Kolumne von Benjamin Summa

Silber: Trotz Kurssturz gefragt

Das Jahr 2013 verlief für Silber nicht gerade glänzend. In den ersten zehn Monaten verlor das mit großem Abstand günstigste Edelmetall mehr als 25 Prozent an Wert. Silbermünzen waren dennoch gefragt wie nie – und dafür sprechen viele Gründe.

Rekordmünzverkäufe in den USA

Die miserable Performance hielt den durchschnittlichen US-Bürger allerdings nicht davon ab, Dollars in Silbermünzen umzutauschen. Bereits im November meldete die US Mint, die Münzprägeanstalt der USA, für 2013 einen Rekordabsatz von Silbermünzen (Silver Eagle). Mit 40,175 Millionen Feinunzen verkaufte man mehr als im bisherigen Rekordjahr 2011. Damals wanderten 39,869 Millionen Feinunzen in Form von Silbermünzen in die Schatullen verunsicherter Anleger. Das Vertrauen der US-Bürger in den US-Dollar hat auch in diesem Jahr sehr gelitten. Neben dem 16-tägigen Stillstand der US-Verwaltung sorgte man sich auch über einen drohenden Staatsbankrott, weil sich US-Politiker erst in allerletzter Minute auf ein Anheben der Schuldenobergrenze geeinigt hatten. Mit dem Anheben der bis dahin gültigen Grenze von 16,7 Billionen Dollar ist die Zahlungsfähigkeit der USA bis Februar 2014 gesichert. Auf einen soliden Staatshaushalt muss man aber sicher noch länger warten.

Auch in Europa eine echte Alternative

Ähnliche Sorgen plagen auch viele Europäer, schließlich waren in den vergangenen Jahren diesseits des Atlantiks die Staatsschulden und die Geldmengen ebenfalls regelrecht explodiert. Weil Zentralbanken Geld praktisch "aus dem Nichts" bzw. "per Dekret" erschaffen können, verliert dieses sogenannte Fiat-Geld – was natürlich nicht als Abkürzung von "Fehler in allen Teilen" gedacht war – immer mehr an Vertrauen. Bei vielen Bürgern setzt sich die Erkenntnis durch, dass herkömmliches Geld wie Dollar oder Euro im Grunde genommen wenig inneren bzw. echten Wert besitzt. Die materiellen Werte von Papiergeld und Geldmünzen sind daher nicht der Rede wert.

Bei Silbermünzen sieht die Situation hingegen anders aus. Als besonders beliebt gelten hier Münzen mit einem Gewicht von einer Feinunze – also ungefähr 31,10 Gramm. Ihr Materialwert lässt sich besonders leicht in Erfahrung bringen und schwankt gegenwärtig um die Marke von 20 Dollar. Auf Dollarbasis ist eine Feinunze Gold derzeit um den Faktor 62 wertvoller als das häufig etwas despektierlich als "Gold des armen Mannes" bezeichnete Silber. Dies bringt Vorteile, aber auch so manchen Nachteil mit sich. Kleine Anschaffungen oder Gegenleistungen ließen sich zum Beispiel via Silber einfacher begleichen. Wer hingegen Silber zum Vermögensschutz in nicht "haushaltsüblichen Mengen" anschafft, muss bei der notwendigen sicheren Lagerung in Tresoren aufgrund des erhöhten Platzbedarfs mehr bezahlen als bei Gold. Außerdem brauchen Anleger aufgrund der höheren Kursschwankungsintensität (neudeutsch: Volatilität) gegenwärtig noch stärkere Nerven als bei Gold. So übertraf im November die historische 250-Tage-Volatilität mit fast 33 Prozent die vergleichbare Risikokennzahl von Gold um den Faktor 1,5.

Silber, bald teurer?

Für Edelmetallexperte Florian Grummes steckt der Silberpreis seit Mai 2011 in einem mittelfristigen Bärenmarkt. Zwei wichtige Unterstützungen sieht er bei 21,50 und bei 19,50 Dollar. Beide wurden im Frühsommer zeitweise klar unterschritten. Grummes meint: "Die letztlich alles entscheidende Unterstützung und gleichzeitig mein persönliches "Worstcase"-Szenario liegt im Bereich um 14,65 bis 16,25 Dollar. Allerspätestens hier dürfte der Boden erreicht werden." Allerdings merkt er an, dass die Stimmung unter den Anlegern äußerst depressiv und niedergeschlagen sei. Daher könne er sich auch bereits auf dem aktuellen Niveau eine Bodenbildung vorstellen. Erst Kurse oberhalb von 23,00 Dollar würden indes das Ende des Abwärtstrends signalisieren.

Fiskus schlägt bei Silber zu

Für Hugo Hagen von pro aurum gibt es aber auch ganz triviale Gründe, warum sich Silber demnächst verteuern könnte. Seit 50 Jahren beschäftigt er sich mit Edelmetallen und kennt sich daher in der Materie bestens aus. Er weist darauf hin, dass sich "Vater Staat" ab Januar 2014 beim Verkauf von Silbermünzen zu Anlagezwecken nicht mehr mit dem ermäßigten Steuersatz in Höhe von sieben Prozent zufriedengeben wird. Künftig wird der Fiskus 19 Prozent Mehrwertsteuer kassieren. Zahlreiche Händler wollen im kommenden Jahr beim Verkauf von Silbermünzen allerdings auf die sogenannte Differenzbesteuerung ausweichen. Dabei unterliegt nur die Spanne zwischen dem An- und Verkaufspreis der Mehrwertsteuer. Für Ende November werden die Umsetzungsrichtlinien des Finanzministeriums hierzu erwartet. "Dann können wir eine endgültige Aussage treffen, ob diese für unsere Kunden vorteilhafte steuerliche Vorgehensweise bei pro aurum Anwendung finden kann", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum. Für "Gebrauchte Münzen" oder Silbermünzen aus dem EU-Ausland müssten Anleger dann auch künftig – trotz der Mehrwertsteueranhebung – nicht tiefer in die Tasche greifen.

Starke Silbernachfrage zum Jahresende

In den vergangenen Jahren entfiel bei pro aurum knapp 75 Prozent des gesamten Edelmetallhandels auf Gold. Silber kam auf einen Anteil von 20 Prozent und die restlichen 5 Prozent teilten sich die Schwestermetalle Platin und Palladium. Im Zuge der anstehenden Mehrwertsteuererhöhung kletterte die Silberquote in den vergangenen Monaten sukzessive auf über 30 Prozent. Vor einigen Monaten waren die Topseller Maple Leaf (Kanada) und American Eagle wegen der großen Nachfrage in Nordamerika nicht oder nur mit historisch extrem hohen Aufgeldern zu bekommen. "Aus diesem Grund konzentrierten wir uns bei pro aurum auf die Münzen 1,5 Unzen Polar Bear, die Silberunze Philharmoniker oder die Kilomünzen aus Australien, die zu vergleichsweise günstigen Prämien erhältlich waren. Mittlerweile sind aber alle gängigen Silbermünzen prompt lieferbar", sagt Robert Hartmann.