Finanzielle Repression: Beseitigung von Staatsschulden auf Kosten der Sparer
Die einstige Sparer-Nation Deutschland weiß nicht mehr, wohin mit ihrem Geld – auf Spareinlagen gibt es nur mickrige Zinsen, die durch die Inflation aufgefressen werden. Immer neue Steuern und Abgaben belasten die Verbraucher, weitere Zwangsmaßnahmen wie Vermögensabgaben sind im Gespräch. Die Zeiten, in denen das Geld in einem gut verzinsten Bausparvertrag oder täglich abrufbar bei Direktbanken geparkt wurde, sind längst vorbei – die sogenannte "finanzielle Repression" ist im Alltag der Deutschen angekommen.
Unter diesem Begriff verstehen Ökonomen einen schleichenden Verlust der Spareinlagen, der von Seiten des Staates beeinflusst und sogar befördert wird. Die Zentralbank drückt dabei die Zinssätze so stark, dass Sparer und Geldanleger einen Teil ihres Vermögens durch die Inflation verlieren, weil die Zinsgewinne die Geldentwertung nicht mehr ausgleichen. Banken müssen ihren Kunden keine hohen Zinsen mehr anbieten, weil sie das Geld "billiger" bei der Zentralbank erhalten.
In der Wirtschaftswissenschaft wird eine finanzielle Repression durch mehrere Merkmale gekennzeichnet. So sind beispielsweise üblicherweise die Zinssätze auf Staatsschulden nach oben begrenzt. Zudem werden nationale Banken angehalten, Anleihen des eigenen Staates zu kaufen oder als Reserven zu halten. Entsprechende Entwicklungen sind infolge der Finanzkrise seit 2007 zu beobachten, als es zu großen stützenden Maßnahmen der Zentralbanken kam, welche jedoch die Inflation nicht unterstützt haben. Im Gegenteil: Inzwischen steht die Eurozone kurz vor einer Deflation. Doch Sparer können Geld nur noch zu Niedrigzinsen an die Bank verleihen. Sie finanzieren über die schleichende Entwertung ihrer Guthaben also sogar indirekt die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
Ein Blick in die Welt macht deutlich, dass Sparvermögen rund um den Globus bedroht sind – in allen entwickelten Ländern und in vielen Schwellenländern ist eine negative Realverzinsung am Geldmarkt zu beobachten, der Nominalzins liegt in diesen Ländern also unterhalb der Inflationsrate. Dies kommt einer schleichenden Enteignung der Geldvermögen gleich. Und die Folgen reichen noch weiter: Das Preisniveau, beispielsweise in Deutschland, wird drastisch steigen. Deutschland wird durch die finanzielle Repression also insgesamt vermögensärmer.
Verantwortlich für die finanzielle Repression sind in erster Linie die Notenbanken in aller Welt. Beispiel USA: Der frühere Fed-Präsident Ben Bernanke und seine Nachfolgerin Janet Yellen stehen für eine ultralockere Geldpolitik in Verbindung mit einer Niedrigzinspolitik. Sie haben dafür gesorgt, dass die Euphorie an den Aktienmärkten stark liquiditätsgetrieben ist – und viele Ökonomen befürchten, dass eine starke finanzielle Repression mit einer weiteren Entwertung des Geldes auch künftig auf der Tagesordnung stehen wird.
Die Politik des billigen Geldes, kombiniert mit rechnerischen Nullzinsen, belastet also die Sparer – für die Notenbanken ist die finanzielle Repression jedoch ein Glücksfall. Politiker versuchen auf diesem Weg ganz nebenbei, die massiven Staatsschulden einfach wegzuinflationieren. Denn nicht nur das Sparguthaben, sondern auch Schulden verlieren an Wert. Wohin diese Spirale führen kann, hat die Geschichte allerdings eindrucksvoll bewiesen – die Hyperinflation von 1923 ist nur ein Beispiel für den gescheiterten Versuch, Staatsschulden mit der Notenpresse zu beseitigen.