Kolumne von Björn Junker

Top-Performer 2014: Platin, Palladium und Nickel - wer hätte damit gerechnet

Einen sehr interessanten Artikel zur Entwicklung am Markt für Metalle der Platingruppe veröffentlichte gestern die kanadische Financial Post. Nach Ansicht der Autoren hat sich eine geopolitische Situation aufgebaut, die "dramatische weltweite Auswirkungen" auf die Metalle der Platingruppe haben dürfte. Einen Meinung, die auch Greg Johnson, CEO der Platingesellschaft Wellgreen Platinum (WKN A1XBAJ / TSX-V WG) teilt. Analysten gehen davon aus, dass die Preise dieser Metalle in absehbarer Zeit auf neue Hochs steigen werden.

In Südafrika, so die Financial Post, haben lange und teilweise tödliche Streiks in den vergangenen zwei Jahren zusammen mit stetig steigenden Betriebskosten in den in enorme Tiefen reichenden Untertageminen den größten Platinproduzenten der Welt schwer zugesetzt. In Südafrika liegen 80% der weltweit bekannten Platinreserven und, so die FP, und die Credit Suisse habe berichtet, dass auf Grund des andauernden aktuellen Streiks dieses Jahr 1 Mio. Unzen Platin mehr im Boden verbleiben werden als zuvor gedacht. Und die Standard Bank Group (SBG) schätzt, dass dies, zusammen mit der steigenden Nachfrage, 2014 zu einem Marktdefizit von bis zu 795.000 Unzen Platin führen wird. Das entspräche rund 15% des weltweiten Angebots der Produzenten – und eine Erleichterung sei nicht in Sicht.

Diese Angebotsprobleme seien größtenteils struktureller Natur, sodass davon ausgegangen werde, dass sie für die absehbare Zukunft fortdauern werden, hieß es weiter. Die Bank of America-Merrill Lynch geht davon aus, dass Platin 2014 im Schmitt 1.554 USD pro Unze kosten wird – nach 1.488 USD im vergangenen Jahr -, eine Unze des Edelmetalls 2015 durchschnittlich 1.775 USD pro Unze kostet, bevor der durchschnittliche Preis 2016 auf 1.775 USD je Unze steigen wird. Die Prognose der SBG, dass das Angebotsdefizit am Markt für Platin und Palladium bis Ende 2020 andauern wird, unterstützt dieser These. Für 2020 wird ein Platinpreis von 2.500 USD und ein Palladiumpreis von 1.250 USD pro Unze prognostiziert – trotz eines erwarteten Anstiegs des Recyclings.

"Es steht außer Frage, dass die Platinproduzenten in Südafrika kämpfen müssen und dass es Jahre dauern könnte, bis sich die globale Produktion erholt hat," erklärte Wellgreen Platinums Greg Johnson laut FP, nachdem extrem lange Gehaltsverhandlungen mit 70.000 streikenden Arbeitern vergangene Woche ergebnislos blieben, was erneut zu Gewalt im südafrikanischen Platingürtel führte.

Und abgesehen von den Problemen in Südafrika gibt es ja auch noch die Ukrainekrise, die weiteren Druck auf das Palladiumangebot, das "Schwestermetall" von Platin, ausübt. Und die Minenproduktion von Palladium geht laut FP ohnehin schon seit 2004 zurück. Internationale Sanktionen gegen Russland, das rund 40% des weltweiten Palladiums produziert, könnten Analysten zufolge, sagt die FP, den Preis auf mehr als 1.000 USD pro Unzen steigen lassen.

Das heißt, geopolitische Faktoren könnten große Auswirkungen auf die wenigen auf Metalle der Platingruppe ausgerichteten Unternehmen haben, die in der "ersten Welt" tätig sind. Stillwater Mining (WKN 893759 / NYSE SWC), der größte nordamerikanische Produzent von Platingruppenmetallen und North American Palladium (WKN 858071/ TSX PDL) sind nur zwei aus einer Handvoll produzierender Unternehmen, die es Anlegern erlauben, außerhalb von sehr risikoreichen Regionen an der Entwicklung der Metalle der Platingruppe teilzuhaben. Doch selbst Stillwater und North American Palladium haben zuletzt Unternehmens- oder Finanzrestrukturierungen durchgemacht. In der Wachstumsphase, so die FP weiter, haben sich die Entwickler Duluth Metals (WKN A0LEK6 / TSX DM) und Polymet (WKN 870808 / TSX POM) mit Glencore-Xtrata (WKN A1JAGV) bzw. Antofagasta (WKN 867578) zusammengetan, während Platinum Group Metals (WKN 121418 / TSX PTM) und Ivanhoe Mining (WKN A1W4VG / TSX: IVN) zwar ihren Sitz in Kanada haben, ihre wichtigsten Minen aber in Südafrika.

Ein weiteres Unternehmen in der Wachstumsphase ist laut Financial Post eben Wellgreen Platinum, die im Yukon Territory aktiv eines der größten Platinmetallprojekte weltweit vorantreibe, das nicht im Besitz eines Majors ist. Wellgreen verfüge über das Potenzial auf eine Tagebauproduktion von 7 Mio. Unzen an Platinmetallen und Gold sowie von 2 Mrd. Pfund Nickel über das gesamte Minenleben hinweg, hieß es weiter. Das Unternehmen plane, die Ergebnisse einer aktualisierten Wirtschaftlichkeitsstudie im Juli 2014 vorzulegen.

"Angesichts der zu erwartenden Angebotsverknappung und der anhaltenden Krisen in Südafrika und auf der Krim suchen die Anleger nach Projekten mit signifikanten Mengen an Platinmetallen in geopolitisch stabilen, bergbaufreundlichen Regionen, um die Angebotsstabilität zu gewährleisten", zitiert die FP Greg Johnson.

Platin und Palladium sind sowohl Edel- als auch Industriemetalle, wobei die größte Anwendung der Einsatz in Katalysatoren ist. Dieselfahrzeuge benötigen einen größeren Anteil von Platin, während bei Benzinern ein höherer Einsatz des günstigeren Palladiums möglich ist. Neue europäische Emissionsregeln, die im September 2014 und 2015 in Kraft treten, sowie steigende Umweltstandards in China dürften zudem die Nachfrage nach sowohl Platin als auch Palladium steigen lassen, sagen die Analysten der Scotiabank laut FP vorher.

Während die Stärke der Platinmetalle zumindest zum Teil absehbar war, wurden viele Analysten vom Turnaround des Nickelpreises komplett überrascht. Nickel wird oft zusammen mit Platin und Palladium produziert und ist eine wichtige Komponente bei der Herstellung von Edelstahl. Nachdem sich Nickel aus einem langjährigen Bärenmarkt befreien konnte, ist es bislang 2014 das am besten laufende Metall – gefolgt von Palladium und Platin.

Indonesien, einer der größten Lieferanten von Nickel weltweit, hatte Anfang des Jahres ein Exportverbot für nicht weiterverarbeitetes Erz erlassen, um Auslandsinvestitionen in die Erzverarbeitung im Land zu unterstützen.

Die Scotiabank erklärte in einem Bericht, dass das Exportverbot zwar vor mehr als vier Jahren mit dem Startdatum Januar 2014 angekündigt worden sei, aber nur wenige Marktbeobachter auch glaubten, dass Indonesien diese Pläne wirklich umsetzen würde. Doch nach drei Monaten, ohne dass ein Ende oder eine Abmilderung des Verbots in Sicht sei, habe der Nickelmarkt begonnen in Panik zu geraten, sodass der Preis stark angestiegen sei.

Der Nickelpreis erreichte ein 27-Monatshoch bei 9,70 USD pro Pfund, was einen Anstieg von 60% gegenüber den 6 USD pro Pfund aus dem Jahr 2013 bedeutet. Denn das indonesische Exportverbot betrifft rund 30% der weltweiten Produktion und die Aussicht auf mögliche Sanktionen gegen Russland, wo Nickelproduzent Norilsk Nickel sitzt, und die Schließung der Goro-Mine von Vale tun ihr Übriges. Trotz der folgenden Korrektur steht der Nickelpreis jetzt immer noch ungefähr 45% über dem Tief von 2013. Die Citigroup sagt zudem voraus, dass der Nickelpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen und 2015 auf mehr als 13 USD pro Pfund steigen wird.

Wie die meisten Platin und Palladium enthaltenden Lagerstätten, führt die FP aus, enthält auch das Wellgreen-Projekt große Mengen an Nickel sowie geringere Mengen an Kupfer und Kobalt.

Es sei nicht oft zu beobachten, dass Ereignisse sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite einen solch dramatischen Einfluss auf ein Bergbauprojekt hätten, erklärte Herr Johnson, der über 25 Jahre Erfahrung in der Erkundung und Entwicklung von Großprojekten in Alaska Kanada, Afrika, Australien und Russland verfügt, laut FP.

"Die Ereignisse weltweit haben unsere Vision von der Entwicklung von Wellgreen zu einem signifikanten Produzenten von Platinmetallen mit erheblichen Beiträgen von Nickel und anderen Buntmetallen, die möglicherweise die Abbaukosten abdecken, beflügelt. Das bedeutet, unsere Cashkosten für die Produktion einer Unze Platin oder Palladium könnten, diese Beiträge eingerechnet, so bei null liegen. Oder als Ko-Produkt Platinmetall- und Nickelproduzent würden unsere Kosten im unteren Viertel der Produktionskosten liegen", führte Johnson gegenüber der FP aus.

"Wir gehen zwar davon aus, dass Platin und Palladium den größten Beitrag zu unserem operativen Cashflow liefern werden, doch verfügen wir über einen signifikanten Hebel auf den Nickelpreis. Denn jeder Anstieg des Nickelpreises um 1 USD pro Pfund würde sich geschätzt in unserer Bilanz mit zusätzlich 50 Mio. Dollar pro Jahr niederschlagen."

Die Ergebnisse der aktualisierten Studie zur Wirtschaftlichkeit des Wellgreen-Projekts dürften bis Ende Juli 2014 vorliegen, worauf die Arbeiten an Studien auf Machbarkeitsniveau folgen sollen.

Die Financial Post beschließt ihren Bericht mit der Ansicht, dass kluge Anleger im Bereich der Platinmetalle und von Nickel eine gewinnreiche Zeit erleben könnten.

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