Kolumne von Ingrid Heinritzi

Elementos könnte der nächste Zinn-Produzent werden

Zinn gehört zu den wichtigen Metallen unserer Zivilisation. Da sich zwischen Angebot und Nachfrage eine Schere auftun dürfte, sind neue Zinnminen gefragt. Der Managing Director von Elementos Limited, Calvin Treacy, erklärt im Interview, warum sich das Management auf Zinn fokusiert.

Zinn-Soldaten, Orgelpfeifen, Blechdosen und Bronze-Medaillen – das Wissen über Zinn beschränkt sich bei den meisten Menschen auf wenige Produkte. Doch das silberne, weiche Metall führt in der modernen Technologie einen Siegeszug durch. Und zudem ist es vergleichsweise rar auf unserem Globus. Nicht von ungefähr kommt es, dass Zinn rund 3 Mal wertvoller als Kupfer ist. Kostet Kupfer pro Tonne derzeit etwa 7.100 US-Dollar, so sind es bei Zinn rund 23.000 US-Dollar. Und der Preis zeigt über die vergangenen Jahre eine deutliche Steigerung. Grund ist der steigende Gebrauch von Zinn bei gleichzeitig problematischer Angebotsseite.

Heute werden rund 350.000 Tonnen Zinn hauptsächlich für Löt-Material, Weißblech, Chemikalien und Bronze verwendet. Dabei steigt die Nachfrage kontinuierlich. Im Konsumelektronik-Sektor sowie bei Lithium-Ionen-Batterien, Solarzellen und Edelstahl werden die Eigenschaften des Zinns immer mehr geschätzt. Zudem wird Zinn aufgrund des Verbots von Blei in verschiedenen Anwendungen vermehrt benötigt. Auf der Angebotsseite geht vor allem die Produktivität der alten Minen in China und Indonesien, den zwei größten Zinn-Lieferanten zurück. Von 2011 auf 2012 schmälerte sich daher das Zinn-Angebot aus dem Bergbau von 244.000 Tonnen auf 230.000 Tonnen. Ohne genügend recycltes Material bestünde ein extremes Unterangebot auf dem Weltmarkt. Jüngst ging auch der Lagerbestand an der Londoner Metallbörse auf ein 10-Monats-Tief zurück.

Neue Zinn-Minen werden daher von der Industrie freudig begrüßt. Das australische Unternehmen Elementos Limited besitzt auf der Insel Tasmanien in Australien ein aussichtsreiches Zinn- und Wolfram-Projekt. Die Cleveland-Mine war bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts eine produzierende Zinn-Mine, wurde dann jedoch aufgrund des niedrigen Zinnpreises geschlossen. Elementos plant die Wiederaufnahme der Produktion. Aufgrund der vorhandenen Ressourcen und der Zusammensetzung des Gesteins scheint dieser Plan durchaus realisierbar. Bekannte Vorkommen im Projekt umfassen 53.000 Tonnen Zinn, 8.800 Tonnen Wolfram und 20.000 Tonnen Kupfer.

Wolfram ist insofern äußerst interessant, da es als äußerst kritisches Metall eingestuft wird. In China wird derzeit der Großteil produziert und dort liegen auch die größten derzeit bekannten Vorkommen. Ein neuer Lieferant würde daher von den industriellen Abnehmern weltweit begrüßt. Calvin Treacy, Managing Direktor bei Elementos, erklärt im Interview, wie sich die aktuelle Situation auf dem Zinn-Markt und bei seinem Unternehmen darstellt.

Frage: Calvin, gehen Sie davon aus, dass der Zinn-Preis die Hochs aus dem Jahr 2011 wieder erreichen kann?

Calvin Treacy: Ausgehend von den Fundamentaldaten würde ich erwarten, dass der Zinn-Preis langfristig weiter nach oben geht. Auf der Angebotsseite könnte es Probleme geben. Denn der Bergbaukonzern Minsur SA aus Peru hat bekannt gegeben, dass die weltgrößte Zinn-Mine, San Rafael, 2018 ausgebeutet sein dürfte. Das ergäbe eine Schmälerung der Produktion um 30.000 Tonnen pro Jahr. Zusätzlich zu der Schließung von San Rafael wird erwartet, dass die Produktion von leicht zugänglichen Vorkommen in China und Indonesien abnehmen wird.

Frage: Kann dann beim Verbrauch eingespart werden?

Calvin Treacy: Im Gegenteil. Die Nachfrageseite hat sich seit 2001 extrem verändert. Denn in diesem Jahr wurde Blei aus allen Gebrauchs-Elektronikgeräten verbannt. Im Jahr 2000 betrug die weltweite Zinn-Produktion rund 250.000 Tonnen pro Jahr. Nur 20 Prozent davon wurde als Lötzinn verwendet. 2011 hat der Zinn-Konsum mehr als 370.000 Tonnen erreicht und 75 Prozent davon werden für High-tech-Anwendungen verwendet, inklusive 52 Prozent für Löt-Zwecke.

Frage: Elementos bekam über den Zusammenschluss mit Rockwell das Cleveland-Zinnprojekt in Tasmanien. In der letzten Zeit wurde eine ganze Menge über die starken Erhöhungen bei den Steuern im Bergbau diskutiert. Beeinflusst die neue Steuer auch Ihr Projekt?

Calvin Treacy: Glücklicherweise werden wir nicht durch die Bergbau-Steuer berührt. Die Steuer war nur für den Kohle- und den Eisenerz-Sektor ausgearbeitet worden. Jedoch die jüngst gewählte Regierung nimmt eher eine politische Position ein, die dazu führen könnte, dass die neue Bergbau-Steuer ganz fallen gelassen wird.

Frage: Wann könnte Elementos in Produktion gehen?

Calvin Treacy: Elementos besitzt verschiedene Entwicklungsoptionen. Die schnellste Möglichkeit bis zur Produktion wären 12 bis 18 Monate.

Frage: Haben Sie die nötigen Mittel für diese Investments schon gesichert oder muss Elementos nochmals an die Finanzmärkte für frische Mittel gehen?

Calvin Treacy: Aktuell haben wir noch nicht die benötigte Finanzierung gesichert, die uns erlauben würde das Projekt zu entwickeln. Aber wir sind derzeit dabei 2 bis 3 Millionen Australische Dollar aufzunehmen, um mit den Umwelt-Genehmigungen und Entwicklungsstudien fortzufahren. Die Kapitalaufnahme und unsere Pläne sind sehr gut aufgenommen worden. Es gibt ein starkes Interesse von einigen Investorengruppen. Wir sind daher zuversichtlich, dass die Kapitalaufnahme erfolgreich sein wird.