eine Shortposition von ca. 60.000 Kontrakten. Nur im September 2010 wurden sie in einem parabolischen Move von den Bullen überrannt. Parabolische Anstiege sind jedoch selten und bleiben die Ausnahme an den Finanzmärkten. Sechsmal (d.h. 85,7%) lagen die kommerziellen Händler absolut richtig, wobei ihre Shortposition jeweils innerhalb von zwei Monaten profitabel wurde. Demnach können wir die aktuellen CoT-Daten wie folgt interpretieren:

Mit einer Wahrscheinlichkeit von 86% müsste der Silberpreis bis spätestens zum 8.September eine deutliche Korrektur sehen, damit die Commercials ihre Shortposition im Gewinn glattstellen können.

Die kurzfristigen Stimmungsindikatoren sind durchaus positiv zu interpretieren. Die wöchentliche Kitco Gold Umfrage lieferte am Freitagnachmittag 63,6% bearishe Marktteilnehmer. Dementsprechend ist der leicht positive Wochenauftakt nicht verwunderlich.

Die längerfristigen Sentimentdaten laden allerdings nicht zum Einstieg ein. Der Silber Optimism Index (Silver Optix) bewegt sich mit Blick auf die letzten fünf Jahre nahe der Extremwerte. Vor allem aber sind die Minenaktien (Gold Bugs Index) heiß gelaufen (90%).

Daher wird es in den nächsten Wochen wohl mindestens noch eine weitere Kitco Gold Umfrage mit mehr als 60% Bären benötigen, um die Stimmung wirklich wieder zu bereinigen.

Während wir uns beim Goldpreis direkt am Beginn der besten saisonalen Phase befinden, darf aus dieser Perspektive für den Silberpreis nicht all zu viel erwartet werden. Im langfristigen Durchschnitt erzielte Silber im August ein Minus von ca. 1,3%. Dafür wartet der September dann aber mit einem ordentlichen Plus von durchschnittlich 4%. Diese Zyklik scheint aktuell gut zu passen, denn Silber müsste im August vor allem wegen der schlechten CoT-Daten deutlich korrigieren und könnte dann im September wieder durchstarten.

Insofern ist der antizyklisch handelnde Anleger gut beraten, schwächere Kurse im August zum Einstieg zu nutzen.