Kolumne von Benjamin Summa

Gold: Die Macht der Terminmärkte

Gold – die Macht der TerminmärkteAnleger können Goldinvestments in physischer Form oder in Papierform tätigen. Besonders hohe Summen werden via Futures-Kontrakten an den internationalen Terminbörsen umgesetzt – allen voran an der in den USA beheimateten Commodity Exchange.

Terminmärkte genau beobachten

Um sich der Bedeutung der Terminmärkte bewusst zu werden, sollten sich Privatanleger einmal anschauen, was sich hinter einem in den USA gehandelten Gold-Future eigentlich verbirgt. Er repräsentiert nämlich den Gegenwert von 100 Feinunzen des gelben Edelmetalls. Bei einem unterstellten Goldpreis von 1.400 Dollar entspräche dies einem Gegenwert in Höhe von 140.000 Dollar. Um einen solchen Gold-Future zu kaufen (long) oder zu verkaufen (short), muss man derzeit eine Sicherheitsleistung (Margin) in Höhe von 8.800 Dollar hinterlegen. Das heißt: Für einen Bruchteil des Kontraktwerts – in unserem Beispiel weniger als sieben Prozent – kann man am Auf und Ab des gelben Edelmetalls in gehebelter Form partizipieren.

Die Gold-Futures sind mit unterschiedlichen Fälligkeiten ausgestattet und weisen Laufzeiten von in der Spitze mehr als fünf Jahren auf. Normalerweise kommt es am Ende der Fälligkeit nicht zur physischen Lieferung von Gold, sondern entweder zum Auflösen der Position oder zum Tausch in einen länger laufenden Future. Auf Basis der Marktdaten vom 27. August lag die Anzahl der offenen Kontrakte – der sogenannte Open Interest – bei 384.102 Futures. Die hieraus abgeleitete Goldmenge beläuft sich somit auf fast 1.200 Tonnen. Zur Erinnerung: Im November 2010 war das Interesse an Gold deutlich größer. Damals wurde ein Rekordniveau von über 650.000 Kontrakten gemeldet, was einer Goldmenge von über 2.000 Tonnen entsprach.

COT-Report verbessert Transparenz

An den Terminmärkten für Gold treffen Akteure mit den unterschiedlichsten Zielen zusammen. Vereinfacht ausgedrückt kann man diese in zwei Lager einteilen. Die einen nutzen Futures, um Preissicherung zu betreiben. Sie sind in der Goldbranche verwurzelt, zum Beispiel als Förderer oder Verarbeiter des gelben Edelmetalls. Auf der anderen Seite nutzen Finanzinvestoren bzw. Spekulanten den Future vor allem aus einem Grund: Sie wollen Performance generieren. Wer einen Kontrakt kauft (long), profitiert von einem Anstieg des Goldpreises, wer einen Kontrakt verkauft (short), verdient an einem fallenden Goldpreis. Privatanleger sind bei Futures hingegen kaum präsent. Der Grund liegt auf der Hand: Mit jeder Goldpreisbewegung um zehn Dollar wird der Halter eines Gold-Futures auf dem Papier um 1.000 Dollar ärmer oder reicher. Langfristige Strategien sind via Futures theoretisch zwar darstellbar, erfordern aber ein starkes Nervenkostüm. Es besteht nämlich stets die Gefahr, dass der Anleger seine hinterlegte Sicherheitsleistung erhöhen muss, weil der Markt gerade gegen ihn läuft. Nichtsdestotrotz sollte jeder Goldinteressierte die Futures auf das gelbe Edelmetall auf dem Radar haben und deren Entwicklung genau beobachten.

Einmal pro Woche – in der Regel am Freitagabend – informiert die Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) in ihrem COT-Report (Commitments of Traders) über die aktuellen "Kräfteverhältnisse" in den verschiedenen Märkten wie zum Beispiel Gold. Hier erfährt die Allgemeinheit dann, welche Gruppe von Marktteilnehmern mehrheitlich optimistisch gestimmt ist, und wer eher eine pessimistische Markterwartung hat. Dabei teilt die CFTC die Marktakteure in drei Gruppen ein: die Vertreter der Goldbranche (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables).

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Bullen versus Bären

Beim COT-Report interessieren sich Anleger vor allem für zwei Dinge: Wie fällt das Verhältnis von long und short positionierten Gold-Futures in den verschiedenen Gruppen von Marktakteuren aus und wie hat sich die daraus resultierende Marktposition im Vergleich zur Vorwoche entwickelt? Von einer Netto-Long-Position wird gesprochen, wenn mehr Futures gekauft als verkauft worden sind. Sie zeigt an, dass die Mehrheit dieser Marktakteure eine optimistische Marktmeinung bezüglich Gold einnimmt. Bei einer Netto-Short-Position wurden hingegen mehr Futures verkauft als gekauft, was eine überwiegend pessimistische Markterwartung anzeigt.

Das Jahr 2013 war bislang davon gekennzeichnet, dass große wie kleine Spekulanten ihren Optimismus massiv zurückgeschraubt haben und dadurch für die schlechte Goldperformance maßgeblich verantwortlich waren. Seit dem Jahresultimo stürzte die kumulierte Netto-Long-Position der spekulativen Marktakteure von plus 188.659 Futures auf ein am 9. Juli markiertes Jahrestief von 19.941 Kontrakten (-89,4 Prozent) ab. Im selben Zeitraum erodierte bei den Großspekulanten die Netto-Long-Position von 148.519 auf 16.557 Futures (-88,8 Prozent), die Kleinspekulanten waren zeitweise sogar netto short positioniert, also überwiegend pessimistisch gestimmt. Der jüngste COT-Report deutet nun darauf hin, dass mit Blick auf den von den Terminmärkten ausgehenden Verkaufsdruck mittlerweile das Schlimmste überstanden sein dürfte. So sind zum Beispiel auf Basis der Daten vom 27. August Großspekulanten mit plus 78.289 Kontrakten netto long, und auch die Kleinspekulanten sind mit netto 9.349 Futures wieder ins "Bullenlager" zurückgekehrt. Summa summarum hat sich die kumulierte Netto-Long-Position seit ihrem Julitief auf aktuell 87.638 Kontrakte mehr als verdreifacht.

Wichtig zu wissen: Die niedrigen Goldpreise animierten viele Privatanleger zum Kauf von "echtem Gold", das nicht als Derivat, sondern in physischer Form gehandelt wird. "Unsere Kunden investieren in Gold, um sich gegen Geldentwertung durch die ultralaxe Notenbankpolitik abzusichern", erklärt Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum. Er wies darauf hin, dass während der diesjährigen Goldbaisse acht von zehn pro aurum-Kunden auf der Käuferseite standen. Von einer Verkaufspanik kann in diesem Marktsegment – im Gegensatz zu den Terminmärkten – auf keinen Fall gesprochen werden.